Rezension

Sannhet

Revisionist


Highlights: You Thy ___ // Empty Harbor // False Pass
Genre: Post-Rock // (Post-) Black Metal
Sounds Like: Explosions In The Sky // Deafheaven // Isis

VÖ: 02.03.2015

Sannhet sind eine weitere Band aus Brooklyn, die in den Genres Post-Rock und Black Metal Innovationen vorlebt. Ungewöhnlich ist, dass ihre Songs meist bereits nach drei Minuten vorbei sind und ihr Album „Revisionist“ gerade mal die 40er-Marke kratzt, während in dieser Zeit doch soviel passiert.

Ob sie Zeit einsparen, indem sie das typische Laut-Leise-Schema verlassen und stattdessen dauerhaft Vollgas geben? So richtig kommt man ihrem Rezept der sich immer weiter ausdehnenden Songkonstrukte nicht auf die Schliche. Festzuhalten bleibt jedoch, dass Sannhet wohl eine der wenigen Bands sind, deren Post-Rock auch für den Mosh-Pit taugt, so sehr wird hier ohne Umschweife auf den Punkt gespielt.

Die Hauptrolle in „Revisionist“ teilen sich Bassist AJ Annunziata, Gitarrist John Refano und Drummer Christopher Todd gleichermaßen. In „Lost Crown“ ist Refanos Gitarre mal greifbar und klar, mal verschwindet sie flächig-verwaschen und lässt Todds Blast-Beats den Vorzug. „Sinking Forward“ fühlt sich tatsächlich wie langsames Versinken an, wenn Annunziata mit seinem Bass langsam stampfend die Band vorantreibt und Todd die Schlagfrequenz dabei immer weiter erhöht. Ein solcher dramaturgischer Aufbau findet sich sonst nur noch in „Empty Harbor“, bei dem Gitarren erst wie Nebelschwaden in der Luft hängen, bevor das große Metal-Inferno ausbricht. Sonst regiert meist Härte und Schnelligkeit vom ersten Takt an („You Thy ___“).

Was Sannhet hier abliefern, ist Post-Rock für Sound-Puristen im besten Sinne. Auf orchestrale Elemente und lange Songentwicklungen wird verzichtet. Wenn für die Musik einiger Genre-Kollegen die Weite der Natur als metaphorischer Vergleich herangezogen wird, so wird auf „Revisionist“ weniger ein Gefühl des Einklangs und der Harmonie erzeugt denn das einer sperrigen, allenfalls urbanen Landschaft. Im Strudel der neun Tracks entsteht ein waberndes, rhythmisches Etwas, ein Sich-In-Sich-Verlieren, ein Musik-Nirwana, ein namenloser Zufluchtsort. Oder um „Revisionist“ ganz knapp zusammenzufassen: Es sind Momente wie in „False Pass“, wenn sich die Gitarren für das große Finale auffächern, sich hörbar zu verdoppeln scheinen, und Bassist Annunziata in den letzten vier Takten einfach alles wegsägt, die das Album besonders machen. So etwas löst selbst bei dem 2015 nicht mehr ganz unbedarften Post-Rock-Fan Begeisterung aus – und sorgt dann im Umkehrschluss für eine der sehr starken Genre-Platten des Jahres.

Jonatan Biskamp

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