Rezension

Wild Beasts

Smother


Highlights: Lion's Share // Bed Of Nails // Loop The Loop // Albatross
Genre: Pop
Sounds Like: Elbow // Beach House // Antony & The Johnsons // Archive

VÖ: 06.05.2011

Ein interessantes Beispiel für eine gelungene Bandentwicklung gefällig? Wie wäre es hiermit: angefangen mit einer Art-Rock-Operette („Limbo, Panto“), weiter gemacht mit einer waschechten Hit-Sammlung („Two Dancers“) und nun bei einem wahren Indie-Pop-Monument angekommen. Mit ihrem dritten Album „Smother“ gehen die Wild Beasts den bereits auf dem Vorgänger vorgezeichneten Weg konsequent weiter und schaffen in nicht einmal vier Jahren den Wandel von der sonderbaren Nerd-Kapelle zur seriösen Pop-Band im großen Stil. Nicht mal Clearasil hätte das Erwachsenwerden schneller hinbekommen.

Irgendwann um die „Two Dancers“-Zeit muss bei der Band aus einem kleinen Kaff im Nordwesten Englands der Schalter umgelegt worden sein. War auf dem Debüt noch vieles ziellos und unstrukturiert, so folgte bereits mit Album Nummer Zwei ein songwriterischer Quantensprung, der nicht umsonst mit einer Mercury-Prize-Nominierung honoriert wurde. Aber offenbar sind die Wild Beasts noch lange nicht am Ende der Fahnenstange angelangt.

Einen großen Anteil daran hat die nach wie vor einzigartig betörende Falsett-Stimme von Hauptsänger Hayden Thorpe. Meistens haucht er die Worte vielmehr, als dass er sie singt und das geht einfach an der Seele runter wie Öl. Dazu kommt ja dann auch noch eine Zweitstimme, für die andere Bands töten würden. Tom Fleming ist der zweite Guy Garvey (Elbow) und im Prinzip ist seine eher sekundäre Gesangsrolle eigentlich eine Schande. Wenn, ja wenn die Wild Beasts eben nicht solche verdammt guten Songs schreiben würden.

Immer unscheinbarer, aber trotzdem noch ein wichtiger Bestandteil sind die Gitarrenpickings. Ganz sachte werden die Saiten gestreichelt und geben dadurch oftmals unbemerkt die Melodie vor. Mehr denn je im Vordergrund steht hingegen das Piano, was gleich zu Beginn bei der umwerfenden Ballade „Lion’s Share“ deutlich wird. Es ist das tragende Instrument auf „Smother“ und ergänzt sich perfekt zu dem Zweigesang von Thorpe/Fleming. Konsequenz ist, dass es etwas weniger flott zugeht als zuletzt, auch wenn Schlagzeuger Chris Talbot erneut zeigt, was für ein hervorragender Percussionist er ist. Um eine erneute Indie-Hitschleuder ging es den Wild Beasts aber ja ohnehin nie. Stattdessen zelebriert „Smother“ in einer großartigen Gefühls-Melange aus Romantik, Melancholie und purer Erotik den Pop in seiner schönsten und zugleich berührendsten Art.

Benjamin Köhler

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MySpace-Seite der Wild Beasts
www.myspace.com/wildbeasts

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