Interview

Ganglians


Mit ihrem Debut "Monster Head Room" hatten Ganglians eines der interessantesten Alben des Jahres 2009 geschaffen: ein geglückter Spagat zwischen dem kalifornischen Psych-Pop der 60er, Lo-Fi-Indie und Garage. Im August folgt nun der Nachfolger "Still Living" (erscheint am 19.08. über Souterrain Transmissions). Um Publikum und Presse einen kleinen Vorgeschmack zu geben, waren Ryan Grubbs (Songwriting, Gesang, Gitarre und Keyboards) und Adrian Comenzind (Bass, Backing Vocals) im Juni bereits für eine Hand voll Akustikgigs in Europa unterwegs. Wir hatten die Gelegenheit, uns mit den beiden vor ihrem Konzert im Berliner Monarch zu unterhalten.

Zwei Jahre sind vergangen, seit "Monster Head Room" in den USA veröffentlicht wurde – was ist seitdem mit der Band passiert?

Ryan Grubbs: Nachdem wir einmal durch die USA getourt waren, haben wir eine längere Pause eingelegt, in der wir im Grunde genommen nur zuhause rumsaßen, und in dieser Zeit ist viel von den neuen Songs entstanden. Wir haben nicht wirklich mit der Band geprobt, und ich habe viel in meinem Haus an dem neuen Material gearbeitet. Ich habe viel Zeit mit meiner Freundin verbracht und versucht, ein bisschen Abstand von dem ganzen Bandleben zu bekommen. Dann wurde "Monster Head Room" in Europa veröffentlicht, wir sind wieder aktiver mit der Band geworden und haben hier getourt. Schließlich, als wir Ende letzten Jahres dann wieder zuhause waren, haben wir angefangen, konkret am neuen Album zu arbeiten. Das hat dann insgesamt bis Anfang Februar gedauert.

Wo haben die Aufnahmen stattgefunden?

Ryan: Wir haben im "Hangar", einem bekannten Studio in Sacramento, aufgenommen. Der Besitzer veröffentlicht auch das Magazin "Tape Op", was quasi eine Bibel für Aufnahme- und Produktionstechnik ist. Dementsprechend cool war es auch, in diesem Studio zu arbeiten. Unser Freund Robby hat dort eine Art Praktikum gemacht, und über ihn hatten wir dann die Möglichkeit, dort aufzunehmen. Wir hatten schon vor der Europa-Tour zwei Songs dort aufgenommen, danach haben wir uns entschieden, den Rest auch dort zu machen.

Wie lange wart ihr für das neue Album insgesamt im Studio?

Ryan: Die tatsächliche Aufnahmezeit im Studio müsste ungefähr zehn Tage gewesen sein. Dazu kamen dann nochmal sechs Tage Post-Produktion.

Gab es große Unterschiede zu den vorherigen Platten, was den Aufnahmeprozess angeht, insbesondere zu "Monster Head Room"?

Ryan: Absolut. Bei "Monster Head Room" waren wir gerade erst dabei herauszufinden, wie wir als Band funktionieren und klingen werden. Vorher hatte ich alles solo gemacht. Mein Mitbewohner Andy meinte dann, dass er uns gerne aufnehmen würde und das haben wir dann in unserem Haus gemacht, während die anderen Mitbewohner weg waren.

Adrian Comenzind: Und das Album haben wir in Mono aufgenommen.

Ryan: Richtig, "Monster Head Room" ist größtenteils Mono. Andy war gerade erst dabei zu lernen, wie man Musik aufnimmt und es war für ihn ebenso ein Lernprozess wie für uns.

Tatsächlich? Für diese Umstände klingt "Monster Head Room" aber ziemlich gut.

Ryan: Insgesamt haben wir wahrscheinlich mehr Zeit mit den Aufnahmen von "MHR" verbracht als mit denen für das neue Album.

Adrian: Damals waren es öfter kleine Teile, die wir aufgenommen haben. Dadurch hat es sich insgesamt länger hingezogen.

Ryan: Oft haben wir ein, zwei Tage daran gearbeitet, dann wieder ein paar Wochen Pause, dann ging es weiter...

Zu dieser Zeit habt ihr wahrscheinlich auch noch mehr Zeit mit euren Alltags-Jobs verbracht?

Ryan: Oh ja, wir wussten zu diesem Zeitpunkt noch nicht, wie ernst es letztlich mit der Band wird. Es ist ein sehr unschuldiges Album, das einfach aus Spaß an der Musik entstanden ist. Beim Nachfolger wussten wir dann, dass wir etwas Anderes, Erwachseneres schaffen müssen.

Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit dem Produzenten Robby Moncrieff bei "Still Living"?

Ryan: Robby ist ein Freund von uns, er lebt auch in Sacramento. Er hatte gerade erst damit angefangen, Sachen aufzunehmen, und "Bitte Orca" von Dirty Projectors war vermutlich das erste Album, mit dem er etwas bekannter wurde. Ursprünglich wollten wir wieder mit Andy zusammenarbeiten, weil er sich in der Zwischenzeit genauso weiterentwickelt und mehr Erfahrung gesammelt hatte wie wir als Band. Wir wollten aber sofort ins Studio, nachdem wir von der Europa-Tour zurückgekommen und die Ideen noch frisch waren. Andy war nicht in Sacramento. Robby hatte zuvor schon gesagt, dass er uns gerne aufnehmen würde. Also haben wir uns mit ihm zusammengesetzt und Ideen ausgetauscht. Schließlich haben wir uns für ihn entschieden. Wir wollten mit "Still Living" ein sehr stereobetontes Album machen, anders als "MHR".

Inwieweit haben sich die Songs dann im Studio noch entwickelt?

Ryan: Ich würde sagen, ungefähr 50% der fertigen Songs sind im Studio noch durch die Produktion und zusätzliches Songwriting enstanden.

Adrian: Viele der Feinheiten und ganze Teile von Songs sind im Studio dazugekommen. Aber das Gerüst stand vorher schon. Wir hatten dort viel cooles Equipment, mit dem wir rumspielen konnten: alte Timpani-Drums, viele Gitarren und Keyboards... Und ein paar Freunde kamen vorbei und haben verschiedene Instrumente eingespielt.

Ryan: Zum Beispiel die Militär-Trommel auf "The Toad", das ist ein Freund von uns. Für "Bradley" hatten wir eine Violinistin im Studio. Sie war ganz schön nervös, als sie ins Studio kam und uns Weirdos gesehen hat. Ich glaube, sie hat eine Bluegrass-Band erwartet (lacht)... Leute, die Noten lesen können. Sie hat versucht, mit Fachtermini mit uns zu sprechen: "Wollt ihr, dass ich Arpeggio spiele?" und wir haben kein Wort verstanden. Wir mussten dann quasi Lautsprache benutzen, um mit ihr zu kommunizieren. Es war ungewohnt für uns, mit einer "professionellen" Musikerin zusammenzuarbeiten, aber ich glaube, das Ergebnis ist richtig gut geworden. Auch bei "Valient Brave" von "MHR" hat unser Freund Daniel das Saxophon gespielt. Er wusste nicht so recht, was er machen soll und hat einfach ein bisschen gefreestyled. Ich habe das Ganze dann auseinandergenommen und die einzelnen Teile an Stellen gesetzt, wo sie Sinn machen. Ähnlich war es letzten Endes mit der Violine bei "Bradley".

Ich bin neugierig, was euer Songwriting betrifft. Wie entstehen die Arrangements, insbesondere die Gesangsharmonien, beispielsweise beim neuen Album die des Openers "Drop the Act" – kommen die komplett von dir, Ryan, oder entstehen sie kollektiv mit der Band?

Ryan: Ich bin kein besonders guter Musiker, was Instrumente angeht. Ich habe erst angefangen, Gitarre zu lernen, als es mit Ganglians losging. Normalerweise muss ich der Band meine Ideen erklären und sie müssen sich etwas daraus zusammenreimen. Das macht aber irgendwo auch die Band aus, das würde nicht jeder Musiker mitmachen. Am Anfang muss das ganz schön verwirrend und frustrierend für sie gewesen sein.

(Adrian stimmt zu und lacht.)

Ryan: Mittlerweile funktioniert die Kommunikation schon etwas besser. Aber meine Stärke sind die Harmonien. Adrian steuert seinen Teil dazu bei, aber der Großteil der Arrangements kommt von mir.

Jetzt eine Frage, die ihr wahrscheinlich desöfteren zu hören bekommt: Wie kam es zu dem großartigen Video zu "Jungle", der ersten Single von "Still Living"? Was war die Idee dahinter? Ich habe gelesen, das Video wurde in London gedreht?

Ryan: Das ist eine witzige Geschichte. Unser Freund Rick aus Sacramento, der dort auch viele Shows bucht, macht die großartige Radioshow "Art for Spastics". Irgendwann habe ich in einem von seinen Podcasts mal die Band Graffiti Island aus London gehört, die gerade ein paar 7"s rausgebracht hatten. Ich war sofort begeistert und habe die Band dann gleich dem Rest von Ganglians vorgespielt und wir sind alle Fans geworden. Irgendwann bekam ich dann eine Email von Conan und Pete von Graffiti Island, in der sie mir geschrieben haben, dass sie Ganglians mögen. Also das bisschen, was wir damals veröffentlicht hatten. So hatten wir dann eine Weile Kontakt über das Internet. Als sie dann mit Pens in den Staaten unterwegs waren und wir gerade mit Crocodiles und Dum Dum Girls, haben wir zusammen ein Konzert in Sacramento gespielt und sie haben bei mir übernachtet. Wir haben uns auf Anhieb super verstanden und sind gute Freunde geworden. Als wir dann während unserer Europa-Tour in London waren, hatten wir einen freien Tag und keinen Platz zum Schlafen, also habe ich Conan angerufen. So haben wir dann in London mehr Leute kennengelernt – besonders in Dalston, was übrigens eine tolle Musikszene hat. Als wir das nächste Mal in Europa waren, haben wir dann eine Woche in London verbracht, weil sich unsere Tour verzögert hat. So hat sich London fast zu einer Art zweites Zuhause für uns entwickelt. Als Pete dann hörte, dass wir ein neues Album aufnehmen, meinte er, dass er gerne ein Video für uns machen würde. Ich habe ihm ein paar frühe Demos geschickt und er hat "Jungle" gewählt. Ich war von seiner Idee angetan. Da wir ohnehin eine sehr ähnliche Ästhetik haben und ich alles mag, was er anfasst, war das auch nicht überraschend. Er sprach von Portalen, anderen Dimensionen, Ratten, Graffiti, der Kanalisation und dunklen Gassen – und das hat mich an Sacramento erinnert (beide lachen); und an London. Das Video symbolisiert also auf seine Art unsere Beziehung zu dieser Band. Unsere Freunde in London spielen uns in dem Video. Aber sie tragen Masken, sie sind alternierende Wesen, die nicht wirklich existieren. Ein paar von unseren Freunden in Sacramento haben dann gefragt, ob ich das in dem Video sei und ich habe nur gesagt: Nein, wie soll ich denn plötzlich kleiner geworden sein? (beide lachen)

Das war euer erstes, richtiges Video, oder?

Ryan: Ja, das erste offizielle, nicht von Fans gemachte Video.

Denkt ihr, Musikvideos sind heute noch ein wichtiges Medium für Promotion, eine wichtige Kunstform? Die Zeiten von MTV sind vorbei, heute läuft alles über Youtube...

Ryan: Ich denke, gerade durch Youtube werden Musikvideos wichtiger als jemals zuvor. Für mich ist das die ultimative Kunstform, um ehrlich zu sein, die Verbindung des Visuellen mit dem Klang. Wir werden wahrscheinlich vier Videos für das neue Album machen, was sehr aufregend ist.

Wisst ihr schon, für welche Songs?

Ryan: Ja, ein paar davon werden momentan auch schon produziert. Jamie Harley aus Paris macht das Video zu "Bradley". Sie hat auch schon Videos für Twin Shadow und How To Dress Well gemacht. Dann wird es ein Video zu "Drop The Act" geben, das ist auch die zweite Single vom Album. "That's What I Want", der zweite Song auf dem Album, wird nach momentanem Stand das letzte Video.

Hier folgt eine längere Diskussion, welche Songs noch für Videos in Frage kämen. Adrian meint, "Faster" und "My House" könne er sich gut als Videos vorstellen. Ryan zu letzterem:

Ryan: Ja, das wäre ein tolles Video. Diesen Song hat übrigens noch Andy Morin aufgenommen, der "MHR" gemacht hatte.

Wurde das dann vor oder nach dem Rest des Albums aufgenommen?

Ryan: Lange vor dem Rest. Dieser Song stammt noch aus den "MHR"-Zeiten und wir haben ihn bewusst ans Ende des Albums gesetzt. Nach den neuen Ganglians soll dieser Song wieder eine Brücke zu den alten Ganglians schlagen. Er soll zeigen, dass das alles nach wie vor Teil von uns ist und die alten Fans befriedigen.

Wart ihr besorgt, dass die alten Fans mit "Still Living" unzufrieden sein könnten? Das Album klingt etwas anders, auch wenn man das sicherlich als logische Weiterentwicklung sehen könnte – "MHR" klang auch anders als die 12"...

Ryan: Ja, und nach dem ersten Album hatten wir auch noch eine 7" mit "Blood On The Sand" und "Make It Up". Diese beiden Songs sind dann der europäischen Version von "MHR" hinzugefügt worden. Ursprünglich waren diese Songs auf der 7" für Captured Tracks in Brooklyn. Jarvis von Woods hat diese Songs aufgenommen. Da diese Songs als Brücke zwischen "MHR" und "Still Living" gesehen werden können, macht es auch Sinn, dass sie am Ende der europäischen "MHR"-Version stehen.

Inwiefern beeinflusst die kalifornische Pop-Geschichte eure Musik? Und inwiefern aktuelle Bands aus eurer Gegend?

Adrian: Beides hat definitiv Einfluss auf uns.

Ryan: "MHR" war stark von dem südkalifornischen Dream- und Sunshine-Pop der 60er beeinflusst. Besonders die Band Millennium haben wir zu dieser Zeit sehr viel gehört und dieser Einfluss geht auch auf dem neuen Album weiter. Aber auf "Still Living" gibt es auch viele Einflüsse aus London und von der Ostküste.

Denkt ihr an irgendwelche spezifischen Bands, was die Ostküste betrifft?

Ryan: Ja, die ganze Captured-Tracks- und Woodsist-Szene, diese Bands. Das neue Album spiegelt definitiv all die Sachen wieder, die wir in den letzten Jahren viel gehört haben.

Adrian: Und die anderen Musiker in Sacramento. Alle Projekte von Zach Hill zum Beispiel. Viele aktuelle Sachen.

Wie sieht die Szene in Sacramento aus? Gibt es irgendwelche neuen Bands, die wir auf dem Radar haben sollten?

Adrian: Wir haben in letzter Zeit viel über Death Grips gesprochen.

Ryan: Sie haben gerade ein kostenloses Album online gestellt, das du auf jeden Fall checken solltest. Es ist eine Art futuristischer Hardcore-Hip-Hop mit Noise- und Dubstep-Elementen. Ich gehe auf viele Konzerte und ihre Live-Show ist mit das Aufregendste, was ich seit langem gesehen habe. Die werden definitiv bald von sich hören lassen, auch außerhalb von Sacramento. Sie haben einen sehr aktuellen Sound. Sacramento hat manchmal auch schwache Phasen, dann ziehen alle nach Portland oder nach San Francisco. Denn es gibt nie Unterstützung von der Stadt. Es gibt viele House-Shows für Bands, die in keinen Clubs gebucht werden. Die werden dann zu Parties und werden oft von der Polizei beendet.

Adrian: Der Radiosender KDVS aus Davis macht viel Promotion in der Gegend. Über diesen Sender lernt man viele neue Bands kennen, die man sonst nicht hören würde.

Ryan: Alle Bandmitglieder haben irgendwann mal in einem von den berüchtigten DIY-Häusern in Sacramento gelebt. Dort gab es immer gigantische Parties mit unglaublichen Line-Ups. Aber die wurden alle relativ schnell von den Cops dicht gemacht. Funcastle und Witchstone gab es relativ lange, aber irgendwann werden sie alle von der Stadt zerstört.

Um auf das neue Album zurückzukommen, einige Momente haben mich etwas überrascht. Etwa das Keyboard bei "Sleep", die synth-lastige zweite Hälfte von "The Toad" oder "Things To Know" mit seinen bizarren Background-Vocals. Alles Dinge, die es vorher in dieser Form nicht bei euch gab. Ist das eher ein Resultat von der Musik, die euch in letzter Zeit beeinflusst hat oder sind schlicht und einfach die Möglichkeiten, die ihr in einem großen Studio hattet, der Grund?

Ryan: Ich denke, Letzteres war eher der Grund, denn ich könnte dir jetzt keine konkreten Einflüsse für diese Elemente nennen. Im Prinzip machen wir einfach, was auch immer uns spontan einfällt.

Adrian: Ich habe in den letzten anderthalb Jahren viel Neon Indian und Washed Out gehört.

Ryan: Ja, aber diese Bands benutzen Loops und viel technisches Equipment, während wir mit einer klassischen Band-Besetzung spielen. Dennoch haben sie sicherlich Spuren hinterlassen, auch wenn wir das Ganze mit richtigen Instrumenten umsetzen.

Adrian: Richtig, ich habe die so viel gehört, dass sie mittlerweile einfach Teil meines Bewusstseins sind.

Ryan: Es geht viel um Stimmungen, um die Art und Weise, wie man sich durch die Musik fühlt. In dieser Hinsicht haben uns diese Bands beeinflusst, auch wenn wir es anders umsetzen.

Habt ihr irgendwelche Favoriten auf dem neuen Album? Oder irgendeinen Song, auf den ihr besonders stolz seid?

Ryan: Für mich wäre das wahrscheinlich "Sleep". Einfach weil dieser Song so viele unterschiedliche Ideen verbindet. Auf den ersten Blick mag das wie der Song erscheinen, der am wenigsten "Pop" ist – aber es ist Pop, nur sind es viele Songs in einem. Ich mag es, eine Idee einzubringen, nur um diese dann direkt wieder fallen zu lassen, Stil, Stimmung und Tempo zu verändern. "Sleep" beinhaltet viel von dieser Herangehensweise. Was meinst du, Adrian?

Adrian: Ich mag die Power-Pop-Teile des Albums sehr gerne. "Drop The Act", "That's What I Want", "Evil Weave"... "California Cousins" war ein Song aus "MHR"-Zeiten, der damals nicht fertig gestellt wurde. Er hat etwas Besonderes und ich bin froh, dass er jetzt vollendet wurde und jetzt zusammen mit den anderen Songs zu hören ist.

Ihr hattet bereits zwei Akustikshows auf diesem Promo-Trip. Ihr seid diesmal nur zu zweit unterwegs, wie lief es?

Ryan: Es war toll. Wir wussten nicht, wie die Leute reagieren würden. Besonders beim London-Auftritt, wo wir mit vielen Leuten von den Bands unserer Freunde spielten. Sie hatten alle ihre vollen Bands und wir haben uns etwas nackt gefühlt und waren ein bisschen nervös. Aber den Leuten hat es gefallen. Und wir mussten wirklich darüber nachdenken, wie wir die Songs in dieser Form umsetzen würden, denn wir konnten nicht einfach nur so spielen wie mit der ganzen Band. Wir mussten die Songs überdenken und Adrian...

Adrian: Ich habe versucht, die Bass- und Gitarrenteile zu kombinieren.

Ryan: Ich musste mich mehr mit den Vocals beschäftigen und die Feinheiten etwas mehr herausstellen. Ich war mir nicht sicher, wie oder ob es funktionieren würde. Aber jetzt bin ich froh, dass wir es gemacht haben, denn es hat mich dazu gezwungen, die Songs aus einer anderen Perspektive zu betrachten.

Das kann ich mir vorstellen, wenn man bedenkt, wie komplex einige der Studio-Arrangements sind.

Ryan: Aber die Melodien sind da. Darauf setzen wir bei den Akustikversionen den Fokus.

Seht ihr Unterschiede zwischen euren Konzerten in Europa und den Staaten, was die Reaktionen des Publikums betrifft?

Adrian: Ja. Auch innerhalb von Europa gibt es Unterschiede. In Belgien und Dänemark scheinen die Leute sehr zurückhaltend zu sein. Ich will nicht sagen, dass das schlecht ist...

Ryan: Amsterdam war auch so ähnlich.

Adrian: Aber in Frankreich sind die Leute durchgedreht, sie kamen auf die Bühne und hatten offensichtlich eine Menge Spaß. Generell habe ich das Gefühl, dass man als Musiker und Performer hier in Europa mehr geschätzt wird als in den USA.

Ryan: In den USA geht es mehr um das, was gerade hip ist. Hier scheinen sich die Leute mehr für die Musik selbst zu interessieren.

Adrian: Das Publikum in den USA denkt mehr darüber nach, ob sie etwas gut finden sollten oder nicht...

Ryan: Aber wir waren bisher auch nur einmal in den USA auf Tour und das ist schon eine Weile her. Kurz nachdem "MHR" rauskam, waren wir dort mit Wavves unterwegs.

Letzte Frage: Wie kam der Kontakt zu dem neuen Label zustande?

Ryan: Lefse Records in den USA wurde eigentlich in San Francisco gegründet, aber ist dann nach Sacramento umgezogen. Die haben das Label gestartet, um die damals noch unbekannte Band Neon Indian zu veröffentlichen, die jetzt offensichtlich nicht mehr unbekannt ist. Jedenfalls hat mich Matt kontaktiert, als er nach Sacramento gezogen ist. Er war daran interessiert, Ganglians zu managen. Wir dachten nur, wir brauchen keinen Manager, was soll der Typ für uns machen? Aber er ließ nicht locker, wollte Bier mit uns trinken und wir hingen zusammen ab... und so haben wir uns angefreundet. Matt und Todd sind zwei der nettesten Menschen, die ich kenne und sie unterstützen uns, wo sie nur können. Als es dann ernst wurde mit "Still Living", meinten sie, dass sie das Album gerne auf Lefse veröffentlichen würden. Wir hatten währenddessen nach anderen Labels Ausschau gehalten, aber wir hatten einfach keine Lust mehr, weiter zu warten und so haben wir uns für Lefse entschieden. Außerdem ist es toll, nur zwei Blocks laufen zu müssen, um bei seinem Label zu sein und mit den Leuten reden zu können. Und Souterrain hatte ja hier schon "MHR" veröffentlicht, da stand der Kontakt also schon. Auch sie waren immer gut zu uns, also waren wir froh, weiter mit ihnen zusammenzuarbeiten.

Christoph Diepes

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Rezension zu "Still Living" (2011)
Rezension zu "Monster Head Room" (2010)

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