Rezension

Wooden Arms

Tide


Highlights: December // False Start
Genre: Champer-Pop // Folk // Klassik
Sounds Like: Gerard And The Watchmen // Winter Villains // Hollow Wood // Patrick Watson // Efterklang // Peter Broderick

VÖ: 12.09.2014

Bläser, Streicher, Klavier, Gitarren! Es ist eine der größten Herausforderungen als Band, wenn man wie das britische Sextett Wooden Arms so viele verschiedene Musiker an Bord hat: wo zieht man die Grenze? Wie symphonisch soll das Ganze klingen – und ab wann besteht die Gefahr, dass die Songs überfrachtet und kitschig klingen? Wie ihr Debüt-Album „Tide“ zeigt, hat das die junge Band aus Norwich sehr gut im Griff.

Mit ihrem Opener „December“ zeigen Wooden Arms, welche Stärken sie in sich vereinen. Eine zwielichtige Stimmung baut sich auf, wenn sich aus der Ferne Bläser und Streicher einander nähern. Die sanft perlenden Klavierakkorde verleihen dem Song Stabilität, während das Schlagzeug den Song nach vorne treibt. Alex Carsons unprätentiöse und zugleich sehr warme und berührende Stimme tut ihr Übriges, um Wooden Arms zu komplettieren. Die Band sieht ihre Vorbilder sowohl in zeitgenössischen Künstlern wie Patrick Watson oder Andrew Bird als auch in klassischen Komponisten wie Chopin und Debussy – und tatsächlich lässt sich das anhand ihrer Songs sehr gut nachvollziehen. Manchmal bewegt sich die Band wie im lieblichen „Vicenarian“ eher Richtung Pop, während Songs wie „Noah“ nicht ganz so kompakt wirken und mehr von ihrer impressionistischen Klangkulisse leben als vom Songwriting. Ein bisschen schade ist nur, dass bereits nach sechs Songs dieses Mini-Album mit seiner bittersüßen Hymne „False Start“ ausklingt, obwohl man sich gerade erst so richtig an den warmen Klang der Wooden Arms gewöhnt hat.

Gerade für den beginnenden Herbst ist „Tide“ ein wirklich passender Soundtrack, auch wenn an dem, was Wooden Arms hier zeigen, nichts wirklich neu ist und die Referenzen recht offensichtlich sind (unter anderem kommen einem direkt Gerard And The Watchmen und Winter Villains in den Sinn). Und so überzeugend die anderen Songs des Albums auch sind, ist doch „December“ der überragende Song von „Tide“, nach dem alles andere ein wenig verblasst. Vielleicht sollte man dieses Debüt aber einfach als kleinen Vorgeschmack sehen auf das, was da noch kommen mag. Denn das letzte Wort ist hier ganz bestimmt noch nicht gesprochen und das volle Potenzial des ambitionierten Champer-Pop-Konzepts noch lange nicht ausgeschöpft.

Kilian Braungart

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