Festival-Nachbericht

Festival les Nuits Electroniques de l'Ososphere


Polizeikontrollen schon weit vor dem Venue. Klar, ist ja auch ne Electronic-Veranstaltung. Nicotine, Valium, Vicodine, Mariuahana, Extasy and Alcohol. Man bekommt alles, wenn man nur will. Doch Drogen stehen eigentlich "nur" an zweiter Stelle des Festival les Nuits Electroniques de l'Ososphere. Seit Jahren bereits eine feste Institution für electroaffine Nachtmenschen, die mit oder ohne Hilfsmittel gerne die ganze Nacht durchtanzen, bietet das Festival die komplette Bandbreite an Bands und Künstlern, die mit Vorliebe an Knöpfen drehen und die Plattenteller rotieren lassen.

Alleine die Location an sich ist so beeindruckend, dass man nicht zwangsweise in die verschiedenen Clubs muss, um sich berauschen zu lassen. Ein ganzer Häuserblock(!) wurde extra für das Festival abgesperrt. Die meisten Fenster mit Leinwänden verhangen, sieht man an jeder Fassade zahlreiche Animationen, die in der Schwärze der Nacht ein geradezu surreales Bild abgeben. Läuft man die Straße entlang tönen aus allen Ecken seltsame Soundfragmente. Frisch aus Aphex Twins Arbeitskoffer möchte man meinen und genauso verstörend wirken die Soundfetzen auch. Wo die ganzen Bewohner der Häuser wohl sein mögen?

Die ersten Stunden gehören den "Bands" und so haben Hot Chip die undankbare Aufgabe schon kurz nach 20 Uhr im großen Saal zu beginnen. Dementsprechend leer ist selbiger auch und so starten die Briten vor geschätzten 30 Zuschauern. Dieser Umstand tut der Show jedoch keinen Abbruch. Zu fünft stehen die Mannen um die beiden Hauptsänger Alexis Taylor und Joe Goddard in einer Reihe aufgereiht und bearbeiten ihre Synthesizer mit Hingabe. Die tolle Lichtshow lenkt zudem geschickt von der geradezu unerträglichen Kleiderauswahl ab, so dass uns vorzeitiger Augentod erspart bleibt. Naja, mit Ausnahme des Nebenmannes vielleicht, der unentwegt seine Nase in ein kleines Fläschchen steckt aus dem ein verdächtiger Ethanol-Geruch strömt. Die Augen dick verquollen, grinst er mich an und schwebt auf die Tribüne.

Im winzigen Nebenraum legen sofort danach Radio 4 los. Mit meinem Bandshirt in der ersten Reihe ernte ich sogleich die Blicke sämtlicher Bandmitglieder und auch etliche Fragen im Anschluss, wo es denn das Shirt zu kaufen gäbe. Der Auftritt ist kurz, aber intensiv. Man konzentriert sich hauptsächlich auf die besonders tanzbaren Stücke, wobei an tanzen kaum zu denken ist, denn der Raum platzt aus allen Nähten. Mit "Dance To The Underground" beschließt man ein gutes Set dann würdig und wer jetzt schon KO ist, wird im Anschluss den unausweichlichen Kollaps erleben.

The Rapture legen aller guten Vorahnungen zum trotz noch einmal eine Schippe drauf und bringen den großen Mob in einen ekstatischen Tanzrausch der Sonderklasse. Wild zuckende Leiber räkeln sich im Stroboskoplicht und der Schweiß rinnt in Strömen. Die Band hat sichtlich Spaß und pumpt erbarmungslos Beat um Beat in das Publikum. An den traditionell hervorragenden Sound hat man sich nebenbei in der Laiterie schon so sehr gewöhnt, dass man ganz vergisst, ihn zu würdigen. The Rapture tun das nicht und bedanken sich nach Zugabe artig bei dem Mischer und lassen hunderte völlig verausgabte Menschen zurück.

Dabei geht es jetzt erst so richtig los! Die DJ-Riege begibt sich in Stellung und soll laut Plan bis morgens 8 Uhr den Leuten einheizen. Bereits völlig erschöpft, beschließen wir, mitzunehmen was noch geht. Zuerst überraschen uns die völlig unbekannten Noze aus Frankreich. Zwei abgedrehte Vollspacken, die im kleinsten Raum mit ihrem Mix aus Dancehall und House für klaustrophobische Zustände sorgen. Mittendrin die gesamte Hot Chip-Belegschaft, die hemmungslos abspackt. DJ Mathieu gibt derweil im großen Saal ein abwechslungsreiches Set irgendwo zwischen Trance und Electroclash. Zuguterletzt soll es schließlich noch Matthew Herbert sein, der mit seinem DJ-Set allerdings mehr anstrengt als unterhält und uns somit eine kleine Enttäuschung auf den Heimweg mitgibt. Als wir uns Richtung Parkplatz begeben ist die Drogenparty erst so richtig im Gange. C-C-C-C-C-COCAINE!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Benjamin Köhler

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