Rezension

Wiley

Playtime Is Over


Highlights: Bow E3 // Gangsters // Getalong Gang // Stars
Genre: Grime
Sounds Like: Dizzee Rascal // The Streets // New Flesh

VÖ: 01.06.2007

Der Urvater und Pate des Grime ist zurück. Wiley, guter Kumpel des populärsten Vertreters dieser Stilrichtung Dizzee Rascal, legt sein – nach Selbstauskunft – letztes und drittes Album vor. "Playtime Is Over" enthält drei Tracks des letztjährigen "2nd Phaze", das ohne vernünftige Unterstützung vertrieben wurde.

Eine Woche vor Dizzee präsentiert Wiley sich und den Grime in Höchstform. Wo Wileys Aliase Eski-Boy und Igloo-Boy Kälte suggerieren, folgen zwar die Beats oberflächlich gesehen dieser Assoziation, spätestens in Verbindung mit seinen Raps jedoch verströmt das Album eine wohlige Wärme. An seinem Schützling Dizzee fasziniert, sobald man einen Ton von ihm hört, die Mischung aus Maschinengewehrraps, purem Lärm und punktgenau gesetzten pumpenden Beats und Bässen. Genau das macht Wileys Musik ebenso aus. Wo "Bow E3" drei Beat-Schichten übereinander stapelt, als ob Gummibälle durcheinander hüpfen, nimmt "Slippin" sich scheinbar zurück, nur um im Hintergrund die Breaks loszulassen. Den akustischen Terror, der doch tanzbar ist, perfektioniert "Flyboy". Düstere U-Boot-Beats peitschen uns hin und her.

So abgehetzt, sind wir für "Baby Girl" dankbar. Denn die zweite große Stärke des Genres Grime ist nun mal, so wie es große Tanzflächenfüller hervorbringt, ist es immer gut für Balladen, die alles sind, nur nicht peinlich. Diese Aussage wird auch nicht durch eher herkömmliche Tracks wie "Nothing About Me" oder "Come Lay With Me" beschädigt.

Bis zu "Baby Girl" präsentiert Wiley auf "Playtime Is Over" den Grime in Höchstform, aber ohne größere Innovationen. Diese kommen im weiteren Verlauf des Albums jedoch nicht zu kurz. Ob es "Gangsters" ist oder "Johnny Was A Bad Boy", "Getalong Gang", "Eski Boy" oder der Titeltrack, Beats und Keyboardfiguren, Bässe und Raps sind innovativ und überraschen. Ohne sich in irgendeiner Weise dem Pop anzubiedern, eher sogar kompromisslos vorgehend, produziert Wiley Tracks mit Ohrwurm-, Tanzflächen- und – ja sogar – Popappeal. In einer Zeit, in der Rihannas "Umbrella" die UK-Charts als Download-only-Single aufrollt, könnte "Playtime Is Over" sogar die Charts erobern. Sollte Dizzees "Maths & English" nur annähernd die Qualität dieses Albums erreichen, ist es ein gutes Jahr für Grime.

Oliver Bothe

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