Rezension

Alcest

Kodama


Highlights: Onyx // Je Suis D'ailleurs
Genre: Postrock
Sounds Like: Mogwai // M83 // Red Sparowes // Explosions In The Sky // 65daysofstatic

VÖ: 30.09.2016

Seit 2001 ist der französische Musiker Stéphane Paut alias „Neige“ nun schon als Alcest unterwegs. In frühen Jahren eine Mischung aus Black Metal und Shoegaze spielend, wandte er sich in jüngster Vergangenheit deutlich eingängigeren Sphären zu – das vor zwei Jahren erschienene „Shelter“ streifte gar das Dreampopgenre mit hellem Gitarrenspiel und der weichen Stimme von Neige dazu. Das nun erscheinende „Kodama“ allerdings widerspricht diesem Trend: Deutlicher wieder dem Rock zugewandt und sich stilistisch an einigen Stücken auf „Les Voyages De L’Âme“ orientierend. Vom Titel und Artwork her hat sich Neige dazu vom Herkunftsland des japanischen Wortes „Kodama“, zu Deutsch „Baumgeist“, inspirieren lassen.

Storytechnisch drehen sich die Lyrics rund um das Universum von Hayao Miyazakis Anime „Prinzessin Mononoke“, was aber hörtechnisch kaum eine Rolle spielt: Man vernimmt sie schlicht kaum, noch dazu singt Neige in seiner Heimatsprache. „Kodama“ enthält zwar kaum Growls oder kehlige Schreie wie die Mehrzahl der bisherigen Werke Neiges („Je Suis D’ailleurs“ fällt dabei am ehesten auf), allerdings unternimmt er das interessante Experiment, seine Stimme hinter den Instrumenten einzuordnen. Im Vordergrund dagegen: Gitarre und Schlagzeug. Über weite Strecken klingt „Kodama“ so wie ein Mogwai-Album, auch diese setzen auf den starken Laut-Leise-Kontrast von Gitarren und Schlagzeug und lassen Gesang, so er denn überhaupt stattfindet, als verzerrte Stimmen im Background passieren.

„Kodama“ ist Postrock. Lupenreiner sogar, sechs Stücke in einer LP-Länge sprechen Bände und dass ein Großteil sich instrumental abspielt, natürlich auch. Als Postrockalbum schwimmt es im Strom mit, setzt sicherlich weder Maßstäbe noch auf Innovation. Handwerklich ist „Kodama“ gut gemacht, auch das ein Standard im Genre. Verknüpfungen oder Ausflüge in härtere Gefilde früherer Alben gibt es nicht, lediglich ein monotones Stampfen in „Onyx“ erinnert vage an Black-Metal-Rhythmen. Insgesamt gesehen ist „Kodama“ ein Album, das eine Postrocksammlung super ergänzt. Es fällt nicht aus dem Rahmen, reiht sich brav im Standardschema zwischen Mogwai und Red Sparowes ein und bedient alle gängigen Elemente, bis auf Streicher. Hat man mal wieder einen Gast, dem dieses Genre näher gebracht werden soll, lässt es sich vortrefflich als Standardbeispiel heranziehen.

Klaus Porst

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