Rezension

Steve Von Till

A Grave Is A Grim Horse


Highlights: Valley Of The Moon // Looking For Dry Land // Willow Tree // Clothes Of Sand
Genre: Country
Sounds Like: Scott Kelly // Johnny Cash // Tom Waits // Woven Hand

VÖ: 23.05.2008

Jede Zeit, jeder Trend, ganz gleich wie viele Abgesänge schon auf sie vereinigt wurden, erlebt irgendwann einmal die Renaissance. Auf einmal ist es wieder modern, alte Schienen neu zu befahren, ihnen ein neues Antlitz zu geben. Im Kino, so scheint es, durchlebt dies derzeit das Genre Western. Man denke nur an aktuelle Filme wie „No Country for Old Men“, „There Will Be Blood“ oder Nick Caves Film „The Proposition“. Wie schon vor 30,40,50 Jahren zeichnen diese oftmals weite Horizonte, Einsamkeit, zerfurchte Landschaften und dazugehörige zerfurchte Gesichter der Hauptdarsteller. Deutungen darüber, inwiefern grundsätzliche Sehnsüchte des Menschen nach nahezu grenzenloser Freiheit gemischt mit Gefahr für Leib und Seele in jeder Sekunde, aber auch gelebter innerlicher Ruhe Antwort auf die Zeitrafferwelt von heute sind, seien jedem selbst überlassen.

Wir befinden uns also irgendwo, dort draußen, wo die Zeit nicht in Minuten oder Stunden, sondern allenfalls in Jahresringen gemessen wird. Das geistige Auge sieht zwischen Staub, Dürre, vorbeiwehenden, vormals lebenden, aber nie grünen Büschen einen alten Mann vor sich, auf der Veranda eines leicht bruchreifen Hauses. Dort, sitzend, mit einer Gitarre oder Banjo in der Hand, rekapituliert er sein Wirken, verfasst dazu Verse, begleitet diese mit seinen Instrumenten und hält seine Ewigkeit für die Ewigkeiten nach ihm fest. Er vermischt seine Geschichten mit denen der Generationen vor ihm, Namen wie „Cloths Of Sand“ tragen sie, geschrieben beispielsweise von einem gewissen Nick Drake oder Townes Van Zandt. Seine Stimme passte sich der Landschaft an, alt und rau klingt sie, womöglich scheint sie älter als die Jahreszahlen es vermuten lassen. Untermalt wird alles von reduzierten Tönen, von denen man kaum weiß, ob sie nun tatsächlich von einem Cello oder einem Schlagzeug stammen, oder ob nicht der pfeifende Wind den Ohren einen Streich gespielt hat, der unablässig gegen die Hauswand poltert.

„These words a mirror of his own heart / and the land he gave it to. Looking back the strength of our blood / A great river of fortune and will / All they gave, all they gave for us / A better life in a better world”. Dieser alte Mann ist mit sich und seiner Geschichte im Reinen. Beschreibt Kämpfe, die nichts mit lauten Gewehrsalven gemein haben, wie sie der klassische Western oft suggeriert. Die Kämpfe dieses Mannes fanden im Inneren statt. „A lonely man on the mountain, looks down at what he sees / All those who lie beneath him and the station of his peak / He cannot bear the weight of being so high / An island unto himself, where clouds obscure the sky / Looking for dry land / Waiting for his ship to come in”. Das Schiff des Steve von Till ist angekommen.

Klaus Porst

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