Rezension

Wild Palms

Until Spring


Highlights: Draw In Light // LHC // Delight In Temptation // To The Lighthouse
Genre: Post-Punk // Indie-Rock
Sounds Like: Editors // The xx // Joy Division // Interpol // Warpaint

VÖ: 18.03.2011

Eigentlich hatten Wild Palms aus London den perfekten Start für ihre Karriere hingelegt. „Deep Dive“, die Debütsingle der fünf jungen Musiker, klang natürlich sehr britisch und machte keinen Hehl aus den musikalischen Vorbildern der Band, war aber zugleich auch erfrischend anders und schürte die Erwartungen an ihr erstes Album. Leider zeigt sich auf „Until Spring“, dem nun erschienen Debütalbum des Quintetts nur hin und wieder die Brillanz dieses ausgezeichneten Vorboten.

Eine der wesentlichen Stärken der Wild Palms ist sicherlich der Gesang. Sänger Lou Hill mag nicht der Erste sein, der sich an einer etwas eigenwilligen Art von Sprechgesang versucht, aber die Weise, wie er die Verse phrasiert und Vokale in die Länge zieht, trägt wesentlich dazu bei, weshalb die Musik der Wild Palms so interessant ist. Das verhalten beginnende "LHC", das jede Strophe in eine andere Klangwelt bettet und in der Lou Hill Silbe für Silbe sanft und bedeutungsvoll über die Lippen gleitet, ist einer der stärksten Momente des Albums, weil hier wirklich einmal etwas gewagt wird und man sich nicht bei der Suche nach dem nächsten Indie-Hit die Zähne ausbeißt und zwanghaft versucht, cool zu klingen. Auch im unterkühlten Opener „Draw In Light“ geht das Konzept der Band auf. „Delight In Temptation" gefällt immerhin mit seinem abwechslungsreichen Drumming und „To The Lighthouse“ tut sich mit Hills scharfem Falsett aus der etwas schwächer geratenen zweiten Albumhälfte hervor.

Doch leider zeigt sich das wahre Können der Wild Palms eben nur in diesen wenigen Momenten. Es ist schon fast ärgerlich, wie uninspiriert und gewöhnlich „Until Spring“ streckenweise klingt. Wenn man das Potenzial sieht, das die Highlights dieses Albums aufzeigen, kann man nur enttäuscht sein von der verpassten Chance, etwas Eigenständiges zu schaffen, anstatt wie so viele britische Bands der letzten Jahre in altbekannte Muster zu verfallen. Die Zeit wird zeigen, ob Wild Palms lernen werden, ihre zweifelsohne vorhandenen Stärken besser auszuspielen.

Kilian Braungart

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