Man muss sich den Berliner Moritz Friedrich als großes Kind vorstellen. Sein Playmobil nennt sich Keyboard und sieht aus wie ein Gewehr. Sein Zimmer ist unaufgeräumt und schwer passierbar. An die Wände steht „Enthusiast“ gekritzelt. Wie es sich für einen kleinen Rebell gehört, klingt alles ein bisschen ungezogen und wild, was er musikalisch von sich gibt.

So bewegte sich Siriusmo bereits mit seinem Debüt 2011 anachronistisch am Rande des populären Stampfelektro. Man könnte fast meinen, er habe sich selber die Mission erteilt, den Synthie-Game-Boy-Elektro zu retten, obwohl dieser bereits damals lange totgeglaubt war.

Auch sein neuestes Werk steht dem in nichts nach und klingt wie ein verrücktes Konsolenspiel in Space-Invaders-Manier mit Hip-Hop-Beats. Hierbei kommt ihm zu Hilfe, dass die Melodien stimmen, selbst wenn die Synthies noch so schrill erklingen. Ebenso scheint sich der Berliner die Grooviness nur so aus den Ärmeln schütteln zu können. „Congratulator“ und „Tränen Aus Bier“ legen hier gekonnt vor. Einen Sommervibe wie bei ersterem erwartet man sonst vielleicht noch von Daft Punk – Siriusmo ist hier aber auch ganz ohne prominente Gastbeiträge und Medien-Hype erfolgreich.

An Abwechslung fehlt es der Platte nicht. Rapbeiträge verfeinern hier und da und bevor ein „Rantanplant“ zum ADHS-Abzappeln einlädt, beruhigt „Liu“ auf seine angenehm verträumt jazzige Weise. Derbe Beats („Itchy“) treffen auf tanzbare Arrangements mit geraunten französischen Vocals („Petit Cochon“).

Wenn sich der kleine Moritz nicht entscheiden kann, ob er mit den Piraten oder den Rittern spielen soll, kann es vorkommen, dass er am Ziel vorbeischießt. So passiert mit dem anstrengend Berlin-bemühten „Wattislosmitmir“ oder dem Titeltrack, einem bis ins kaum erträgliche schräg vorgetragenen Synthie-Flirt. Angesichts der Fülle an Eindrücken, die nach einem Durchlauf von „Enthusiast“ bleiben, sind dies aber verkraftbare Ausrutscher.

Jonatan Biskamp

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