Rezension

SuperHeavy

SuperHeavy


Highlights: Energy
Genre: Ethnopop
Sounds Like: Joss Stone // Rolling Stones // Bob Marley // U2

VÖ: 16.09.2011

“Super” – die Band trägt es schon im Namen. Natürlich muss man darüber sprechen, das Unwort: Supergroup. Das sind „Super“heavy auf jeden Fall, fragt sich bloß für wen? Mick Jagger – klar. Joss Stone, kennt man auch. Damian Marley: Sein Vater trug den Sound of Jamaica in die Welt. Dave Stewart: War unter anderem mal bei den Eurythmics. A.R. Rahman: hat schon unzählige Bollywoodfilme vertont, bekannt durch den Soundtrack für Slumdog Millionaire. Ein bunter Stilmix also, der einerseits viel erwarten lässt, andererseits gar nichts, weil es unvorstellbar scheint, wie man diese unterschiedlichen Einflüsse vereinbaren kann. Die Erkenntnis: zumindest SuperHeavy schaffen das auch gar nicht. Und genau das ist das Problem der Platte.

Normale Bands haben Hierarchien, klare Rollenverteilungen und/oder einen markanten Wiedererkennungswert. Bei den einen ist es der Gesang, bei den anderen das Gitarrenspiel. Im besten Fall, Beispiel Led Zeppelin, wachsen mehrere dieser Punkte organisch zusammen. Schwer ist es hingegen, eine Handvoll Top-Individualisten zusammen zu nehmen und darauf zu hoffen, dass es schon passen wird. Kennt man vom Fußball und ist oftmals grandios gescheitert. Wer auch immer also der Felix Magath hinter SuperHeavy ist: Willkommen auf dem musikalischen Schalke.

Schon der erste Song und Titeltrack lässt Böses ahnen: in der ersten Minute darf jeder zeigen, was er kann: Marley rappt, Stone popsouljazzt ein bisschen drüber und Mick Jagger klingt so, wie Iggy Pop aussieht – zähes Leder. Und wenig später darf Rahman noch ein wenig Töne formen, die irgendwie nach Muezzinrufen klingen, auch wenn dies in Indien eher unüblich sein mag. Aber: jeder für sich, der Reihe nach und irgendwie gar nicht passend. So setzen sich die nächsten Stücke auch fort, die die Welt vor allem um eine Erkenntnis bereichern: So klingt Mick Jagger also auf Reggae. Schlimmer können Stones-Techno-Remixe gar nicht sein. Nach drei Songs ein erster Hoffnungsschimmer: „Energy“ hält, was es verspricht: Eine coole Elektrorocknummer, mit indischem Einschlag. Gefällt. Aber zu früh gefreut: das folgende „Satyameva Jayathe“ ist eine Mischung aus dem, was der geneigte Durchschnittsmensch als Vorstellung von Weltmusik hat und einem Charity-Song für irgendwen, dessen Sprache in unseren Breitengraden eher selten ist. Fehlt nur noch, dass Bono um die Ecke kommt und mitklatscht.

„One Day One Night“ ist nett. Immerhin. Eine Souljazznummer (größtenteils ohne Joss Stone), die irgendwann in Bollywoodstreicher ausbricht und in Stones-artigem 60s-Rock endet. „Never Gonna Change“ erfüllt die Balladenquote und wäre vor 50 Jahren sicher recht angesagt gewesen, aber: Times are a-changin’. Die Stärken, die der Song hat, sind recht einfach erkannt: Alle – bis auf Jagger – halten die Klappe. Das Motto „Zu viele Sänger verderben den Ton“, das zehn Stücke lang die Platte dominiert, wird gebrochen. Hätten die fünf bei „Beautiful People“ Marilyn Manson gecovert, wäre das Resultat wenigstens witzig-trashig gewesen, da sie das aber nicht tun: Schöne-Welt-Reggae aus dem Urlaubskatalog und wie gemacht für Kreuzfahrtanimateure. Vier weitere Male noch könnte man nach Assoziationen suchen, um Songs der Band zu attestieren, dass „SuperHeavy“ nur eine leere Worthülse ist und stattdessen der Weichspül-Schongang eingelegt wurde. Entscheiden wir uns lieber für das, was der Band vielfach gut getan hätte: Den Verzicht auf weitere Worte.

Klaus Porst

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