Newcomer

Arliss Nancy


Manchmal ist es leicht, Musiker zu entrückten, unnahbaren Stars zu glorifizieren – Sternchen, die mit Veröffentlichung des ersten Albums finanziell ausgesorgt haben und auf Tour die Früchte ihrer Arbeit ernten. Was gerne vergessen wird, ist, dass Musik viel häufiger zu einer kostspieligen Leidenschaft wird, um die viele Bands ihr Leben herumbauen müssen, die selbst aber auch immer wieder zum Thema wird. Auch im Leben von Arliss Nancy stellt die Musik den absoluten Mittelpunkt dar – was man ihrem whiskygeschwängerten Bar-Rock immer wieder anhört.

Streng genommen verdienen Arliss Nancy die Aufnahme in die Rubrik "Newcomer" gar nicht: in ihrer aktuellen Zusammenstellung spielen Arliss Nancy, die ihren Namen dem amerikanischen Kinderbuch "Old Yeller" entnehmen, bereits seit über drei Jahren zusammen. Der zunächst eher countrylastige Fokus der Band erfuhr hierbei zunächst stärkere Punkeinflüsse, bis das Quintett aus Fort Collins, Colorado – nun in ihrer endgültigen Zusammensetzung – zu jenem melodiösen Kneipenrock fanden, der sich auch auf ihrem aktuellen Album "Wild American Runners" findet.

Ähnlichkeiten zum letztjährigen Vorgänger "Simple Machines" sind nicht zu leugnen: Gitarre und Keyboard geben so springsteeneske wie zeitlose Melodien vor, mal kraftvoller nach vorne drängend wie auf "Directions Never Hold", mal sanfter wie in "Vonnegut" und immer wieder schleichen sich kleine Finessen wie der quirlige Drumbeat in "Bloodletter" ein, die nicht nur sofort ins Ohr gehen, sondern dort auch eine ganze Weile haften bleiben. Dazu singt Cory Call – Frontmann und einziges Gründungsmitglied der Band – mit seiner markanten Reibeisenstimme und erzählt Geschichten vom Leben auf Tour, Frauen, Freunden und Alkohol.

Hier unterscheiden sich "Wild American Runners" und "Simple Machines" auch am stärksten: "'Simple Machines' war ein Partyalbum – dort ging es darum, nette Menschen zu treffen und mit ihnen gute Erinnerungen zu schaffen" erzählen uns Cory und Bassist Kyle bei einem Bier vor ihrem Auftritt in Emden. "'Wild American Runners' ist eher der Tag danach." Arliss Nancy sind ebenso sehr Musiker wie Geschichtenerzähler, die von ihren Touren immer wieder neue Erfahrungen mitnehmen, die in ihre Musik einfließen – und ihr gesamtes Leben hierauf ausrichten. "Wenn wir des Geldes wegen Musik machen würden, hätten wir schon vor vielen Jahren aufgehört", lacht Corey. Stattdessen halten sich die Jungs zwischen Touren mit Gelegenheitsjobs über Wasser – dass Corey unter anderem Särge zimmert, ist so poetisch wie passend und daher auch mit Recht die Inspiration für das Cover von "Simple Machines".

Und so genießen Arliss Nancy die Gastfreundschaft europäischer Clubs und die vergleichsweise kurzen Reisen von Club zu Club und von Kneipe zu Kneipe, um auch fernab der Heimat neue Freunde zu finden und Geschichten zu sammeln. Im nächsten Frühjahr sind Arliss Nancy bereits zum dritten Mal innerhalb eines Jahres bei uns zu Gast – wir freuen uns drauf.

"Wild American Runners" erschien am 11.10.2013.

Diskographie:
Dance To Forget (2009)
Truckstop Roses (EP, 2011)
Simple Machines (2012)
Wild American Runners (2013)

Facebook-Seite der Band

Jan Martens

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