Rezension

Teriyaki Boyz

Beef Or Chicken


Highlights: Heartbreaker // Konyawa Baggy Pants // moon the world // Kamikaze 108
Genre: Hip Hop
Sounds Like: Outkast // Gorillaz // DJ Shadow

VÖ: 15.09.2006

Rind oder Huhn? Egal, aber bitte mit Teriyaki mariniert. Mittlerweile kann man bei vielen Alben froh sein, wenn sie ein halbes oder ein oder zwei Jahre nach ursprünglichem Erscheinungstermin hier erscheinen. Dies Phänomen betrifft sicher vor allem amerikanische und auch britische Alternative-Acts, aber beim Hören des Teriyaki Boyz-Debüts „Beef or Chicken“ frage ich mich schon, was uns sonst noch vom asiatischen Markt vorenthalten wird.

Teriyaki Boyz, das sind vier plus eins, vier Sprechsänger und ein Produzent und allesamt haben im asiatischen Raum schon einen gewissen Ruhm in anderen Crews gesammelt. Insofern erscheinen sie mehr ein Produkt denn als Künstler. Dies zeigt sich insbesondere in DJ und Produzent Nigo®, der vorher hauptsächlich als Gründer der Street-Wear-Marke „A Bathing Ape“ und des passenden Musiklabels „Ape Sounds/(B)Ape Sounds“ in Erscheinung trat. Betrachtet man sich die westlichen Künstler, die für die Beats verantwortlich zeichnen, und berücksichtigt man, dass Nigo® bereits seit 2003 mit Pharrell Williams als Mode- und Accessoire-Designer zusammenarbeitet, ließe sich vermuten, seine Produzententätigkeit könnte auf das nötige Vitamin B reduziert werden. Aber wer weiß das schon. Das Album erscheint übrigens bei Jay-Z auf Def Jam.

Den – hier namenlos bleibenden – MCs der Teriyaki Boyz kann man beim besten Willen keine besonderen Qualitäten zusprechen, die Texte sind – im Wechselspiel aus Englisch und Japanisch – soweit verständlich belanglos und der Flow ist … , nicht schlecht. Den Reiz des Albums wiederum machen zwei Dinge aus. Zum einen sind da eben die Phasen, in denen japanisch gerappt wird, zum anderen sind da die Beats, die vielfach grandios, nostalgisch, oder im Wechselspiel mit den (japanischen) Raps mindestens interessant sind.

Die Namen der eingekauften Beatschrauber – die später noch genannt werden – und das Erscheinen als Supergroup erwecken bei uns (im Westen) natürlich den Eindruck eines zusammengeschusterten Plastikprodukts zum Zwecke des Charteinzugs. Glaubt man jedoch „Leuten, die sich damit auskennen“, so ist das ein durchaus übliches Phänomen in Japan, das in keiner Weise eine „unabhängige von oben herab Attitüde“ rechtfertigt. Diese Produktorientierung zeigt sich auch daran, dass Adrock von den Beastie Boys – deren Japanaffinität bekannt ist und dort gerne erwidert wird – gleich drei Instrumentals und den Titeltrack zum Album beifügt. Klassische oldskoolige Beastie Boys Beat Qualität.

Neben Adrock finden sich aber auch noch Mark Ronson (diverse Remixe), Daft Punk, Dan the Automator, Cut Chemist (Ex-Jurassic 5), The Neptunes, Cornelius, Just Blaze, DJ Premier (Gang Starr) und DJ Shadow unter den Trackbastlern. Diese Liste lässt sich sicher in übliche Verdächtige (Neptunes, Just Blaze, Mark Ronson), Kult (Adrock, Daft Punk, Dan the Automator, DJ Shadow, DJ Premier) und Lokalkolorit (Cornelius) unterteilen, wobei der lokale Anteil doch sehr kurz kommt. Qualitativ ist das mehr oder weniger alles auf einem hohen Niveau. Mark Ronson (The Takeover) und die Neptunes (Large feat. Pharrell) liefern routinierte Backingtracks, die so auch bei jedem US-Künstler hätten landen können. Just Blaze (Konyawa Baggy Pants) steuern einen sehr reduzierten Beat bei, der sich vollständig auf die japanischen Raps verlässt und gerade deshalb überzeugt. Auch Cut Chemists „School of Rock“ ist ein echtes Oldskool Cuts und Scratches Highlight. Gute Tracks von Dan the Automator (Celebrity Death Match) und DJ Premier (You Know What Time Is It) sind fast selbstverständlich, ebenso wie von DJ Shadow (KAMIKAZ 108), wobei hier die MCs das Maximum aus den Beats herausholen und die Qualität ausmachen.

Anders sieht das bei den Künstlern aus, von denen ich keine Beats für so ein Projekt erwartet hätte. Daft Punk liefern ein House-Gerüst ab, das auch ohne Raps stände, durch sie aber gewinnt, wie ein Haus durch eine schön verzierte Außenfassade. Cornelius’ wiederum; der Text den Ilmari, Ryo-Z, Verbal und Wise da drüberlegen mag der schlechteste sein, aber der Beat, das flirrt und flimmert, eine wahre Freude!

Wie übrigens auch das ganze Album. Kein Meisterwerk für die Ewigkeit, sondern Party-HipHop zum immer wieder gerne draufpacken. Ohne Anspruch aber auch ohne zuviel Blingbling.

Oliver Bothe

Finden


Bye-Bye



Am 5. Januar 2021 haben wir éclat eingestellt. Mehr Infos hierzu gibt es auf unserer Startseite!