Rezension

Airpeople

The Golden City


Highlights: Golden City // Mombasa // Le Mans
Genre: Instrumental // Post Rock // Experimental
Sounds Like: Tortoise // Oneida // The Sea And The Cake

VÖ: 25.09.2009

Endlich mal wieder eine „neue“ Band, die nicht aus 16jährigen Wunderknaben besteht, welche verzweifelt versuchen, Bands zu covern, die weit vor ihrer Geburt schon nicht mehr erfolgreich waren. Airpeople aus Köln/Trier/Hamburg (konnten sich einfach nicht entscheiden) machen stattdessen Musik, welche zu kategorisieren nicht nur schwer ist, sondern auch ziemlich ungerecht wäre. Auf ihre ganz eigene Art dekonstruieren sie klassischen Rock und reichern ihn mit vielen Zutaten aus Post Rock, Experimental oder auch elektronischer Musik an - ähnlich wie das auch Tortoise und Oneida in jüngster Vergangenheit getan haben, jedoch um einiges greifbarer und reduzierter.

Für ihr erstes Album haben sich Airpeople auch gleich an ein mixtapebeliebtes Konzept herangewagt: die musikalische Weltreise. Startpunkt ist gleich dem Albumtitel „Golden City“, welche wohl als eine Art Produkt aus allen nachfolgenden Städten gesehen, oder besser gesagt, gehört werden kann. Eine sehr schöne Gitarrenmelodie eröffnet das Geschehen, die Drums sind auf den Punkt gespielt und im Hintergrund gesellen sich ein paar Synthie-Effekte dazu, bevor gegen Ende dann noch einmal ordentlich losgerockt wird. „Amsterdam“ klingt im Anschluss für einen Holländer verdammt rhythmisch, aber hier hat ja keiner was von einem Tanzverbot gesagt. Leider klingt die Gitarre dann etwas zu sehr nach „Guitar Hero“-Instrumentalstück und weißt auf ein grundsätzliches Problem bei „The Golden City“ hin.

Einige Songs (zum Beispiel „Denver“ und „Saigon“) klingen wie aus einem Gitarren- beziehungsweise Schlagzeuglehrvideo. Soll heißen, manchmal kommen die Songs einfach ein wenig zu technisch steril daher. Ein bisschen mehr Lockerheit mit dem einen oder anderen überraschenden Ausbruch hätte dem Album sicherlich gut getan: so wie zum Beispiel in dem glühenden Irrwisch „Mombasa“, bei dem die Band so richtig aus der Deckung geht und es einfach mal laufen lässt. Wunderschön auch das Ende des Songs, welches in das langsam sich aufbauende „Le Mans“ überleitet, das sich zu einem wahren Post-Rock-Monster entpuppt. Auch „Glasgow“ gegen Ende des Albums ist noch einmal richtig treibend und seltsamerweise passt sogar der „Dideldideldi“- Sprechchor rein. Die Reise endet letztendlich in „Stockholm“ doch etwas abrupt. Ein paar Minuten mehr hätten da sicherlich ein zauberhaftes Finale ergeben.

Das Fazit dieser Weltumrundung ist wie im echten Leben. In manche Länder möchte man zu gerne zurück, andere haben einem eher nicht so gefallen. Sicherlich wird die Reiseleitung das genau beobachten, um den nächsten Trip noch besser zu machen, denn eines ist sicher: das Potenzial, eine der aufregendsten deutschen Bands der nächsten Zeit zu werden, haben Airpeople zweifellos.

Benjamin Köhler

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