Interview

Smile And Burn


Smile And Burn werden gerne mal als "Altes-Ehepaar-Band" bezeichnet. Wenn man Philipp und Sören im Interview reden hört und zusammen sieht, weiß man auch genau warum. Kann es sein, dass sie sogar die gleichen Brillen tragen? Und würde Sören im Ernst Saschi die Gitarre nachkaufen? Und überhaupt: Sind die Jungs eigentlich so locker, wie ihr Partyband-Image vermuten lässt?

Smile And Burn, das sind Saschi, Chris, Wolli, Philipp und Sören. Bei der Band geht es oft um nackte Haut und Krawall. Sie sprechen gerne vom Nacktbaden mit Japanern, oder davon, dass sie am liebsten zu zweit duschen gehen. Philipp und Sören sitzen nun im Interview und können zeigen, ob sie wirklich so locker sind oder ob das nur ein Image ist. "Wir sind so. Wir haben eine Affinität zu nackten Menschen. Oh, das klingt komisch", meint Philipp und muss lachen. "Das einzige, was wir uns durch Image ein bisschen angedichtet haben, ist dieses krasse Party-Saufband-Image", meint Sören. Philipp hat auf der ganzen Tour keinen Schluck Alkohol angerührt, was ja ziemlich bewundernswert ist, aber auch seinen guten Grund hat. "Wenn man zwei Wochen auf Tour ist und trinkt, dann leidet die Show darunter. Party machen ist super, aber ich würde niemals ein Konzert dafür opfern. Wir haben uns in Hamburg mit der Band Milliarden getroffen, das sind gute Freunde von uns. Die haben auch dieses Image, übelste Kokser zu sein. Ich bin dann mit Benni in die Kneipe und wir haben zwei alkoholfreie Bier bestellt. Wenn man klein ist als Band, kann man richtig hart feiern. Dann ist man mittelgroß und es stehen 800 Leute vor dir und du willst denen beweisen, dass du es drauf hast, dann geht das nicht. Und dann kommt aber wieder die Phase, in der du ein Star bist und das raushängen lassen kannst und alles egal ist", philosophiert Sören über die Phasen des Werdegangs einer Band. "Wenn wir das erreichen sollten, können wir endlich wieder saufen!", sagt Philipp und grinst dabei über beide Ohren.


Foto-Credit: Lukas Haese

Auch den aktuellen Albumtitel könnte man ein wenig anhand dieses Werdegangs interpretieren. "Get Better Get Worse" heißt der. Dadurch, dass Smile And Burn mit den Jahren "besser" geworden sind, haben sie vielleicht auch einige der alten Fans verloren, die den neuen, professionellen Sound nicht mögen. Philipp: "Die aktuellen Kritiken sind interessant zu lesen. Ich finde ja, dass das Album viel roher und dreckiger ist als das, was wir vorher gemacht haben. Andere nehmen es aber sogar als 'überproduziert' wahr. Die Ursprungsidee für den Albumtitel war übrigens "Happy" durchgestrichen. Aber das fand nicht die ganze Band gut." Für das Album haben Sören und Philipp nochmals viel altes Material durchforstet und mochten die ehemals aussortierten Songs auf ein Mal sehr. Für die finale Auswahl und den letzten Schliff brauchten sie dann aber Hilfe von außen. "Wenn ich etwas zum Gesang sage, dann kann Philipp das nicht so gut annehmen, wie wenn Philipp Koch, unser Produzent, das sagt", meint Sören. "Ja, genau. Wir kennen uns schon so lange in der Band und wir lieben uns alle. Aber wir haben so unterschiedliche Meinungen, dass dann oft jemand von außen kommen muss, um das aufzuarbeiten. Ist halt so wie bei Beziehungen, an denen muss man auch arbeiten", erzählt Philipp. Manchen Beziehungen dichtet man ja gerne mal an, dass die Personen sich immer ähnlicher werden. Da muss ich doch jetzt mal darauf zu sprechen kommen, ob ich es mir einbilde, oder es tatsächlich sein kann, dass die beiden die gleichen Brillen tragen?! Philipp und Sören brechen in lautes Gelächter aus. Sören: "Wir werden auch häufiger mal als 'Altes-Ehepaar-Band' beschrieben. Tatsächlich haben wir alle mit der Band die Brillen im gleichen Laden gekauft, aber die Modelle sind etwas unterschiedlich." Und wo sie gerade dabei sind, Geständnisse zu machen, erzählt Sören von seinem Hang dazu, Dinge, die er bei anderen sieht, auch haben zu wollen: "Ich hatte das schon oft, dass ich Personen Dinge nachgekauft hatte, die ich cool fand. Das Problem war nur, dass wir uns so nahe standen, dass wir dann oft auch zusammen damit gesehen wurden. Ich weiß noch, in unserem ersten Bandjahr habe ich einfach die gleiche Gitarre gekauft wie Saschi, weil es so ein gutes Angebot gab. Dann standen wir in der Probe und hatten beide exakt die gleiche Gitarre und dachten: 'Oh, das ist mega peinlich, wenn wir so auftreten.' Und dann hat Saschi sich eine andere Gitarre gekauft."

Schon bevor Smile And Burn als Band zusammen gekommen sind, haben sie Musik gemacht. Philipp hat ursprünglich Klavier gespielt, wollte aber seit dem Zeitpunkt Gitarre spielen lernen, als ein Freund von ihm "Nothing Else Matters" von Metallica auf der Akustikgitarre gespielt hat. Als er von Mainz nach Berlin gezogen ist, hat er Benni von Milliarden kennengelernt und sie haben zusammen Musik gemacht. Sören hat recht spät angefangen, selbst ein Instrument zu spielen. "Ich war so ein übelster Streber, ich hab immer nur gelernt, da hatte ich keine Zeit, Musik zu machen", erzählt er. "Du wolltest ja auch mal Bürgermeister werden!", erinnert ihn Philipp amüsiert. "Stimmt, obwohl ich gar nicht wusste, was ich dafür tun muss. Aber irgendwann hatte ich dann eine Gitarre in der Hand und habe einfach so angefangen. Dann ging es ziemlich schnell und ich wusste, dass ich Musik machen will."

Von der Band Xixa gibt es aus dem letzten Interview zwei Fragen für die Band, die ziemlich fies sind. Aber Smile And Burn amüsieren sich sehr darüber, denn sie wissen sofort die Antwort auf die erste Frage: "Wer riecht am schlimmsten in der Band?" "Wir benennen einfach mal die Körperteile, ohne den Namen zu benennen. Die Person versteht es nicht, dass man auf keinen Fall Schuhe ohne Socken trägt und generell vielleicht mit sauberen Klamotten auf Tour geht", versucht Philipp die Antwort diplomatisch zu lösen. "Und dass man im Bus, wenn die Heizung an ist, auf keinen Fall die Schuhe ausziehen sollte, außer man ist sich 100% sicher, dass die Füße nicht stinken", ergänzt Sören lachend. Philipp und Sören haben viele witzige und auch eklige Geschichten übers Tourleben zu erzählen, von Philipps Kontaminationsbeutel, in den getragene Klamotten rein kommen, darüber, dass er seit Jahren die gleichen "Tourschuhe" hat, über vergessene Stinkeklamotten hinterm Rücksitz, gegen deren Geruch mit Tierspray vorgegangen wurde. Die zweite Frage von Xixa ist auch nicht besonders nett zu beantworten: "Wer ist der schlechteste Musiker in der Band?" Sören: "Früher dachte ich immer, ich wäre es, aber ich habe mich hoch gespielt! Ich bin absolut nicht mehr der schlechteste!" "Ich glaube, jeder von uns hat seine schlechten und guten Tage", löst Philipp die Frage wieder sehr loyal.


Foto-Credit: Lukas Haese

Als es darum geht, dass sich Smile And Burn eine Frage für die nächste Band ausdenken sollen, kommen ihnen auch ziemlich fiese Gedanken. "Wenn du eine Person aus der Band rausschmeißen könntest?", "Nein, 'müsstest' ist besser!", meint Sören. "Ok: Wenn ihr eine Person aus der Band rausschmeißen müsstet – Wen und warum? (Leben + Tod)" und "Wie würde ein gemeinsames Kind aus Drummer und Bassist heißen? – Jochen zählt nicht." und zum Schluss: "Welche Band hasst ihr am meisten?" Als ich die Band bitte, die Fragen nun auch selbst zu beantworten, können die es kaum fassen: "Was? Wirklich? Das ist die journalistisch perfekteste Falle, die ich je erlebt habe!!" gibt sich Philipp amüsiert schockiert und stellt sich dann gemeinsam mit Sören den eigenen Fragen: "Ok... puh... fangen wir von hinten an. Wen hassen wir am meisten? Wahrscheinlich Yung Hurn und Hustensaft Jüngling." Sören macht weiter. "'Wie würde ein gemeinsames Kind aus Drummer und Bassist heißen? – Jochen zählt nicht.' Verdammt! Jochen! Das wäre mein Name gewesen! Ok... Wolli und Chris, die beiden würden auf jeden Fall ein Mädchen kriegen und einen skandinavischen Namen nehmen. Kelle!" Philipp: "Oh Gott, jetzt kommt 'Wenn ihr eine Person aus der Band rausschmeißen müsstet – Wen und warum?' Gott sei Dank haben wir die Leben-und-Tod-Klausel mit rein genommen!" Sören: "Ich glaube, ich würde einfach freiwillig gehen, bevor ich jemanden rausschmeißen müsste. Ja, so machen wir es. Die Frage tut doch richtig weh, die kann doch niemand ernsthaft beantworten! Aber bei anderen Bands interessiert es mich! So, ich steige dann hiermit aus, aber erst nach dem Konzert."

Das Interview wurde zusammen mit Linda Auhage von Hertz 87.9 geführt. Nachhören könnt ihr es auf der Homepage des Bielefelder Campusradios.

Marlena Julia Dorniak

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