Rezension

Quiet Village

Silent Movie


Highlights: Victoria's Secret // Keep on Rolling // Circus of Horror
Genre: Futuristic Electronic Souleditpop
Sounds Like: Gorillaz // Ennio Morricone // Portishead // The Notwist // Skeewiff

VÖ: 25.04.2008

Ein Album als plätschernd zu bezeichnen, stellt im Regelfall eine Beleidigung dar. Im Fall von Quiet Villages „Silent Movie“ beschreibt es jedoch nur das Brechen der Wellen im eröffnenden „Victoria’s Secret“.

Ein Stummfilm in einem ruhigen Dorf, bzw. der von einem DJ editierte Soundtrack zu einem eben solchen, so treffend wie Titel, Bandname und Musik hier zusammen gehen, so etwas gab es selten. Joel Martin und Matt Edwards, ein Klangsammler und ein Dance-Produzent, präsentieren eine groovende Sammlung alter Klänge in neuem Gewand und neuer Klänge im alten Gewand, die nicht nur aus dem eigenen guten Geschmack und Mehrwissen zehrt, sondern ebenso auf das kollektive klangliche Gedächtnis der globalisierten popkulturellen Gesellschaft baut. „Silent Movie“ ist eine Reise durch die seelenvolle Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, durch Soundtracks, Fahrstuhlmusik und Popklassiker.

Martin und Edwards vertrauen dabei vollkommen auf die Kraft ihrer Fundstücke, ihrer Samples und Edit-Elemente. Sie meinen zudem zu wissen, dass eine Platte fesseln könne, ohne jemals groß ausbrechen zu müssen. Die Schönheit dieser Platte ist tatsächlich eine des Wohlklangs, der natürlichen Kraft der (musikalischen) Landschaft. Hier geht es tatsächlich allein um das Wohlfühlen des Hörers. Ein Genuss, der unausweichlich ist, solange der Hörer kein Alleskenner, kein wandelndes Lexikon der Klänge ist. Der Herangehensweise des Sammelns und Re-editierens ist es zu eigen, bei allem eigenen Talent und Geschick von den gefundenen Klangstrukturen abhängig zu sein. Die Besserwisser unter den Hörern werden deshalb weniger die Perfektion der Tracks genießen, als mit dem Zettel in der Hand daneben zu sitzen und festzuhalten, was die Quiet Village hier als eigenes verkaufen, das doch eigentlich von Künstler a oder b sei.

Das Wissen um die Entstehung wohlwollend ignorierend, findet sich auf „Silent Movie“ eine umwerfende, zwischen psychedelisch-esoterisch und soulig-treibend pendelnde Fülle an Harmonie, die dennoch in keinem Moment in Kitsch umzuschlagen droht, die es vielmehr schafft, im eigenen Glück einen Soundtrack für die gelebte Gegenwart, die erinnerte, verfälschte und wahre Vergangenheit wie für zukünftig Erhofftes zu bilden. Es dominiert in dieser filmischen Dokumentation deines Lebens zwar das Positive, ohne jedoch die potentielle Depression zu ignorieren.

Eine Stunde, zwölf Tracks lang währt die Reise. Ein Erlebnis, das bei der nötigen Offenheit für Ruhe in der Bewegung und Leichtigkeit im Klang nie langweilig wird. Natürlich hätten die Joel Martin und Matt Edwards aus der gleichen Soundsammlung ein mitreißendes Big-Beat-Album machen können, doch so, wie es vorliegt, ist „Silent Movie“ viel spannender.

Oliver Bothe

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