Rezension

Sébastien Tellier

Universe


Highlights: Le Démon Pupkin // La Ritournelle
Genre: Pop
Sounds Like: Phoenix // Air // Zero 7

VÖ: 10.11.2006

Warum ein Franzose, von dem ich zuvor nur in Nebensätzen etwas gehört habe, ein Album veröffentlicht, dessen Tracks oder Songs allesamt bereits zuvor auf seinen Alben oder als Beiträge zu Soundtracks käuflich zu erwerben waren, mag rätselhaft wirken; solange mir das aber die Möglichkeit eröffnet, mir Sebastien Telliers Schaffen zu erhören, ohne zwei reguläre Alben, drei Soundtracks und einen Frankreichimport bezahlen zu müssen, werde ich mich nicht beschweren.

Dabei ist „Universe“ jedoch in keiner Weise ein Album, das man häufig durchhören und dabei seine Qualität auch noch würdigen kann. Oder will? Vielmehr erschließt sich das Schöne und Faszinierende an den Songs eher in einer passenden Playlist aus MP3s oder auf einem selbst zusammengestellten Sampler. Was nicht verwundern mag, entstammen doch die Songs „La Ballade du Georges“ und „Dixi“ dem Soundtrack zu Narco, und „Fantino“ war in Lost In Translation vertreten. Als solche sind es natürlich Stimmungsträger und –fänger, die weniger den Gesetzen eines Albums als denen der Situation gehorchen.

Das filmhaft, sphärische, vielleicht auch kitschige Ambiente hat Telliers Pop, der sich meist auf die mit schwarzen und weißen Tasten versehenen Instrumente verlässt, sein Ambiente hat dieser Pop gemein mit dem Output von Air oder auch Phoenix – um nur Telliers Heimat zu referenzieren. Nebenbei – und auf das Soundmalerische bezogen – erscheinen Bezüge zu Soundtracks von Endsiebziger, Anfangachtziger Animes – Captain Future – berechtigt. Sowohl letzteres als auch Air schlagen u. a. bei „Broadway“ und „La Ballade Du Georges“ zu (ursprünglich vom Album „Politics“), wohingegen „Le Long De La Rivière Tendre“ Air und Phoenix vermählt um einen Easy-Listening-Teppich in unser Ohr zu kleben. „Universe“ enthält jedoch auch Telliers ersten Ausflug ins Chanson – „La Dolce Vita“ –, wobei hier Chanson in seiner schleimigsten, schnulzigsten, negativsten Variante gemeint ist, was wohl satirisch zu verstehen ist, … und dennoch einen absurden Reiz ausstrahlt.

Mit die Highlights der Sammlung sind sicherlich die beiden Versionen von Telliers UK-Hit „La Ritournelle“, von denen die Originalversion eine zarte, verzaubernde Piano-Ballade ist, Mr Dan’s Mix aber ein mitreißender Track, der ganz im Stile – die Referenzhölle lebe hoch – des Phoenix’schen „If I Ever Feel Better“ steht. Den Übersong – und den Grund sich dieser Sammlung oder zumindest dem Künstler Tellier zu widmen – liefert aber „Le Démon Pupkin“, dem man nur vorwerfen kann, er sei mit gut drei Minuten zu kurz. Synthesizer, Streicher und Piano vermischen sich zu einer ausufernden (si. drei Minuten) Space-Opera, die einem mit offenem Mund und glänzenden Augen am Musikabspielgerät stehen bleiben lässt. Grandios. Auch wenn der Mangel an innerem Zusammenhalt das Album als ganzes etwas abfallen lässt. Schade.

Oliver Bothe

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