Rezension

The Cult

Choice of Weapon


Highlights: Life > Death // Amnesia
Genre: Melodic Rock
Sounds Like: The Mission // Sisters Of Mercy // Filter // Audioslave

VÖ: 18.05.2012

In der Musik wie im Fußball gilt: Ist man nur lang genug dabei, bekommt man schnell mal den Status eines Dinosauriers zugesprochen. Was einerseits als anerkennendes Wort in Richtung Durchhaltevermögen gehen kann, ist andererseits auch ein Zeichen für „im Grunde nicht mehr ganz so aktuell“ – siehe die Rolling Stones, die mit knapp 70 immer noch mit der Libido ihrer Jugend Lächerlichkeiten begehen, oder der HSV, der sich immer noch an den Erfolgen der frühen 80er labt, obwohl das Abstiegsgespenst gerade so in letzter Sekunde vertrieben werden konnte. Auch The Cult – gegründet im Jahr der letzten HSV-Meisterschaft – gelten in ihrem Genre als Vertreter der Urzeit.

Ein wenig angestaubt ist der Sound auch mittlerweile, dieser Melodic Rock mit ellenlangen Gitarrensoli und „We Like The Drugs“- oder „You’re Beautiful, You’re Beautiful“-Mitgröhlrefrains. Nichtsdestotrotz hat die Band nach wie vor ein Merkmal, das die Existenz rechtfertigt: Ian Astburys markante Stimme. Egal, wie alt und oft gehört diese Stimmbänder mittlerweile sind – immer noch wären sie in Sekundenbruchteilen in der Lage, riesige Lagerhallen auszufüllen; Emotionen nicht nur zu besingen, sondern gar zu erzeugen. Wer einmal „Life > Death“ gehört hat, weiß, dass auch ältere Herren noch schlimmen Herzschmerz verspüren können.

Man braucht gar nicht jeden einzelnen Song heranziehen und zu fragmentieren, um Parallelen oder Überschneidungen zur Vergangenheit zu finden. „Choice Of Weapon“ geht den Weg von „Born Into This“ weiter, ebenso von “Beyond Good And Evil“. Irgendwo in surrealen Zwischenwelten spielt die Band, besingt mal Irdisches, mal „Elemental Light“ und widmet sich „Lucifer“. Neues gibt es nur für jene zu entdecken, denen die Band bislang völlig unbekannt war. Musikalisch gesehen sind The Cult mittlerweile weit abseits vom aktuellen Zeitgeist. Dinosaurier mögen sie sein, ausgestorben hingegen noch lange nicht.

Klaus Porst

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