Rezension

Zomby

Dedication


Highlights: Natalia’s Song // A Devil Lay Here // Things Fall Apart // Alothea
Genre: Bass // Dubstep // Rave // Electro
Sounds Like: Sbtrkt // Burial // Boxcutter // Kode 9

VÖ: 08.07.2011

Man kann kaum sagen, Zomby sähe sich mit keinen Erwartungen für sein neues Album konfrontiert. Sein „Where Were U In 92“ war die fantastische Vermählung von Rave und Bass-Musik und die vorab bekannten, neuen Stücke wie das umstrittene „Natalia’s Song“ und das, Panda Bear Noah Lennox featurende, „Things Fall Apart“ schraubten die Vorfreude in höchste Höhen.

Wenn man Zomby etwas nicht vorwerfen kann, dann dem Beispiel seiner Peers zu folgen und jede kleine Idee in Zehn-Minuten-Epen auszuwälzen. Ganz im Gegenteil leidet manch ein Stück auf „Dedication“ darunter, dass Zomby die begeisternden Motive und Phrasen nach ein bis zwei Minuten sterben lässt. Wenn ein Track gerade beginnt, den Hörer zu fesseln, dreht Zomby den Saft ab und lässt den Hörer in der Luft hängen.

Nimmt man die noch auf der Seite der Plattenfirma veröffentlichte vorläufige Tracklist, begänne das Album gleich mit einem dieser kurzen Stücke, deren Fortsetzung ersehnt wird. Bedrohlich wankend schreiten die Synthesizer und die latent ravigen Elemente von „Adagio For Lucifer“ voran, und nach einer Minute wünscht man sich, zu erfahren, was hier noch entstanden sein könnte. In dieser Fassung jedoch funktioniert diese Eröffnung als Vorspann für das von Kode 9 Ende 2010 bereits in seine Sets eingebaute „Natalia’s Song“, dessen geisternde Vocalsamples und flirrende Beats begeistern und zum beängstigt hypnotisierten Tanzen auffordern. In dieser alternativen Tracklist würde nun die reale Albumeröffnung folgen. „Witch Hunt“ erhält die düstere, gruselnde Stimmung aufrecht mittels Schüssen und zittrig klickenden Effekten. Hier zeigt Zomby, dass seine Vorliebe für kleine Miniaturen zu perfekten Tracks führen kann. Mit „Mozaik“ wandelt sich die Stimmung, die ängstigende Dunkelheit wird zu einer trotzig-aggressiven Widerspenstigkeit. Die Beats treiben, die Synthesizer, die das Album prägen, erklingen hektischer und voller Drang.

8-Bit-Eskapaden, akustische Samples und hüpfend Beats machen aus „A Devil Lay Here“ eines der Albumhighlights. Ähnliche Mittel werden in „Riding With Death“ zu einer funkig beschwingten Reise mit Gevatter Tod ausgebaut. Die 8-Bit-Seeligkeit schreibt auch „Digital Rain“ fort, und in „Things Fall Apart“ wird sie ergänzt durch Grime-Beat-Arpeggios, die albumtypischen Synthesizer und Noah Lennox aka Panda Bears Gesang. Aus dem Album sticht letzteres Stück allein durch Lennox' Vocals heraus, ansonsten passt es sich homogen in die Qualität der restlichen Tracks ein. Separat betrachtet sorgt es jedoch für sofortige Begeisterung. Als dunkle 2- oder dub-steppige Schönheit entpuppt sich „Alothea“.

Mittendrin in der alternativen Tracklist verzaubert Zomby mit den akustischen Klängen eines Klaviers, unter die sich nur vereinzelt elektronische Störgeräusche schleichen. „Basquiat“ steht in krassem Gegensatz zu den es umgebenden Stücken. Seinen Gefallen an akustischen Instrumenten und ihrer Wechselwirkung mit Electronica offenbart Zomby weiterhin in „Haunted“, das in der Presse-Tracklist als „Resolve“ geführt wird.

Zu den angemerkten unvollständigen Stücken gehört in gewissem Sinne auch „Florence“, dessen Mischung aus synthetischen Streichern, hektischen Step-Rhythmen und vereinzelten Tonschalen-Klängen zwar in sich geschlossen ist, die aber vor allem fragen lässt, wie könnte das weitergehen. Gleiches gilt für das organischste Stück des Albums, „Salamander“. Kaum mehr als eine Miniatur, grandios und dennoch insgesamt äußerst unbefriedigend, ist „Vortex“, dessen erdrückende Intensität im Nichts endet. Wie dies Stück erscheint manches auf „Dedication“ unvollständig und lässt zweifeln, dass dies wirklich so gedacht war. Gleichzeitig begeistert aber so vieles, dass am Ende vor allem bewunderndes Hinhören die Rezeption bestimmt.

Oliver Bothe

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