Rezension
13 & God
Own Your Ghost
Highlights: Sure As Dept // Beat On Us // Unyoung // Death Major
Genre: Lo-Fi // Indie // HipHop // Electro
Sounds Like: The Notwist // Themselves // Beans // Console // Owl City // The Postal Service
VÖ: 06.05.2011
„Own Your Ghost“, das – für Außenstehende ziemlich überraschend angekündigte – zweite Album von 13 & God, ist eine im positiven Sinne seltsame Angelegenheit. Wo auf dem unbetitelten Debütalbum aus den Weilheimer Avant-Indie-Musikern The Notwist und den Oaklander Alternative-HipHoppern Themselves etwas Drittes entstand, ist hier alles irgendwie The Notwist, und Doseones Raps wirken eher wie Gastauftritte. Wo „13 & God“ im Endeffekt ein in sich geschlossenes Album war, ist „Own Your Ghost“ eine eher lose Songsammlung, die vor allem eins eint: der ungemeine Popappeal, das Genregrenzen überwindende Hitpotential.
Was sich für den einen oder anderen fast abschreckend lesen mag, sollte als begeistertes Staunen verstanden werden. Die Stücke auf „Own Your Ghost“ atmen in jedem Moment eine typisch Notwist’sche Ästhetik, die zwischen zu Tode betrübter Melancholie und einer hymnischen, erhabenen Indiepoppigkeit schwankt. Einfachheit des Arrangements gibt es ebenso wie vertrackt vielschichtige Inszenierungen und beides findet zusammen in jenem schwer zu beschreibenden Notwist’schen Klang, der seit „Neon Golden“ so geschätzt wird. Analoge Synthesizer, Piano-Anschläge, geschickt inszenierte akustische Saitenklänge und eine zwischen Electro und Jazz changierende Perkussion bilden die Grundlage für zehn neue Indie-Perlen aus Weilheim – dem Ort, der uns nebenbei dieser Tage mit „La Place Demon“ auch ein neues Album von Tied & Tickled Trio beschert, auf dem Schlagzeuger-Legende Billy Hart (Miles Davis‘ „On The Corner“, Herbie Hancocks „Sextant“ und hunderte Platten mehr) mitwirkte. Auf „Own Your Ghost“ erweitern gebrochene HipHop-Beats gelegentlich den Trademark-Sound, indem sie sich harmonisch und naturgegeben in ihn einordnen.
Themselves und The Notwist schütteln hier Hits aus dem Ärmel, als sei es die leichteste Sache der Welt. Alles beginnt mit der bezaubernden, luftigen Indienummer „Its Own Sun“, die allein schon einen Sommer machen kann und die Weilheimer Seite des Albums vorstellt, wogegen „Death Major“ die Oaklander Komponente als bedrohlichen HipHop einführt, der pulsierend und wackelnd den Hörer immer wieder auf dem falschen Fuß erwischt. Im Verlauf des Stücks jedoch findet sich ein leichter, fast hüpfender, nie aber fröhlicher Bestandteil ein, der eindeutig dem Notwist’schen Kosmos entspringt.
Die Melancholie, die im Grunde immer durchscheint, wird in „Beat On Us“ vollkommen bestimmend. Klassisch Notwist einerseits, schafft die Beimengung von HipHop-geschulten Samples und Rhythmen doch eine zusätzliche Dimension, und der Hörer ist versucht, den Track aufzusaugen, sich ganz in ihm aufgehen zu lassen. Ebenfalls ein klassischer Notwist-Track ist „Armored Scarves“, der mit kurzem Rap-Feature von Themselves‘ Doseone verziert wird, und gerade in seiner Überraschungsarmut und in seiner latent vertrackten, einfachen Schönheit überzeugt.
In „Janu Are“ wird der Notwist- oder Markus-Gretschmann-Groove mit seinem Jazz-Faible unauffällig in Richtung Soul und HipHop gelenkt. Im Wechselspiel aus Markus Achers und Doseones Vocals, aus Indie und HipHop entsteht hier ein Hit, der, obwohl so viel besser als durchschnittliche Chartsware, doch im Grunde auch an der Spitze der Singlecharts Platz hätte. Selten übernimmt der HipHop auf „Own Your Ghost“ vollständig die Kontrolle, aber in „Sure As Dept“ geschieht es – ohne den Trademark-Sound zur Seite zu legen – und der Track gelingt so als ein Highlight des Albums. Die beiden Elemente des Albums stehen in „Unyoung“ scheinbar vollkommen unabhängig nebeneinander und erklingen doch als harmonischer Hybride. So fröhlich poppig wie in „Oldage“ wiederum klang der Weilheimer Mikrokosmos selten.
„Own Your Ghost“ ist im besten Sinne unspektakulär. Hier wird nichts revolutioniert und dennoch begeistern die Stücke. Routiniert, technisch perfekt und genau wissend, wie die Emotionen der Hörer anzusprechen sind, schaffen 13 & God ein Album voller Hits, das gehört werden will und wieder gehört werden will und wieder und dann immer noch nicht langweilt.
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