Rezension

Simian Mobile Disco

Temporary Pleasure


Highlights: Cream Dream // Audacity Of Huge // Cruel Intentions
Genre: Elektro
Sounds Like: Moonbootica // Justice // LCD Soundsystem

VÖ: 14.08.2009

Mit „Temporary Pleasure“, so der Titel des Zweitwerkes der beiden Musiker James Ford und Jas Shaw, besser bekannt als Simian Mobile Disko, folgt zwei Jahre nach dem Debut "Attack Decay Sustain Release" ein neues Album, das den Stil und Erfolg des Vorgängers fortsetzen soll. Da sich die Herren scheinbar sehr gut auf das Kreieren elektronischer Klänge, aber weniger gut auf dazugehöriges Singen spezialisiert haben, gibt es auf "Temporary Pleasure" eine Vielzahl illustrer Gastsänger, die derzeit die Indiecharts dominieren, wie beispielsweise Alexis Taylor von Hot Chip, Beth Ditto (Gossip), Gruff Rhys (Super Furry Animals) oder Chris Keating (Yeasayer). Eine bunt blitzende Seifenblase zeigt sich auf der Vorderseite des Booklets, auf den weiteren Seiten zerplatzt diese in immer kleinere Stücke und sorgt dafür, dass Albumtitel und Cover sinnvoll zusammengefügt werden.

So kitschig es nur geht eröffnet „Cream Dream“ mit sehr hohem Falsettgesang die Platte und man ist bereits nach mehreren Takten versucht, zu skippen. Hat man jedoch den ersten Schock erstmal überwunden und den Song dreimal gehört, besitzt er durchaus Potential, wenn auch nicht ganz klar ist, wofür. Ein wirkliches Highlight ist das sehr einfache, dafür aber umso eingängigere „Audacity Of Huge“, gesungen von Chris Keating, der normalerweise bei Yeasayer zu hören ist. Hinter tropfenden, durch 80er-Sounds unterstützte Beats versteckt sich wohl einer der Hits des Sommers. Auch das minimalistisch angehauchte Instrumental „10.000 Horses Can’t Be Wrong“ deutet hohes Clubpotential an, vereint es doch alle Elemente eines Tracks, die beim tanzenden Publikum gut ankommen. Den „Cruel Intentions“ leiht Gossip-Frontfrau Beth Ditto ihre Stimme, dabei verhält sich eingesetztes Stimmvolumen entgegengesetzt proportional zu dem des Körpers. Man möchte dem Stück fast unterstellen, es sei eine Ballade.

Etwas nervend ist der Eingang zu „Off The Map“, das am deutlichsten aufzeigt, dass elektronische Musik und intelligente oder tiefgehende Texte noch nie besondere Freunde waren, bei Simian Mobile Disco sogar wie üblich zu stupider Vulgärerotik führen - wobei dies noch gar nicht mal so sehr problematisch ist, man erwartet ja von einem Lukas Podolski auch nicht, dass er Sartre liest (Zitat Daum), sondern Fußball spielt. Analog dazu sollte es Hauptaufgabe der Simian Mobile Disco sein, clubtaugliche Songs zu schreiben. Leider platzt in der zweiten Hälfte des Albums genau hier jene eingangs erwähnte Seifenblase - abgesehen von „Turn Up The Dial“, einem Track, der deshalb so auffällt, weil er als Versuch, nach N.E.R.D zu klingen, völlig aus dem Rahmen der Platte fällt. Den Rest kann man sich leider mehr oder weniger schenken, besonders „Ambulance“ und „Pinball“ sind nur überflüssiges Füllmaterial. Bleibt ein Album mit einigen sehr starken Einzelstücken, die man gehört haben sollte, um in diesem Sommer zu wissen, zu was diese hippen Indiekids ihre Röhrenjeans schwingen.

Klaus Porst

Finden


Bye-Bye



Am 5. Januar 2021 haben wir éclat eingestellt. Mehr Infos hierzu gibt es auf unserer Startseite!