Rezension

Albert Hammond Jr.

Como Te Llama


Highlights: Bargain Of A Century // GfC // The Boss Americana // Spooky Couch
Genre: Rock
Sounds Like: The Strokes // Dogs Die In Hot Cars

VÖ: 04.07.2008

Ein kleiner Rückblick in das Jahr 2006: Die Vorzeichen auf eine große Solo-Karriere von Albert Hammond Jr sind eher schlecht. Als Sohn des Evergreensängers („It Never Rains In Soutern California“) und -produzenten („One Moment In Time“, „Nothing's Gonna Stop Us Now“ u.v.a.) Albert Hammond musste er lernen, mit den Fußstapfen seines Vaters klar zu kommen, der immerhin über 300 Millionen Tonträger verkauft hat. Vielleicht umgibt sich Albert daher gerne mit Leuten, die ein ähnliches Schicksal fristen. Auf Hammonds Debüt „Yours To Keep“ ist unter anderem John Lennons Sohn Sean dabei.

Bei den Strokes steht Hammond Jr. als Rhythmusgitarrist oft im Schatten seiner Kollegen. In das Songwriting wird er kaum eingebunden und als er seinen Kollegen seine eigenen Ideen anbietet, lehnen diese dankend ab. Daher bringt er seine Songs unter eigenem Namen selbst heraus, was bei den Kritikern ordentlich ankommt.

Zwei Jahre später folgt das zweite Soloalbum „Como Te Llama“ (spanisch: wie heißt du?). Wie „Yours To Keep“ wird es in New York in den Electric Lady Studios aufgenommen und bietet eine Auswahl gitarrenlastiger Songs, die irgendwo zwischen dem Rock der Siebziger Jahre und dem Pop der Strokes stehen.

Der Opener „Bargain Of A Century“ beginnt fast wie ein klassischer Strokes-Song: eine treibende Rhythmusgitarre, die nicht viel in den Tönen variiert und eher auf Geschwindigkeit setzt, macht den Anfang. Danach setzen die anderen Instrumente - und Hammonds Gesang - nach und nach ein. Bei einem Standard-Strokes-Song wäre inzwischen längst ein kreatives Chaos ausgebrochen, hier aber sind die Strukturen klarer aufgeteilt und die Harmonien stehen im Vordergrund. „In My Room“ setzt nahtlos daran an, während der Drumcomputer-Einsatz in „Lisa“ etwas deplatziert wirkt.

„GfC“ ist die erste Singleauskopplung auf „Como Te Llama“ und hätte als unbeschwerter Poprocksong mit herrlichem Gitarrensolo auch einen Platz auf „Yours To Keep“ finden können. Das anschließende „The Boss Americana“ zeigt mit seinen schweren Riffen und treibenden Drums, wie sich moderner Glamrock anhören kann. Mein persönliches Highlight ist jedoch “Spooky Couch“. Das über sieben Minuten lange Instrumentalstück mit Sean Lennon am Piano und vier weiteren Streichern ist der lockere und herrlich verträumte Ruhepol des Albums.

Hammond erfindet sich an vielen Stellen selbst neu und schafft dadurch ein Album, in dem seine Handschrift an jeder Stelle deutlich zu erkennen ist. Auf „Como Te Llama“ sind viele gute Songs vertreten, ein wenig mangelt es allerdings an Hit-tauglichen Tracks. Trotzdem gilt: Um diesem Album nichts abzugewinnen, muss man schon eine ausgesprochene Antipathie gegen die Strokes und deren Mitglieder entwickelt haben.

Marcel Eike

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