Interview

Tegan and Sara


Samstag Mittag in Heidelberg. Während Sara für den Soundcheck gemütlich auf der Bühne steht, führt Tegan mich hoch in den gläsernen Turm des Karlstorbahnhofes. Wieso die beiden vor Festivals eher flüchten, wie es ist, mit Kaki King zu skaten und weshalb es irgendwie okay ist, während eines Interviews im Ohr zu bohren. Ein Gespräch über den Dächern der Stadt.

Wow, hier steht ja wirklich bombastisch viel zu essen.

Tegan: Oh ja. Das ist sehr ungewöhnlich. Deutschland ist da eines der wenigen Länder, die das so handhaben. Normalerweise gibt es jemanden, der aufschreibt, was die Band gerne hätte - also Wasser, irgendwelche Softdrinks oder Brot, um Sandwiches zu machen - , aber hier in Deutschland kochen die richtiges Essen und machen unglaublich tolle Buffets, das ist wahnsinn. Besonders wenn man vorher zwei Wochen in England verbracht hat (verzieht das Gesicht).

Euer Album "The Con" erschien ja mit sehr, sehr großer Verzögerung.

Tegan: Das Album kam online bei iTunes zur selben Zeit wie in Nordamerika raus. Aber wir haben für diese Platte einen neuen Vertrag unterschrieben, und Warner war noch nicht hundertprozentig sicher, es überall in Europa zu veröffentlichen. Wir fanden das auch weniger toll und dachten "Hä? Wieso?". Dann spielten wir ja die Deutschland-Tour im letzten Sommer und alle waren überrascht, wie viele Leute uns sehen wollten, die Tour war ausverkauft. Es hieß dann, wir können anfangen, uns richtig zu beeilen, oder uns eben Zeit lassen und nächstes Jahr wiederkommen, dann hätten wir auch Zeit, um Geld zurückzulegen, Promo zu machen und letztendlich dann anständige Shows zu spielen. Ich denke es geht ihnen also weniger um Plattenverkäufe als darum, uns anständig und sauber in den Markt zu setzen. Schon vor dem Erscheinen von "The Con" haben sich Leute in Deutschland, Schweden, England und so weiter die Platte kostenlos heruntergeladen oder sie importieren lassen. Also denke ich sind sie doch ganz froh, uns jetzt hier in Europa zu haben.

Das war wirklich verrückt, bis vor wenigen Monaten kannte man euch hier wirklich nur als absoluten Geheimtipp, und nun seid ihr in aller Munde.

Tegan: So ist das, wenn man bei einem Majorlabel ist. Man kriegt tonnenweise Presse und im Internet kursieren Informationen - was klasse ist. Ich dachte zwar, in Europa würde es etwas schneller gehen, aber jetzt denke ich, dass es doch perfekt lief. Wir hatten die Möglichkeit, Nordamerika und Australien zuerst zu entdecken und zu einem Punkt zu kommen, wo wir von der Musik gut leben und uns ernähren können. Und jetzt haben wir wirklich Zeit, nach Europa zu kommen und unsere Karriere hier zu entwickeln.

Also könnt ihr euch Europa nun sehr viel entspannter vornehmen.

Tegan: Ja genau, wir müssen uns nicht so abhetzen, weil wir schon etwas Geld in Amerika gemacht haben und können deshalb mehr Zeit in Europa investieren. Hätten wir das früher getan, wären wir vielleicht zwei Wochen hier gewesen und für die nächsten zwei Jahre nicht mehr gekommen, weil es so teuer ist. Von unserem früheren Label hatten wir keine finanzielle Unterstützung. Das neue Label unterstützt uns dagegen total. Ich denke, wir werden nun öfter die Chance haben, herzukommen. Gestern Abend, als wir in München waren, hatten wir einen Fahrer, der uns gleich danach nach... ach, scheisse, wo waren heute noch gleich... äh...

(Ein netter junger Mann bedient sich am Buffet und hilft Tegan auf die Sprünge)

Baden-Baden.

Tegan: Baden-Baden! Genau! Danke. Wir sind gestern Nacht also gleich nach Baden-Baden gefahren, haben übernachtet, heute ein wenig Radio gemacht und konnten diese tolle Landschaft bewundern (schwärmt). Aber Deutschland ist so ziemlich das einzige Land, in dem wir sehr sehr viel mit dem Auto unterwegs sind (bohrt in ihrem Ohr). Wenn wir einen Fahrer haben, kleben wir meist an der Scheibe und starren raus. Deutschland ist mein Lieblingsland in Europa, weil es so schön ist.

Kanada ist eben sehr modern.

Tegan: Ja, total! In Deutschland ist alles so…

...alt.

Tegan: Ja, alt und so schön und so anders. In Kanada ist alles supermodern. Ich meine, das macht Kanada auch schön, auf seine Weise. Ich lebe in Vancouver und alles ist einfach nur Glas und neu und man hat das Meer und die Berge, und ich bevorzuge das natürlich immer. Ich meine, es ist meine Kultur, und ich könnte mir niemals vorstellen, nach Europa und von allen, die ich liebe, wegzuziehen. Aber immer, wenn ich hier bin, genieße ich es. Alles ist so anders gebaut und designt. Als wir in London waren, dachten wir echt, wir laufen ständig im Kreis, weil alles so gleich aussieht.

"The Con" ist viel düsterer und reifer als "So Jealous". War das Intention oder schlicht Ergebnis eines Prozesses?

Tegan: Wenn man viele Platten macht, hat man immer mehr Kontrolle über das Ergebnis. Wir haben erst ein Jahr zuhause verbracht, um die Platte aufzunehmen, und sind dann erst mit Chris (Chris Walla, Mitproduzent von "The Con", Anm. d. Autorin) ins Studio. Ich denke, "The Con" reflektiert viel stärker wer wir sind. Weniger poppig. David Carsel und John Collins, die die Vorgängeralben "So Jealous" und "If It Was You" produziert haben, sind viel mehr auf FunRock. Wie die New Pornographers. Ich meine, die machen ja unheimlich beat-reiches Zeug wie didiiidildiiilidii (fuchtelt mit den Händen) und eben sehr poppig. Wir haben auch sehr catchy Melodien, und als wir die Platten mit ihnen gemacht haben, kam eben ein sehr leichtes, poppiges Album heraus. Als dann Chris und John nicht mehr mitwirkten, sondern Chris Walla das in die Hand nahm, sagte er: "Ihr macht das, ihr spielt alle Instrumente". Und deshalb klingen wir nun mehr nach uns selbst. Chris gefielen schon die Demos, und die Platte klingt nun auch nach den Demos.

Viele Songs eures Vorgängeralbums "So Jealous" liefen in der ersten Staffel von Grey´s Anatomy. War das ein großes Sprungbrett für euch?

Tegan: Das Fernsehen ist zur Zeit sehr wichtig in Amerika, sicher. Man denke an den Streik. Für unser Album war es zwar nicht so wichtig, aber das Radio ist doch sehr spartenbezogen. Entweder Country, HipHop oder Rock, und Rock ist immer noch für Männer. In der Hinsicht ist das alles leider noch sehr sexistisch. Man hört sehr sehr wenig Frauen in Rock-Radiosendern. Sara und ich dachten uns, wenn wir die TV-Türen öffnen, öffnen wir auch die Radiotüren. Als wir unsere Musik Grey´s Anatomy zur Verfügung stellten, war es ja noch nicht veröffentlicht und niemand wusste, ob es der große Hit werden würde oder nicht. Sie haben uns nur den Piloten geschickt und uns gefragt, ob wir die Sendung mögen, wir sagten "klar". Der erste Vertrag ging über drei Songs. Und als die ersten Folgen liefen, waren alle begeistert und sie wollten noch mehr Songs von uns. Wir waren noch eine winzigkleine Band, also war es nicht sehr teuer für sie, Musik von uns zu kaufen. Die Sendung schlug ein wie eine Bombe, und in die zweite Staffel bauten sie dann ältere Songs von uns ein. Grey´s Anatomy hat tolle Darsteller, ist von Frauen geschrieben und die Executive Producer sind auch Frauen. Das ist eine sehr sehr positive Sache für´s Fernsehen. Das Radio in Amerika ist einfach ein zu traditionelles Medium, und es gibt hunderte Radiostationen, was die Sache so begrenzt und auch schwach macht.

Sara und dich trennen fast 5000 Kilometer.

Tegan: Wir sind vor acht Jahren nach Vancouver gezogen. Drei Jahre später ist Sara dann nach Montreal gegangen.

Würdest du sagen, dass das ein wichtiger Schritt für Zwillinge ist?

Tegan: Ich denke definitiv, dass das ein Teil davon ist. Als ich ausgezogen bin, war ich zwar nicht weit weg von meiner Familie, aber ich musste auf eigenen Beinen stehen. Ich ging nicht zur Universität, deshalb musste ich auch so irgendwie erwachsen werden. Sara ist nach Montreal, weil sie damals solo war und eine Herausforderung brauchte. Allein der französischen Sprache wegen sagte sie, sie wolle sich nun selbst fordern. Und ich finde, das war ein sehr guter Schritt für sie. Das Voneinanderwegziehen war also eigentlich eine Entscheidung, die Sara für sich traf. Auch die Crew hier, wir leben alle in unseren eigenen Städten. Wenn wir auf Tour sind, ist es cool, miteinander rumzuhängen, aber wenn wir heimkommen, sind wir doch alle froh, wenn jeder in seine Stadt geht und man erst einmal etwas Ruhe hat.

Wie funktioniert bei dieser Entfernung das Albumschreiben?

Tegan: Wir schreiben unsere Songs nicht zusammen. Jeder schreibt Songs für sich, und zum Aufnehmen haben wir dann zweieinhalb Monate in einem Haus zusammengewohnt. Allerdings haben Sara und ich zuhause auch jeweils ein Studio, in denen wir schon einmal Teile für das Album aufnahmen.

Ihr habt unter anderem mit Kaki King aufgenommen, die hierzulande leider noch nicht bekannt ist. Wie war die Zusammenarbeit mit ihr?

Tegan: Sie ist großartig. Sie ist eine unglaubliche Gitarrenspielerin. Sie spielt wirklich jeden in den Boden. Sara und sie sind sehr gute Freundinnen. Sie machten einen Roadtrip entlang der Küste und sie fragte: "Hey, willst du nicht auf unserer neuen Platte mitmachen?". Es war cool, sie kam für anderthalb Tage zu uns und spielte Gitarre für "Floorplan" und "Knife Going In", und ging zwischendurch mit Sara Rollerskaten.

Mit wem wollt ihr auf jeden Fall noch zusammenarbeiten?

Tegan: Naja, ich habe einmal einen Song mit der Band "Against Me" aufgenommen. Der Produzent war Butch Vig, der auch schon "Nevermind" und mit den Smashing Pumkins produziert hat, also mit vielen Bands unserer Generation. Ich würde verdammt gerne mit ihm zusammenarbeiten. Aber jeder mit dem wir spielen ist wundervoll, es gibt keine Liste von Leuten, mit denen wir arbeiten wollen. Wir treffen die Leute zufällig, wie Kaki oder Matt Sharp (von "The Rentals", wirkte auf "The Con" mit, Anm. d. Autorin), sie hören unsere Demos und spielen dann mit uns. Es hat Jahre gedauert, das zu erreichen. Wir haben so jung angefangen und deshalb nie andere Musiker einfach so kennen gelernt und als Freunde gewonnen.

Stimmt es, dass du das Touren nicht magst?

Tegan: Ich denke, es gibt Dinge, die sehr schwierig für uns alle sind. Du schläfst mit allen Leuten in einem Bus, und das für einen Monat am Stück.

Ihr übernachtet also gar nicht in Hotels?

Tegan: Nein, wir schlafen alle im Bus. Es ist klein, unbequem und dreckig, aber es ist eine Art komische Balance, weil es uns zur gleichen Zeit in zwei Richtungen zerrt: auf der einen Seite zum Touren, und auf der anderen Seite auch nach Hause. Aber das, was wir tun, wollen wir auch wirklich. Wir sind 250 Tage im Jahr auf Tour. Was wirklich eine lange Zeit ist. Wenn ich es nicht wollte, würde ich es auch nicht tun. Aber klar, es ist nicht einfach, und wir sehen es auch nicht als selbstverständlich. Wir trinken uns auch nicht jeden Abend ins Delirium oder werden high. Wir sind sehr cleane Leute in der Hinsicht.

Ich glaube, auf Tour könnte auch nicht jeder solche Kräfte aufbringen.

Tegan: Ich weiß nicht, wie das manche Leute hinkriegen. Wir sind viel zu beschäftigt dafür, außerdem schlafe ich wie ein Baby, ich könnte mir das nicht vorstellen.

Werden wir euch dieses Jahr dann auch auf Festivals sehen?

Tegan: Wir haben ein paar in Deutschland zugesagt. Wir haben allerdings auch einige abgesagt, weil ich glaube, dass sie der falsche Platz für uns sind. Ich finde, es geht zum Großteil darum, Geld für andere Leute zu machen. Eigentlich sind es ja nur hunderte Bands ohne Soundcheck im Matsch. Es ist seltsam. Vor einigen Jahren wollten wir unbedingt Festivals spielen, dann bekamen wir so viele Anfragen und dachten: Nein. Musik ist so günstig geworden. Leute haben Respekt vor Musikern und Künstlern, und Musiker und Künstler haben Respekt vor sich selbst. Vor zehn Jahren haben wir damit gekämpft, dort hinzukommen wo wir jetzt sind, und wir wollen sicher gehen, dass wir unsere Musik an respektvollen Orten spielen und alles, was wir tun können, auch für unsere Fans tun. Außerdem macht es mich traurig, dass Fans einen Haufen Geld bezahlen und uns dann nur eine halbe Stunde sehen. Neulich in Manchester hat ein Mädchen 300 Pfund für das Ticket bezahlt, obwohl unsere Show eigentlich nur 15 kostet. Naja, Festivals passen mir einfach nicht so wirklich in den Kram. Was die Leute ausgeben, um dort überhaupt erstmal hinzukommen, dort zu bleiben, das Essen und Trinken, und dann spielen wir nur eine halbe Stunde. Irgendwie macht mich das traurig. Naja, aber es gibt trotzdem sehr gute Festivals in Deutschland, denen wir zugesagt haben, dieses Hurricane-Ding und ich glaube das Southside.

Die beiden gehören zusammen und sind quasi identisch.

Tegan: Ach, genau. Wir waren vor einigen Jahren auf diesem Hultsfred Festival in Schweden und die Mainstage war sowas von beschissen. Ich meine, du bist quasi auf einem Flaschen-Matsch-Bett gelaufen und die Leute haben den Scheiss auf die Bühne geschmissen, weil es anscheinend lustig war. Aber die Nebenbühne, auf der wir waren, war genial. Die war in einer Art Kuhle, und zwischen jeder Band haben die das komplette Teil geräumt, die Band hat einen kurzen Soundcheck bekommen, und es gab auch Zeit für die Leute, die uns nicht sehen wollten, zu gehen, und für die Leute, die uns sehen wollten, nach vorne zu kommen. Die ließen uns auch den Merch-Stand direkt neben der Bühne aufbauen. Das war echt unsere eigene Show, wir waren gar nicht wirklich Teil des Festivals, das war total toll. Wir mögen Festivals, die musikerfreundlich sind. Diese großen Festivals wie Glastonbury und Leeds haben wirklich jede Band der Welt zur Auswahl. Die Bands knien und betteln, um in das Line Up zu kommen. Für mich ist das völlig absurd, ich denke mir: "Ach, wir brauchen nicht um 11 Uhr morgens auf der Seitenbühne der Seitenbühne spielen. Lasst uns lieber wieder in die kleineren schnuckligen Clubs gehen.

Und das beschissenste für Musiker auf Festivals ist es doch, Leute vor sich stehen zu haben, die einen gar nicht wirklich sehen wollen.

Tegan: Genau. Und hinter dieser Mauer von desinteressierten Leuten stehen dann die, die uns sehen wollen, kommen aber nicht wirklich vor, weil vorne die stehen, die auf die größere Band nach uns warten. Aber wie gesagt, bis zu einem gewissen Punkt unserer Laufbahn wollten wir Festivals spielen, weil sie uns eben bei unserer Karriere geholfen haben. Ich denke allerdings nicht, dass sie uns jetzt noch helfen würden. Wir haben jetzt unser eigenes Publikum. Außerdem sind Festivals meiner Meinung nach für eine andere Art von Bands. Wir sind keine Rockband. Naja, wir sind nur teilweise eine Rockband. Ich meine wir spielen akustische Instrumente und Klavier, wir brauchen einen schönklingenden Ort, um zu spielen. Du zahlst 20 Euro für die Show und sollst auch volle anderthalb Stunden mit einem guten Sound dafür bekommen, um die volle Wirkung zu erfahren. Und nicht im Matsch stehen müssen. Dieses Festivalding ist sowieso so europäisch. Das ist gar nicht Amerika oder Kanada. Wir haben Folkfestivals, die sind sehr ruhig mit Akustikgitarren. Sehr klein. Das ist eine andere Art von Kultur.

Die gibt es bei uns aber auch, nur sind die nicht so bekannt.

Tegan: Die sind viel schöner, es geht definitiv mehr um Musik. Die großen Festivals schreien doch nur: Seht 9000 Bands in fünf Minuten!

Von den White Stripes gecovert zu werden war sicherlich eine große Ehre, oder?

Tegan: Ohja, absolut! Ich liebe es immer, wenn jemand eine unbekannte Band covert. Als wir die Platte rausbrachten, coverte eine Band namens Broken West unseren Song "Back In Your Head". Ich denke nicht, dass diese Band auch nur irgendwer kennt, ich habe selbst nie zuvor von ihnen gehört, aber das Cover ist wirklich unverschämt gut. Aber klar, eine Ehre ist das immer.

Gefällt euch die Version?

Tegan: Definitiv. Sie ist sehr interessant, wie die White Stripes selbst. Als sie den Song coverten, kam Meg zu einer unserer Shows und brachte uns den Song vorbei. Sie fragte uns ganz hektisch: "Mögt ihr es, mögt ihr es?". Und wir sagten: "Ja!". Sie sind wirklich süß.

Seid ihr es leid, oft in Zusammenhang mit eurer Sexualität erwähnt zu werden?

Tegan: Och, das sind halt Adjektive, die uns als Menschen beschreiben. Wenn ich eine Rezension lese, in der es um Sexualität geht oder darum, dass wir aus Kanada kommen, finde ich das eine Verschwendung von Wörtern, weil sie eigentlich die Musik rezensieren, und die Tatsache, dass wir lesbisch sind, hat einfach überhaupt nichts damit zu tun, was man wahrnimmt, wenn man unsere Musik hört. Aber glücklicherweise – und darüber sind wir sehr froh – sind die meisten Artikel Geschichten, beinhalten also, wo wir herkommen oder wer wir überhaupt sind, wer uns gecovert hat oder bei welchem Label wir sind. Ach, aber das macht mir überhaupt nichts aus. Ich habe schon so viele Menschen getroffen, Fans, die homosexuelle Freunde haben, es selbst sind oder sogar schwule oder lesbische Eltern haben. Neulich kam ein Mädchen zu unserer Show, sie ist 20, hatte ihre Mutter dabei und sich gerade bei ihr geoutet. Und das machte mich irgendwie zu einem Teil der Verbindung zwischen ihr und ihrer Mutter. Du kannst trotzdem ein tolles, fröhliches, gesundes Leben führen, wenn du homosexuell bist. Das macht mir also wirklich nichts aus und ich bin es nicht leid. Ich hoffe, wir betreten langsam ein Zeitalter, in dem es einfach egal ist, was für eine Sexualität man hat. Zur Veränderung braucht man Leute an der Front, die stolz und laut sind. Ich denke, unser Job ist es, positiv und auch stolz darauf zu sein, wer wir sind. Und ich bin sehr positiv und stolz.

Ich habe selbst einige Zeit in Kanada verbracht und weiß, dass Homophobie in Kanada ein größeres Thema ist als hier in Deutschland.

Tegan: Ja, Kanada ist noch ein recht junges Land und ganz anders als Europa. Wir sind eine relativ junge Kultur und dort muss noch einiges passieren, auch politisch wird in Nordamerika noch viel diskutiert. Ich könnte nicht behaupten, dass wir jemals unter Diskriminierung gelitten hätten. Trotzdem ist Homophobie zumindest unterschwellig noch ein Thema.

Gibt es etwas Materielles, was ihr während des Tourens vermisst?

Tegan: Oooh ja. Das ist jetzt lustig, weil wir uns gerade heute morgen im Bus darüber unterhalten haben. Ich vermisse mein Bett! Ich meine, mein Bett zuhause hat eine Matratze in dieser Dicke (macht eine Bewegung mit beiden Armen) und die Betten hier in Deutschland sind ungefähr so (macht eine Bewegung mit Daumen und Zeigefinger), mein Bett zuhause ist ein fucking Stück Himmel, es ist eine Wolke mit acht Kissen! Ich könnte für 16 Stunden einfach nur liegen bleiben, das ist Wahnsinn. Und hier wachen wir morgens auf und uns allen tun die Schultern und die Hüften weh, weil es so hart ist. Meine Arme wurden nachts sogar taub. Ich weiß, eigentlich ist das besser für den Rücken, aber es ist eben irgendwie unbequem, weil man es nicht gewohnt ist. Ja, das vermisse ich wirklich. Ansonsten habe ich dabei, was mir lieb ist. Zum Beispiel meine Freundin.

Stefanie Graze

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Rezension zu "The Con" (2008)
Konzertbericht (2007)

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