Rezension

The Handsome Family

Honey Moon


Highlights: The Loneliness Of Magnets // Love Is Like
Genre: Country // Rhythm and Blues // Folk
Sounds Like: Willie Nelson // Townes Van Zandt // The Divine Comedy

VÖ: 24.04.2009

Text und Musik – beides sollte in einem guten Song zu überzeugen wissen. Brett und Rennie Sparks aus Albuquerque, New Mexico, legen auf beide Elemente gleichermaßen wert, und daher wurden die Aufgabenbereiche in Sachen Songwriting einfach kurzerhand aufgeteilt. Brett Sparks kümmert sich um die Musik, seine Gattin zeigt sich für die Texte verantwortlich. Kann das funktionieren? Schließlich müssen Musik und Text doch eine Einheit bilden und sich ineinander widerspiegeln, um ein schlüssiges Ganzes zu ergeben. Bei einem seit 20 Jahren verheirateten Ehepaar ist aber schlechte Zusammenarbeit wohl am wenigsten zu erwarten, und auf mittlerweile acht Alben hat sich dieses Vorgehen schon bewährt.

20 Jahre Ehe, das ist auch der Anlass, zu dem das achte Album namens „Honey Moon“ entstanden ist. Und worum sollte es da inhaltlich gehen, wenn nicht um die Liebe? Allerdings jagt hier glücklicherweise nicht eine Liebesballade die nächste, und obwohl die Texte natürlich eine sehr persönliche Note besitzen, sucht Rennie Sparks stets den größeren Kontext und drückt sich am liebsten durch Naturvergleiche aus. Die romantische Vorstellung von der Natur als Rückzugsort, der einem das freie Ausleben der eigenen Gefühle erlaubt, prägt ihre Texte daher ebenso wie die der Natur innewohnende inspirierende Schönheit.

Musikalisch sind „The Handsome Family“ grob im Country-Bereich zu verorten, weshalb es ihnen umso wichtiger war, aufgrund der inhaltlichen Eingrenzung „Honey Moon“ musikalisch möglichst abwechslungsreich zu gestalten. Wodurch sich die beiden aber bereits vom Country-Einheitsbrei abheben, ohne zwanghaft andere Musikstile einarbeiten zu müssen, ist Brett Sparks’ ausdrucksstarke Stimme. Manchmal übertreibt er es ein wenig mit dem Vibrato und übertrifft in dieser Hinsicht sogar Neil Hannon von The Divine Comedy. Das ist zwar streckenweise etwas anstrengend, lässt aber dafür keine Langeweile aufkommen. Während die ersten Songs noch sehr von Pedal Steel dominiert sind und sich lieber in sicheren Gewässern aufhalten, überrascht das beschwingte „The Loneliness Of Magnets“ durch seine Tin-Pan-Alley-Einflüsse, und Brett Sparks im Refrain mit sich selbst im Chor singen zu hören, ist eine wahre Freude: „I feel the loneliness of magnets and trembling mountain peaks / I call you from dark valleys and I hear you echoing“ singt er voller Inbrunst. „ A Thousand Diamond Rings“ bewegt sich musikalisch zwar eher in den klassischen Country-Gefilden, kann aber auch mit so mancher netten Textzeile aufwarten: „And every night from 6:00 to 6:05 / The desert shimmers like a sea of watermelon light“ drückt sich Reggie Sparks sehr bildhaft aus. „Love Is Like“ stellt mit seinen dezenten Syhnthesizer-Klängen ebenso eine erfreuliche Abwechslung dar wie „Wild Wood“ mit seinen Rhythm’n’Blues-Anleihen.

Die übrigen Songs sind durchweg nett anzuhören, kommen aber doch etwas zu routiniert daher. So ist „Honey Moon“ zwar alles andere als ein gewöhnliches Country-Album, die eindeutig hervorstechenden Highlights lassen einen jedoch das Gefühl nicht loswerden, dass hier noch mehr möglich gewesen wäre. Ein schönes Geschenk zum 20. Hochzeitstag ist „Honey Moon“ aber allemal.

Kilian Braungart

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