Rezension

The Bianca Story

Hi Society!


Highlights: Lover // Self Portrait // Tick Talk
Genre: Indie
Sounds Like: The Strokes // Franz Ferdinand // Radiohead

VÖ: 25.01.2008

Nett. Ruhig mal reinhören. So sieht das Fazit aus zu „Hi Society!“, dem ersten Album der fünf Schweizer von The Bianca Story.

Zur drittbesten Band der Schweiz gewählt, folgt nun also das Debüt. Ein Gemischtwarenladen der 90er- und 00er-Jahre-Indie, zwischen tanzbar und experimentell, zwischen großen Gefühlen und den noch größeren Gesten, zwischen Indiedisko und Hitradio. Das Problem bei dieser Platte, die gleichzeitig New Wave, Garagenrock, klassischer „The Bends“-BritIndie und TripPop sein will, ist, es bleibt nichts hängen. Kritik gibt es kaum, das Songwriting ist erstaunlich reif, die Arrangements sitzen wie angegossen, die Produktion ist unauffällig und der Luxus zweier Gesangsstimmen (Elia und Anna) hat noch jeder Band gut getan. Dennoch verbleibt der Hörer zwiegespalten.

Liegt es wirklich nur an dem – nicht wilden, sondern einfach nur vielfältigen – Stilmix, der offenbaren Unentschiedenheit, der fehlenden Bereitschaft, das eigene Talent auf eine Musikrichtung zu beschränken? Oder gibt es doch einen Mangel an Tiefe in diesen Songs, verarbeitet die Band nur gefundene Fragmente auf naiv gelungene Weise? Ist die ausgestrahlte Reife nur vordergründig? Ich weiß es nicht. Jeder Song auf „Hi Society!“, für sich allein genommen, weiß zu gefallen. Erst in ihrer Gesamtheit – was immer noch nur eine gute halbe Stunde ist – entsteht ein Gefühl der Langeweile, des „wie lang noch“.

Natürlich, es ist ein Debütalbum, doch diese Formulierung ist ein zweischneidiges Schwert. Einerseits wird eine Band sicherlich mit jedem Album reifer, gleichzeitig jedoch hatte ein – möglicherweise in Maßen erfolgreicher Künstler – selten so viel Ruhe und kreative Energie wie beim Debüt. Soll heißen, die Gefahr besteht, beim Debüt alles Pulver auf einmal zu verschießen. Ob der „New Wave Rock’n’Roll“ der The Bianca Story eine Zukunft hat? Klar ist, eine Entscheidung muss gefällt werden, geht es Richtung Tanzflur, als kontinentale Kopie der Klonbandarmee des vereinigten Königreichs, oder setzt sich der experimentelle Indiepop durch … oder offenbart sich vielleicht doch noch ein ominöser dritter Weg?

Interessant, nett, ein Probehören auf jeden Fall wert. Aber gründlich, sonst könnte der Hörer enttäuscht sein.

Oliver Bothe

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