Rezension

Therapy?

A Brief Crack of Light


Highlights: Get Your Dead Hand Off My Shoulder // Living In The Shadow Of The Terrible Thing // Plague Bell
Genre: Punkrock
Sounds Like: Helmet // Melvins // Jesus Lizard // dEUS

VÖ: 17.02.2012

Was tun, wenn man eigentlich alles erreicht hat? Vor dieser Frage stehen sicherlich auch Therapy? mit ihrem mittlerweile zehnten Album nach über zwanzig Jahren Bandgeschichte. Sie müssen niemandem mehr etwas beweisen, haben eine feste Fanbasis und wenn es auf Tour geht, kennt man sich. Im Punk zu altern heißt auch, irgendwann die jugendliche Wut aufzugeben, um nicht lächerlich zu wirken. Was bleibt, ist die Chance zu nutzen, authentisch zu bleiben. Genau diesen Ansatz versucht die nordirische Band in „A Brief Crack Of Light“ zu fahren.

Bereits der Opener „Living In The Shadow Of The Terrible Thing” gibt die klare Richtung vor: Schnell nach vorn gespielter Punkrock, typisch für Therapy? mit tief gestimmten Gitarren und Bass. Klar klingt das alles etwas nach den 90ern, nach „Troublegum“, „Suicide Pact – You First“, aber wen stört das schon? Therapy? machen das, was sie schon immer getan haben, sind in kleinem Ramen auch offen für Neuentwicklungen. „Plague Bell“ zum Beispiel ist ein astreines Indiestück mit nichts mehr als Ohhhh-Ohhh-Ohhh-Chören und „Ecclesiastes“ eine elektronisch verzerrte Ballade im Stile Anathemas. Im Großen und Ganzen jedoch liefert die Band mit Songs wie „Before You, With You, After You“, „Ghost Trio“ oder „Stark Raving Sane“ genau die Platte, die ihre Fans im ausgewaschenen Troublegum-Tour-1994-T-Shirt erwarten. Midtemponummern, wenige Akkorde, die Texte sicher ab dem dritten Hören oder dritten Bier. Klingt langweilig, aber an den Punkt, wo „Therapy?“ jetzt sind, müssen einige andere erst einmal kommen.

„A Brief Crack Of Light“ könnte unter dem Motto „Arbeitsbeschaffung“ laufen – „Therapy“ wissen, was sie tun, gehen ins Studio, nehmen ein paar Stücke auf – so wie sie es immer getan haben –, tun das, was sie können, und gehen nach getaner Arbeit pünktlich zum Abendessen nach Hause. „Schatz, was habt ihr heute gemacht?“ – „Wir haben 2-3 neue Stücke geschrieben und der Kaffee war mal wieder zu lasch“ – „Achso, also alles wie immer“ – „Ja, ich glaube die neue Platte wird ganz gut, sie wird den Leuten gefallen“.

Klaus Porst

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Living In The Shadow Of The Terrible Thing

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