Rezension

Agent Fresco

Destrier


Highlights: Destrier // Howls // See Hell
Genre: Progrock // Alternative Rock
Sounds Like: Dredg // Karnivool // Oceansize

VÖ: 07.08.2015

Da hat mal jemand seine Hausaufgaben gemacht – denn eine passende Metapher als „Destrier“, um das zweite Album von Agent Fresco zu verbildlichen, gibt es wahrscheinlich nicht. Denn ein Destrier war ein mittelalterliches Kriegspferd, kraftvoll, schnell, majestätisch und etwas geheimnisvoll – all das ist der Prog-Pop-Rock der Isländer auch. Aber auch das stolzeste Pferd braucht eben manchmal jemanden, der es leitet, eben etwas, auf das man diese Energie fokussieren kann – und ist ohne das gleich nur noch die Hälfte wert.

Ähnlich sieht es bei Agent Fresco aus: So ist die Band – was auch bereits seit dem Debüt „A Long Time Listening“ bekannt ist – mit einem enormen handwerklichen Geschick ausgezeichnet, die Möglichkeiten des Progrock auszuloten, sowohl, was seine aggressiv-harten (man nehme nur die Riffs im Titeltrack oder die latente Paranoia im knapp hundertsekündigen „Angst“) als auch was seine sanft-filigranen Extreme angeht, in ausufernden Songs wie „Mono No Aware“ gleichwie auf Singlelänge („Howls“ oder „Dark Water“). Dass Arnór Dan Arnarson zudem noch eine Engelsstimme ähnlich Gavin Hayes von Dredg sein Eigen nennen kann, tut noch seinen Teil dazu, sich für einen Platz im Olymp neben ebendiesen oder Bands wie Oceansize und Tool zu qualifizieren.

Das einzige Problem ist jedoch, dass manche Songs auf „Destrier“ in der Tat nur wie eine Demonstration ihrer handwerklichen Expertise wirken – gerade bei 14 Tracks in 51 Minuten gelingt den Isländern nicht immer das Kunststück, jeden Song auch individuell erinnerungswürdig bleiben zu lassen. So bleibt eine ungeheuer begabte Band in letzter Konsequenz dann doch nicht immer eine für die volle Strecke, sondern eher für kurze Etappen. Genau wie manches Kriegspferd eben. Echt eine gute Metapher.

Jan Martens

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