Rezension

Warpaint

The Fool


Highlights: Warpaint // Undertow // Shadows // Baby
Genre: Post-Punk // Psychedelic // Dreampop // Folk
Sounds Like: Cat Power // Blonde Redhead // Electrelane // CocoRosie // Beach House

VÖ: 22.10.2010

Eine EP als Vorbote eines Albums schürt immer gewisse Erwartungen, insbesondere wenn man es mit einer EP wie „Exquisite Corpse“ zu tun hat, der ersten Veröffentlichung des Damenquartetts „Warpaint“ aus Los Angeles – ein tadelloses Stück Musik, das sich nichts zu Schulden kommen ließ. Allenfalls der Minimalismus, mit dem hier zum Teil zu Werke gegangen wurde, war vielleicht in manchen Momenten zu groß, so dass man sich fragte, zu welchem Ergebnis das Konzept der Band führen würde, wenn sie versuchte, die Songs noch dichter auszugestalten.

Erfreulicherweise ist genau dies der Ansatzpunkt von Warpaint, der ihr nun erschienenes Dabütalbum „The Fool“ noch ein wenig besser als die Exquisite-Corpse-EP macht. Warpaint erweitern ihr musikalisches Spektrum, lassen sowohl elektronische als auch vermehrt Folk-Elemente in ihre Songs einfließen, bleiben dabei jedoch ihrer Linie treu. Weiterhin arbeiten sie mit einfachen musikalischen Versatzstücken, die sich miteinander verweben, gegeneinander verschieben und die trotz ihrer kühlen Inszenierung eine faszinierende Dynamik entwickeln. Sie bilden die Grundlage für den mehrstimmigen Gesang, der mit seiner schwebenden Leichtigkeit den Gegenpol zu wuchtigen Bassläufen, tristen Gitarren und pochenden Drums bildet. Wenn sich dann beispielsweise „In Undertow“ der Sound allmählich, jedoch unaufhaltsam verdichtet, endet das in einem perfekt austarierten Finale, das gerade deshalb so wirkungsvoll ist, weil Warpaint es vermeiden, den Song zu überladen und zu viele Schichten übereinander zu packen. „Bees“ gewinnt ungemein durch den schlichten Beat, der mit seiner Beharrlichkeit und Kälte den Song in Richtung Abgrund vorantreibt. Im Kontrast hierzu beginnt das nachfolgende „Shadows“ mit einem Riff einer verstimmten Slide-Gitarre. „Composure“ verliert aufgrund eines unvermittelt geschehenden Tempowechsels fast die Spur und erweist sich mit seinem schweren Bassspiel als besonders unzugänglich.

Die Prinzipien, die Warpaint auf „The Fool“ anwenden, sind offensichtlich. Umso erstaunlicher ist es, dass im Albumkontext dann sogar ein nur von der Akustikgitarre begleiteter Folksong wie „Baby“ Sinn zu ergeben scheint. Warpaint zeigen sich wagemutiger und experimentierfreudiger, wissen dabei aber genau, wie weit sie gehen können. „Majesty“ wird durch die wabernden und brodelnden elektronischen Effekte umso interessanter und durch den Einsatz des Klaviers im das Album abschließenden „Lissie’s Heart Murmur“ bekommt der Song das entscheidende zentrale Instrument, das ihn zusammenhält und dazu noch die zwielichtige Stimmung des Songs unterstreicht. Man fragt sich nur, wie es nach diesem Album weitergehen soll mit Warpaint, denn viele Verbesserungsansätze hat ihr Stil, den sie auf „Exquisite Corpse“ entwickelt und auf „The Fool“ nun verfeinert haben, nicht mehr zu bieten. Fest steht: selten hat es einem mehr Vergnügen bereitet, sich solch finsteren Klängen hinzugeben, wie man sie auf "The Fool" zu hören bekommt.

Kilian Braungart

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