Rezension

Sohn

Rennen


Highlights: Rennen // Conrad // Harbour // Falling
Genre: Indietronic // Pop // Elektro
Sounds Like: The XX // Hot Chip // Archive // Chet Faker (Nick Murphy) // Alt-J

VÖ: 13.01.2017

Kaum sind die Bestenlisten 2016 durch, beginnt sie wieder von vorn, die Suche nach den herausragenden Veröffentlichungen eines Jahres. Ein erster erwarteter Höhepunkt ist „Rennen“, das Zweitwerk des britischen Musikers Christopher Taylor alias SOHN. Sein Debüt vor zwei Jahren wurde allgemein sehr positiv aufgenommen. Seinen, gegensätzlichen Sound aus clever arrangierten kalten Elektroflächen, die er mit seinem Falsett emotional bricht, passt(e) sehr gut in den aktuellen Zeitgeist. Nun liegt der Nachfolger von „Tremors“ vor und es erfüllt die Erwartungen voll.

Viel ändert SOHN nicht an seinen Stücken, das bewährte Erfolgsrezept führt er fort. Gesanglich schwebt er immer noch meilenweit über den von ihm produzierten Synthieflächen. Musikalisch hat er sich allerdings schon weiterentwickelt. Reduzierte Arrangements mit unerwarteten Brüchen, wie eben auf „Tremors“, gibt es zwar noch zur Genüge. „Falling“ und der von wunderschönen Melodiebögen getragene Titelsong setzen den Stil des Erstlings eins zu eins fort. Neu sind jedoch Experimente, die mehr in die Vollen gehen, ja fast bombastisch anmuten. Der Opener „Hard Liquor“ lässt zu stimmlichen Soulanleihen kalten Industrial aus den Bassboxen dröhnen und auch „Conrad“ geht gut nach vorn.

Irgendwo dazwischen spielt sich der Rest ab – immer auf hohem Niveau, immer mit mindestens einer cleveren Idee, die zumeist einen Break auslöst. Völlig überraschend etwa, wie die Schmachtballade „Harbour“ gen Ende ausfranst und dabei an eine wilde Version von Alt-Js „Fitzpleasure“ und „Tesselate“ erinnert. Wenn man SOHN an dieser Stelle etwas vorwerfen kann, dann, ähnlich wie Hot Chip es gern mal tun, einen absoluten Wahnsinnsbeat zu verschenken, weil er eben nur einen kurzen Schlussspurt darstellt. „Rennen“ überzeugt von vorn bis hinten und kann wie schon das Debüt damit punkten, durchweg auf hohem Niveau zu spielen und das trotz oder auch wegen einer deutlich gesteigerten Bandbreite elektronischer Sounds, die SOHN dieses Mal ausprobiert.

Klaus Porst

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"Conrad"
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