Rezension

Raz Ohara And The Odd Orchestra

Raz Ohara And The Odd Orchestra


Highlights: Happy Song // One // The Case
Genre: Pop
Sounds Like: Jamie Lidell // Thom Yorke // Thicke // Apparat

VÖ: 18.01.2008

Ein Mann und sein Freund. Raz Ohara und Oliver Doerell. Raz Ohara & The Odd Orchestra. Ein „Happy Song“ eröffnet das Album, fröhlich jedoch ist das Letzte, was er ist und Freude verströmt das Odd Orchestra wahrlich nur, wenn Du Freude aus Melancholie, aus dem großen raurigen oder gar tragischen Gefühl ziehst.

Schon auf „The Last Legend“ vor scheinbar ewigen Jahren – und doch war es wohl erst 2001 – bewies Ohara sein Talent für die perfekte musikalische Umsetzung von Emotion. Gitarre und minimale – zarte oder verstörende, einfache oder verschrobene – Elektronik mit Oharas Gesang, das war damals. Im Grunde ist es auch heute noch. Raz singt vielleicht etwas weniger schräg als anno dazumal, aber immer noch bezaubert seine Stimme ebenso wie sein dänischer Akzent im Englischen.

Die Zusammenarbeit mit dem seltsamen Orchester – also Oliver Doerell – zeigt sich in der Perfektion der Arrangements, in der zauberhaften Leichtigkeit, mit der die Melodien uns gefangen nehmen, Gefühle auslösen und Gefühle erhalten, verstärken und variieren. Schon „The Last Legend“ ließ sich als „zum Heulen schön“ bezeichnen, aber erst mit dem Odd Orchestra gehen analoge und digitale Instrumente der Tonerzeugung eine kongeniale Verbindung ein. Vor Jahren gehörte zur Faszination Ohara'scher Musik ein gutes Maß Verstörung. Heute ist es pure melancholische Schönheit.

Einfachheit steht dabei im Mittelpunkt. Ein einfaches und einfach ein (so genanntes) Singer-/Songwriter-Album ist entstanden. Für manchen mag das langweilig klingen. Das Abgleiten in hundertfach gehörte Strukturen verhindert jedoch der natürliche Soul in Oharas Stimme, ein unbezahlbares Unterscheidungsmerkmal, das ihn von allen gleichgesinnten abhebt. Ein Organ, das es vermag, einem „folkloristischem“ wie einem „zerstörten elektronischen“ Takt Musik Funk zu verleihen, das andererseits aber ebenso leicht eine bedrohliche Atmosphäre zu erzeugen in der Lage ist.

„The Odd Orchestra“, ein erstaunliches, simples und doch begeisterndes Album zu Beginn eines neuen Jahres. Ohara und Doerell erfüllen alle Erwartungen, die ich in sie gesetzt habe, und mehr.

Oliver Bothe

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