Rezension

The Dø

A Mouthful


Highlights: On My Shoulders // Song For Lovers // Queen Dot Kong
Genre: Indie-Folk-Pop // Hip Hop // Elektro
Sounds Like: Lykke Li // Cocoon // PJ Harvey

VÖ: 17.04.2009

Frankreich entwickelt sich mehr und mehr zu einem Zentrum des Folk-Pop. Genre-Größen wie Beirut und Herman Dune haben eine enge Beziehung zu unserem Nachbarland, und einheimische Künstler wie Syd Matters und Cocoon, die es wagten, trotz ihrer Herkunft auf Englisch zu singen, konnten große Erfolge feiern. Mit dem Debütalbum „A Mouthful“ des Musikerduos The Dø erreicht uns nun ein großer Überraschungshit des letzten Jahres, der es sich sogar an der Spitze der französischen Albumcharts bequem machen konnte.

The Dø, das sind die Sängerin Olivia Merilahti, deren Mutter aus Helsinki stammt und der Jazz- und Filmkomponist Dan Levy mit tunesischen Wurzeln. Merilahtis Ausgelassenheit und Spontaneität treffen auf Levys Professionalität und musikalische Versiertheit, und was dabei herauskommt, ist ein freches, originelles und mit jedem Song von Neuem überraschendes Album.

Trommel und Flöte eröffnen „Playground Hustle“, und Olivia Mehilati beginnt in Cheerleader-Manier zu schreien: „We are not crazy / We're not afraid of you grown-ups“. Es ist ein Wunder, dass einem das nicht sofort auf die Nerven geht, denn Mehilatis Organ bringt nicht nur angenehme Töne hervor. Doch irgendwie ist, was man hier zu hören bekommt, äußerst unterhaltsam, und als sich dann auch noch orientalische Klänge in den Song schleichen, stört einen das auch nicht groß. Nach diesem chaotischen Opener ist man schon fast etwas erleichtert, mit „At Last !“ einen unaufgeregten Pop-Song serviert zu bekommen, der insbesondere durch Mehilatis lebendigen Gesang zu fesseln weiß. Zu „On My Shoulders“ braucht man eigentlich nicht viel zu sagen – ein astreiner Hit, dem die Streicher sehr gut stehen, und die große Beliebtheit des Songs scheint ihm Recht zu geben. Mit „Song For Lovers“ setzten die beiden wieder auf den Überraschungseffekt: was würde man nach diesen ausgelassenen, vom Rhythmus geprägten Popsongs kaum erwarten? Wie wäre es mit einer in sich gekehrten, von der Akustikgitarre getragenen Ballade? Bittesehr, hier ist sie. Nach diesem Motto reiht sich eine pfiffige Idee an den nächste: „The Bridge Is Broken“ quengelt vor sich hin und „Stay (Just A Little Bit More)“ mit seiner luftigen Ukulele lädt zum Tanzen ein. „Unissasi Laulelet“ leiht sich den Rhythmus von Yeasayer aus und „Queen Dot Kong“ ist der verrückteste Rap-Song seit langem. Wie Olivia Mehilati hier den US-Rap mit ihrer niedlich piepsenden Stimme veräppelt, ist so gewitzt und unterhaltsam, dass man den Song einfach mögen muss.

Schade nur, dass die Wundertüte „A Mouthful“ zum Ende hin ein wenig die Ideen ausgehen, aber was soll einen nach finnischem Rap auch noch groß überraschen? „Travel Light“ spielt charmant mit Ennio Morricone, doch hört es sich ein wenig an, als ob sich die beiden in der ersten Hälfte des Albums zu sehr verausgabt hätten und ziemlich aus der Puste wären. „A Mouthful“ ist in seinen starken Momenten jedoch so gut, dass man über so manchen schwächeren Song getrost hinweg sehen kann.

Kilian Braungart

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