Rezension

Trent Reznor & Atticus Ross

The Girl With The Dragon Tattoo


Highlights: Immigrant Song // Is Your Love Strong Enough?
Genre: Ambientsoundtrack
Sounds Like: Archive – Michel Vaillant // Nine Inch Nails – Ghosts // Clint Mansell // Olafur Arnalds // How To Destroy Angels

VÖ: 13.01.2012

Wenn über einen Musiker gesagt wird, er könnte alles Mögliche aufnehmen und als CD herausbringen und die Fans würden es trotzdem gut finden, ist das in der Regel ein zweischneidiges Urteil. Zunächst braucht man dafür eine recht lange Liste herausragender Alben, Bands, Nebenprojekte, die irgendwie immer gelungen waren. Zum anderen versteckt sich dahinter mindestens ein kleines Maß an Kritik, dass einige der Arbeiten nur deshalb wohlwollend angenommen werden, weil eben ein bestimmter Name drauf steht. Thom Yorke fällt sicherlich darunter, Maynard James Keenan (bis Puscifer kam) oder David Bowie. Auch der Name Trent Reznor fällt häufig in die Aufzählung, denn ob als Mastermind der Nine Inch Nails oder mit seinen Soloarbeiten wie dem Soundtrack zu The Social Network, meist konnte er brillieren. Jetzt erscheint „The Girl With The Dragon Tattoo“ – ein neues Werk zu einem Film, knapp drei Stunden umfassend.

Trotz epischer Länge ist der Inhalt dieses Soundtracks sehr schnell zusammengefasst: Ambientelektro, der aus düster produzierten Synthieflächensounds gebastelt ist. Ausnahmen gibt es zwei: Ein schnelles Industrialcover von Led Zeppelins „Immigrant Song“ mit Karen O von den Yeah Yeah Yeahs, das völlig aus dem Rahmen der übrigen 38 (!) Stücke fällt. Zudem für die, die bis zum Ende durchhalten, noch das nette Triphopstück (und Brian-Ferry-Cover) „Is Your Love Strong Enough?“, bei dem – ganz familientauglich – Reznors Frau ein wenig hauchen darf.

Die 37 Songs dazwischen kann man allerdings größtenteils unter „Fahrstuhlmusik“ verbuchen. Möglich, dass eine Platzierung im Film selbst mehr Sinn macht als der ausschließliche Konsum der Stücke, aber wenn man nur das betrachtet, was die drei Silberlinge darbieten, ist das nicht sehr viel. Im Gegensatz zu „Ghosts“ oder Archives‘ „Michel Vaillant“-Soundtrack, die ein ähnliches Schema fahren und auch musikalisch recht nahe stehen, fehlt „The Girl With The Dragon Tattoo“ vor allem eines: Atmosphäre. Die kühlen Elektronikklänge sind zu leblos, so dass sie nur selten an den Hörer herantreten. Vielmehr wirkt es so, als hätte jemand ein paar nette Strukturen in ein Keyboard einprogrammiert und diese liefen nun standardmäßig mit einem Zufallsprozess versehen drei Stunden – bis der Strom ausgeht.

Klaus Porst

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