Festival-Nachbericht
XJazz 2016

Dazu gab es auch dieses Mal so einige ganz konkrete Gründe – frühes Highlight sicher das besondere Songwriter-Solo-Konzert von Sophie Hunger im Lido gleich am Mittwoch. So direkt und intim kann man die Schweizer Songwriterin selten erleben. Ein großer Moment ist auch die Jam-Session mit Geflüchteten am frühen Samstagabend, der Refugees Welcome Jam. Gut, dass das Festival das Thema nicht ausspart.
Ganz besonderes elegant und ein großes Festivalhighlight ist der Auftritt von The Group. Hier treffen sich der Dunstkreis von Efterklang und Modeselektor zu einem ambientösen Stelldichein, mit wenigen, prägnant gesungen vorgetragenen Worten. Das Setup ist nicht auf der Bühne des Lido, sondern inmitten des Raumes aufgebaut, die Zuschauer sitzen drum herum auf Sitzsäcken und Hockern. Wenige im Raum herumstehende Glühbirnen ergeben eine spärliche, aber angemessene Lichtshow und definieren die Stimmung im Raum. Leider ist es nicht so voll, wie das Konzert es verdient hätte. Das mag an der späten Uhrzeit und dem langen Soundcheck liegen, der die Band erst um 1.20 statt um 0.30 anfangen lässt.
Am Sonntagabend gibt es zum Abschluss des Festivals ein ganz besonderes Schmankerl: Das erste Konzert des Berliners Pantha Du Prince zum neuen Album "The Triad" in seiner Stadt. Mit dem Radialsystem V, einer alten, zum Veranstaltungsort umgebauten Industriehalle direkt an der Spree, ist der perfekte Rahmen gefunden, und Pantha Du Prince weiß ihn zu nutzen. Eine geschickte Mischung aus altem und neuem Material bringt die Menge zum Tanzen. Einzig die als erste Zugabe gespielte Single "The Winter Hymn" wirkt live etwas weniger knackig als auf Platte. Mit Gewändern betreten Hendrik Weber und seine zwei Mitmusiker – darunter Liveschlagzeug – die Bühne in düsterer Maskerade. Die Stimmung bricht immer mehr zum Tanzen aus, bis es gen Ende kein Halten mehr gibt.
Auf das XJazz-Festival ist eigentlich so sehr Verlass, dass man sich gut auch einfach treiben lassen könnte. Hier ist vielleicht der einzige kleine Haken der Preispolitik – das Ticket für alle Veranstaltungen ist mit 180 Euro ziemlich teuer, so dass man im Endeffekt doch im Vorhinein Einzelveranstaltungen konkret auswählt. Das ist schade, denn sonst könnte man noch viel mehr spontan entdecken und großartige Konzerte – wie etwa das von The Group – wären vielleicht auch voller. Allerdings ist das sicher auch schwieriger zu organisieren. Auch ohne diese mögliche Verbesserung ist das XJazz ein spitzenmäßiges Festival und wird feinerweise immer mehr zur Institution.
Finden
Bye-Bye
Am 5. Januar 2021 haben wir éclat eingestellt. Mehr Infos hierzu gibt es auf unserer Startseite!