Interview
Codes In The Clouds
Die Jungs von Codes In The Clouds spielten nicht nur ihr Konzert im Rahmen des Erased Tapes Specials auf dem Haldern Pop 2011, sondern genossen auch als Zuschauer das gesamte Festival in vollen Zügen. Ich traf sie bereits nach ihrem kurzen, aber sehr schönen Konzert am frühen Samstagmorgen. Einige Freigetränke waren schon vertilgt, und man wollte die Interview-Fragen für den nächsten Tag heraus locken, um sich schon mal "darauf vorzubereiten". Ich hatte da einen besseren Vorschlag: Joe sollte mir Fragen nennen, die er am nächsten Tag selbst beantworten sollte. Die fehlende Erinnerung daran sorgte am kommenden Tag für großes Gelächter der restlichen Bandmitglieder. Beim Interview waren Joe, Stephen, Ciaran, Rob, Jack und Olli, der Neuzugang zur Band.
Nun, Joe, du hast mir gestern ein paar Fragen genannt, die ich dir heute stellen sollte (alle lachen, Joe schaut ratlos). Deine erste eigene Frage lautet: Warum siehst du so gut aus?
Joe: Oh... nun... (stockt) Mami und Papi trafen sich vor 24 Jahren und heraus kam ich... Hmm... was für eine Frage, die kann ich nicht beantworten... (beschämt).
Möchtest du deine zweite Frage wissen?
Joe: Welche war das? Warum ich so ein brillianter Bass-Spieler bin?
Ja, davon hast du auch erzählt. Deine zweite Frage war aber: Wie kommst du mit all den Angeboten der Mädchen klar? (alle lachen)
Joe: Ehm... ups... die Mädchen, die sind nett... oh, Mist, jetzt muss ich für gestern Nacht büßen...
Gestern hast du von deiner tollen Freundin erzählt, die sich gut um dich kümmert.
Joe: Ja, die gibt's immer noch, sie ist wirklich toll!
Letzte deiner Fragen: Wie kommst du mit all den Jungs klar? (alle lachen)
Codes In The Clouds: Ja, wir sind recht intim in der Band (lachen). Das wirst du aber nicht aufzeichnen, oder?
Doch, schon alles passiert... aber vielleicht könntest du mir nun die "ernsthaften" Fragen beantworten! Die erste Frage ist gleich eine fiese: Es geht um Explosions In The Sky... In der Presse gibt es böse Zungen, die behaupten, ihr würdet euch stark an ihnen orientieren. Mögt ihr die Musik und wie stark hat sie euch tatsächlich beeinflusst?
Codes In The Clouds: Wir hören uns deren Musik nicht wirklich an. Einige aus der Band kannten sie nicht, als diese Vergleiche aufkamen. In unserer frühen Zeit als Band haben sie uns aber auf jeden Fall beeinflusst. Ich denke, die akustische Qualität unserer Gitarren ist ähnlich, aber die Strukturen sind ganz andere. Wir schreiben eher die Popsongs, sie schreiben etwas, das gut ist, aber ganz anders. Wahrscheinlich kommen diese Vergleiche von Leuten auf, die sich nicht wirklich mit Post-Rock auskennen. Sie reduzieren den Post-Rock auf seine Grundbasis, und auf der klingen wir nun mal ähnlich. Auch Vergleiche mit Godspeed! verstehen wir nicht. Oder gestern, da wurden wir mit den Smiths verglichen! Manchmal hören wir sogar Vergleiche mit Joy Division, dann freuen wir uns besonders, weil wir sie sehr mögen! Naja, aber immerhin werden wir mit guten Bands verglichen, das ist doch schon mal was. Mit den Kings Of Leon wurden wir auch mal verglichen! (lachen)
Kings Of Leon? Das ist wirklich absurd. Wenn ihr zumindest Lyrics hättet... Als ich euch zum ersten Mal gehört habe, habe ich mir gedacht, wenn ihr Lyrics hättet, würdet ihr ähnlich klingen wie die frühen Dredg.
Codes In The Clouds: Dredg? Die kennen wir nicht.
Hat denn jemand von euch mal versucht, zu eurer Musik zu singen?
Codes In The Clouds: (lachen) Es würde es nur kaputt machen. Stephen hat es einmal versucht, bevor Joe und Olli zur Band kamen. Wir haben ein Akustik-Set gespielt und brauchten noch irgendein anderes Sound-Element. Wir hatten keine Lyrics, aber er nutzte die Stimme als Instrument. Es war wirklich gruselig. Wir werden es nicht wieder tun.
Wenn ihr eure Songs spielt, habt ihr dann vielleicht Lyrics oder Bedeutungen im Kopf?
Codes In The Clouds: Ja, es gibt definitiv Bedeutungen in unseren Songs. Aber die sind nicht von uns vorgegeben, die kann jeder für sich selbst hineindeuten.
Das ist interessant. Gestern beim Konzert konnte man beobachten, dass es viele unterschiedliche Reaktionen im Publikum gab, die einen haben verträumt mit geschlossenen Augen da gestanden, die anderen haben wild getanzt. Es sah aus, als ob jeder seine eigene Geschichte zum Song erfindet.
Codes In The Clouds: Ja, das Publikum erzählt dir sozusagen von der Bedeutung deiner Songs. Es ist verrückt, wie unterschiedlich die Songs bei den Leuten ankommen.
War das gestern ein großes Publikum? Es waren fast 1000 Leute im Zelt.
Codes In The Clouds: Es war definitiv ein riesiges Konzert für uns. Die Shows in Deutschland sind ohnehin viel größer als jegliche Shows, die wir in England spielen.
Wie sieht's aus mit eurer kommenden Tour? Habt ihr vor, große Hallen zu bespielen?
Codes In The Clouds: Wir wissen noch gar nicht viel von den Veranstaltungsorten. Wir spielen so verschiedene Konzerte von Stadt zu Stadt. Letztes Mal beim Haldern haben wir z.B. in der Haldern Pop Bar, vor etwa 40 Leuten, gespielt, am nächsten Tag gings nach Dresden, dort spielten wir vor 500 Leuten! Das war etwas ganz anderes.
Wie finanziert ihr euch eigentlich das Touren?
Codes In The Clouds: Wir bekommen meist einen festgelegten Betrag, aber als wir in der Haldern Pop Bar gespielt haben, ließen wir einen Hut herum gehen, da war am Ende sogar mehr drin, als wir eigentlich bekommen hätten! Auf Tour ist es super, wenn zumindest die Getränke umsonst sind. Da spart man einiges (lachen).
Ich habe mich gewundert, dass ihr all euer Geld, das ihr mit eurem Remix-Album eingenommen habt, "Friends Of The Earth" gespendet habt. Hättet ihr das Geld nicht auch selbst gut gebrauchen können?
Codes In The Clouds: Ja, schon, aber "Friends Of The Earth" ist einfach eine tolle Stiftung. Wir lieben es zu atmen! Atmen ist toll! (alle lachen) Wir mögen die Luft, wir mögen die Erde, wir möchten die Arbeit von "foe" unterstützen. Außerdem hätten wir uns schlecht gefühlt, wenn wir mit Musik von anderen Künstlern Geld verdient hätten. Die eigentliche Idee war, die EP einfach gratis ins Netz zu stellen, aber dann ist uns diese Charity-Sache eingefallen.
Haben die denn viel Geld durch euch verdient? Und wisst ihr, was sie mit dem Geld gemacht haben?
Codes In The Clouds: Oh, das wissen wir ehrlich gesagt nicht. Sie haben es uns nicht erzählt (lachen). Auf jeden Fall haben sie etwas verdient, und das ist gut. Sie haben es in ihre tägliche Arbeit investiert.
Wie seid ihr überhaupt auf die Idee gekommen, ein Remix-Album zu machen? Wart ihr unzufrieden mit den originalen Songs?
Codes In The Clouds: Wir waren im Studio mit Yourcodenameis:milo, sie haben uns das Album gemixt. Zum Spaß haben sie zu einem der Songs gesungen und es hat uns super gefallen, aber es hätte niemals zum Album gepasst, er musste anders veröffentlicht werden. So ist die Idee für eine Remix-EP entstanden. Außerdem ist es unglaublich aufregend zu hören, was andere Leute aus deinen eigenen Songs machen. Auch viele Fans haben uns Remixe geschickt. Es gab eine Competition, sie läuft eigentlich immer noch, man kann online immer noch Remixe erstellen.
Das ist interessant, es erinnert mich wiederum daran, dass jeder seine eigene Geschichte in eure Songs packen kann. Das geht ja besonders gut, wenn man einen Remix, vor allem mit Lyrics, daraus machen kann.
Codes In The Clouds: Ja! Stimmt!
Wie seid ihr eigentlich als Band zusammen gekommen? Kanntet ihr euch schon vorher oder war es die Musik, die euch zusammen gebracht hat?
Codes In The Clouds: Wenn wir keine Musik machen würden, hätten wir uns wohl nie kennengelernt! Wir haben teilweise schon im College Musikkurse zusammen besucht, aber wir sind völlig verschiedene Persönlichkeiten. Wahrscheinlich ist es die Musik, die hilft, uns zusammenzuhalten (lachen).
Ihr habt wahrscheinlich unterschiedliche Musikgeschmäcker, oder?
Codes In The Clouds: Oh ja, wir haben alle verschiedene Geschmäcker. Hip Hop, gute Pop-Musik, Female Vocals, Radiohead, Joy Division, alles mögliche. Rob stand früher total auf Metal. Aber das hat vielleicht dazu geführt, dass er nun der technisch beste Gitarrenspieler der Band ist. Ciaran steht total auf Biffy Clyro und auf Post-Rock. Jacks großes Drummer-Vorbild in seiner Jugend war Travis Barker! (lachen)
Aus all diesen Einflüssen entsteht dann eure großartige Musik.
Codes In The Clouds: Ja, wir schmeißen alles in einen großen Kochtopf und kochen es heiß!
Zum Schluss möchte ich noch etwas fragen, das ihr wahrscheinlich in jedem Interview beantworten müsst: Welche Bedeutung hat euer Bandname?
Codes In The Clouds: Wir lieben es, in den Himmel zu schauen, uns die Wolken anzuschauen. Egal, wann man hoch schaut, es ist immer ein wunderschönes Kunstwerk zu sehen. Wenn man sich vorstellt, dass all diese Bilder am Himmel Kodierungen sind, die eine Bedeutung haben, dann kommt man sich ganz schön klein vor. Und es ist toll, dass für die Leute der Bandname zu unserer Musik passt.
Lesen
Finden
Bye-Bye
Am 5. Januar 2021 haben wir éclat eingestellt. Mehr Infos hierzu gibt es auf unserer Startseite!