Festival-Nachbericht
Appletree Garden Festival
Wir sind schon etwas nervös, wir standen noch nie auf einem Festivalplakat so weit oben. Einerseits süß, was Konstantin Gropper von Get Well Soon da beichtet – andererseits aber auch eine recht treffende Zusammenfassung dessen, was das Appletree Garden Festival ausmacht und wofür es steht: Verzicht auf richtig „große“ Namen, trotzdem ein exquisiter Geschmack beim Booking und eine zusätzliche Betonung von Familiarität und Gemütlichkeit – so ist beispielsweise das vielgeliebte „auf dem Zeltplatz parken“ nur dann untersagt, wenn man die Mühle aus Versehen auf die Fläche für den traditionellen Fußballcup stellen will.
Der Get-Well-Soon-Auftritt bleibt jedoch nicht nur wegen solcher Statements im Gedächtnis haften, sondern leider auch wegen fast schon unnormaler Soundprobleme. Insbesondere im ersten Teil des Sets erklingen manchmal Geräusche, die klingen, als hätte man ein Radio auf Sendersuche vor ein Mikrofon gehalten – das relativ balladeske Set ist zudem nicht jedermanns Geschmack. Nur gut, dass der erste Tag des Festivals davor schon genügend Schmankerl zu bieten hatte: Für regelrechte Sandstürme durch Dauerpogoparty sorgten mal wieder Bratze (wie die Atzen, nur mit ein wenig mehr Buchstaben und sehr viel mehr Stil und Intelligenz), bevor We Were Promised Jetpacks mal wieder zeigten, dass die vielleicht besten Indie-Gitarrenbands unserer Zeit allesamt aus Schottland kommen.
Der zweite (und leider schon letzte) Festivaltag stand dann im Zeichen eines interessanten Hamburg-Skandinavien-Wechselspiels: Besonders die Hansestadt sorgte mit einem wieder einmal großartigen Auftritt des vielleicht besten Singer-Songwriters unserer Tage, Gisbert zu Knyphausen, und einer 40minütigen Zurschaustellung verschiedenster Erscheinungsbilder von Arroganz (1000 Robota) für Highlights und Lowlights des Festivals. Flankiert wurden die Nordlichter unter anderem von Oh No Onos fetziger Hommage an die Hippiezeit der Beatles, Hellsongs' knuffiger Reinterpretationen diverser Metalklassiker und einem Auftritt von Friska Viljor, dessen Livequalitäten mittlerweile wohl sowieso jeder Festivalgänger kennt. Ob die Isländer FM Belfast aus politischer/geographischer Hinsicht auch Skandinavier sind, darüber mag nun diskutiert werden, aber die gebührende Elektrofete zum Abschluss setzten sie auf jeden Fall in Gang – auch wenn diese aufgrund viel zu langer Umbaupausen im Laufe des Tages erst zwei Stunden später als geplant ihren Anfang nehmen konnte.
Aber wen stört es schon, sich aufgrund dessen etwas länger auf einem Gelände inmitten grünster Apfelbäume aufhalten zu müssen, in dem zudem das Bier billig und das (bis auf The Almighty Handbrot durchgehend vegane) Essen so schmackhaft ist? Eben – eigentlich niemanden, und wenn wir nächstes Jahr wiederkommen, ist dieses Problem sicher auch gelöst. Denn das machen wir – jetzt schon gespannt, wer 2011 zum ersten Mal oben auf einem Festivalplakat steht.
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