Bei all den positiven Dingen, die man über den 22-jährigen Rapper 3Plusss sagen kann, der seine Kreativität und seinen herrlich arroganten Humor schon bei den VBT-Battles unter Beweis gestellt hat, so ist sein Problem genauso schnell erklärt. Hat man sich bei seinem Debüt „Kindskopf“ noch über die Fülle an Konzeptsongs gefreut und konnte ihm den einen oder anderen stilistischen Wackler noch verzeihen, so findet sich auf „Mehr“ eine Vielzahl an Liedern, die sich thematisch sehr ähneln. Immer wiederkehrende Motive sind die eigene Zukunft, das Kindbleiben und der Unwille, sich mit Dingen auseinander zu setzen, die einem nicht passen.

3Plusss schafft es dabei immer wieder, mit einer besonders treffenden Metapher den Zuhörer mitten im Herz zu treffen, wie beispielsweise in dem überragenden „Sicher“ mit Chefket zusammen. Zeilen wie „Misstrauen ist ein alter Hut // ich trag' ihn jeden Tag“ wirken bei 3Plusss wunderbar unprätentios und Chefket ist dafür die perfekte Ergänzung.

Das Problem mit Thementracks ist aber vor allem mit „Ich Habe Hip Hop Nicht Verstanden“ erklärt. Der Track, in dem es um die jüngere Generation Rapper, zu denen auch 3Plusss selbst gehört, geht, die sich von der älteren Garde distanzieren und auch ein Stück weit von ihr unverstanden fühlen, hält nur bei den ersten drei Durchläufen das Interesse des Zuhörers, um dann ein sicherer Skip-Kandidat zu werden. Es ist ein bisschen wie mit dem Lieblingswitz des besten Freundes. Irgendwann hat man ihn oft genug gehört.

Die Beats fallen dabei als überraschend musikalisch und kreativ auf. Außerdem hat 3Plusss ein gutes Gefühl dafür, auf welchen Beats er funktioniert und auf welchen nicht, so stört beispielsweise eine zwischenzeitliche Double-Time-Passage kein Stück, was auch an der tollen musikalischen Untermalung liegt. Überhaupt ist „Mehr“ ein gutes Deutschrap-Album geworden, mehr aber eben auch nicht und das ist schade, weil man bei 3Plusss immer das Gefühl hat, dass er vom Potenzial her noch weiter oben mitspielen kann. Aber wer mit 22 Jahren sein zweites gutes Album abliefert, dem sollte man ganz sicher nicht die Qualität absprechen. In ein, zwei Jahren kommt da sicherlich „noch viel, viel mehr“.

Arne Lehrke

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