Rezension

Shearwater

Animal Joy


Highlights: Animal Life // You As You Were // Run The Banner Down
Genre: Indie-Rock // Folk
Sounds Like: Talk Talk // Mark Hollis // Blue Water White Death // Magnolia Electric Co. // Okkervil River // Midlake

VÖ: 17.02.2012

Es ist schon eine erstaunliche Entwicklung, die Shearwater durchgemacht haben, wenn man auf die Ursprünge der Band um Jonathan Meiburg zurückblickt. Er und sein damaliger Bandkollege Will Sheff bei Okkervil River begannen mit dem Projekt „Shearwater“ vor über zehn Jahren. Der Gedanke dahinter war, ein ruhigeres, mehr folkorientiertes Gegenstück zu dem doch eher rockigen Sound von Okkervil River zu schaffen.

Wenn man sich nun das neue Shearwater-Album „Animal Joy“ anhört, das die Entwicklung, welche sich über die letzten Alben der Band abzeichnete, konsequent fortführt, klingt das schon fast nach verkehrter Welt. Auf einmal sind Shearwater nämlich die Indierockband. Die gellenden Ausbrüche in Meiburgs Gesang sind keine Ausnahme mehr, sondern stehen auf der Tagesordnung, seine E-Gitarre gibt unbeirrbar ihre knackigen Riffs von sich und Thor Harris treibt mit seinem zielstrebigen Drumming die meist sehr temporeichen Songs voran. Das Klavier nimmt mit seinen hämmernden Akkorden zunehmend eine Funktion als Rhythmusgeber ein und das Banjo bekommt man gar nicht mehr zu hören. „Immaculate“ ist ein Paradebeispiel für diesen neuen Sound. Eine solch straighte Rock'n'Roll-Nummer fand sich auf früheren Alben der Band nicht.

Bei all den Veränderungen im Sound von Shearwater ist jedoch eine Eigenschaft erhalten geblieben, die auch das neueste Werk der Band zu einem sehr guten Album macht. Es ist das unermüdliche Suchen nach neuen Klängen und das Streben, neue atmosphärische Klangkulissen zu schaffen, das Shearwater schon immer auszeichnete. Zwar werden diese Soundteppiche immer weiter in den Hintergrund gedrängt und verlieren so ihre prominente Stellung in Shearwaters Musik, doch dies ändert nichts daran, dass sie immer noch vorhanden sind. Oft helfen sie der Band, kleine Schwächen im manchmal etwas einfallslosen Songwriting wettzumachen und einen selbst an den einfacheren Songs von „Animal Joy“ von Durchgang zu Durchgang mehr Gefallen finden zu lassen, weil scheinbar Eintöniges mehr Abwechslungsreichtum besitzt, als man beim ersten Hören wahrnimmt.

Doch auch für Fans des alten Shearwater-Sounds hält „Animal Joy“ etwas parat. „Run The Banner Down“ mit seinen zarten Harfenklängen und Thor Harris' feinsinnigen Schlagzeugspiel ist beispielsweise einer dieser Songs, die einen direkt in ihren Bann ziehen, bevor „Pushing The River“ mit hartem, aber originellen Drumming diesem träumerischen Ausflug des Albums ein abruptes Ende setzt. So weit sich Shearwater auch von ihrem Grundkonzept entfernt haben mögen, sie bleiben eine der interessantesten Indiebands, die es zur Zeit gibt. Shearwaters Mut zur Veränderung ist wirklich bemerkenswert – insbesondere, wenn ein solch vielseitiges Album wie „Animal Joy“ das Ergebnis davon ist. Auf Shearwater ist einfach Verlass.

Kilian Braungart

Hören


Das komplette Album im Stream:

Finden


Bye-Bye



Am 5. Januar 2021 haben wir éclat eingestellt. Mehr Infos hierzu gibt es auf unserer Startseite!