Rezension

The Decemberists

The Hazards Of Love


Highlights: Annan Water // The Rakes Song // Won’t Want For Love // A Bower Scene // The Wanting Comes in Waves
Genre: Progressive-Folk-Rock
Sounds Like: The Arcade Fire // Get Well Soon // The Mars Volta // Led Zeppelin

VÖ: 27.03.2009

Ein dröhnendes, irgendwie alt klingendes Orgeltönen leitet sie ein: eine Zeitreise in die Sechziger und Siebziger, die Zeit, in der thematische Konzeptalben wie das allseits bekannte „The Wall“ Pink Floyds oder The Whos „Thommy“ fallen. Nun setzen sich die Decemberists, seit langem für ihre Verbindung von Folk, Rock und progressiven Elementen bekannt, daran, einem kompletten Album den roten Faden einer immer wieder aufgegriffenen Hintergrundgeschichte zu verleihen. Diese besteht aus den Verwirrungen, die eine Dame namens Margaret mit sich bringt, umgeben von zwei konkurrierenden Liebhabern und einem Biest, welches sich das Ableben Margarets zum Ziel setzt und dieses wohl auch erreicht. Als Nebenperson darf eine Waldkönigin wirken. Wem das alles zu viel Märchen, Tragödie oder Herzschmerz ist, braucht dennoch keine Angst zu haben: „The Hazards Of Love“ mag zwar eine Stunde lang als Komplettpaket um diese Story ranken, funktioniert jedoch auch mehr als gut auf der Ebene einzelner Stücke.

Die dargebotene musikalische Fülle ist gewaltig, so sehr, dass erste Hörversuche erst einmal zum Scheitern verurteilt sind und sich „The Hazards Of Love“ somit nur sehr schwer erschließen lässt. Wiederkehrende musikalische Motive, vor allem Gitarrenlinien, umfangreiche Instrumentalisierung, der mehrstimmige Gesang der Geschichten singenden Personen – allen voran Decemberists-Frontmann Colin Meloy, begleitet von Shara Worden von My Brightest Diamond und Becky Stark von Lavender Diamond – , das Album kann schnell überfordern. Es braucht schon mehrere konzentriert verfolgte Albumlängen, um diesem Gestrüpp an Melodien, Texten und Songübergängen gewahr zu werden, zumal keinerlei Pause zwischen den einzelnen Stücken erfolgt, die Übergänge sind fließend.

Ist dies jedoch erst einmal erfolgt, eröffnet sich die Platte als sehr gutes Werk verschiedenster Stile und Einflüsse. Wirken erste Stücke wie „The Hazards Of Love 1“ oder „A Bower Scene“ noch sehr rockig und sogar an Led Zeppelin erinnernd, sind es später vor allem Songs mit Folk-Anleihen, die dominieren. Herausragend sind auf „The Hazards Of Love“ vor allem wechselgeschlechtlich intonierte Stücke wie das wunderbare „The Wanting Comes In Waves - Repaid“, dessen weiblicher Gesang kratzig, rauchig und betörend wirkt, wohingegen Meloy schon fast den ruhigeren Part abgibt. Hierbei ist wie beispielsweise auch bei „Won’t Want For Love“ und „Annan Water“ kaum mehr ein qualitativer und musikalischer Unterschied zu Arcade Fire wahrnehmbar. Und dann auch noch das: „The Hazards Of Love 3“ kommt mit schiefen Takten daher, die von einem Kinderchor begleitet werden und ungefähr nach Jahrmarktsaufführung mit Leierkasten um 1900 klingen. Der Abschluss „The Hazards Of Love 4 (The Drowned)“ klingt musikalisch sehr versöhnend und leicht, ob er aber wirklich der Geschichte ein positives Ende verleiht – nun, das sollte jeder selbst herausfinden.

Klaus Porst

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