Rezension

Piano Magic

Ovations


Highlights: March Of The Atheists // On Edge // The Blue Hour // The Faint Horizon
Genre: Darkwave // Indie Pop
Sounds Like: Dead Can Dance // New Order // iLIKETRAINS

VÖ: 23.11.2009

Ganze neun Alben hat Glen Johnson unter dem Pseudonym Piano Magic bisher veröffentlicht und dabei mehr Labels und Bandmitglieder verschlissen als Tiger Woods Frauen. Nennenswerten Bekanntheitsgrad hat er dabei größtenteils nur in der Darkwave-Szene erlangt. Eigentlich ziemlich ungerecht, denn man muss nicht unbedingt schwarze Kutte tragen und Kajal unter die Augen schmieren, um der Musik von Piano Magic etwas abzugewinnen - ganz besonders jetzt nicht, da Bands wie Interpol, Editors und The Departure düsteren Wave schon längst in die Clubs geholt haben. „Ovations“ ist zwar nur selten wirklich tanzbar, dafür vereint es auf wunderbare Art und Weise alle Eigenschaften, die das Genre ausmachen: Melancholie, Weltschmerz, Romantik und Eskapismus.

Die unterkühlte Atmosphäre von „Ovations“ breitet sich schon mit den ersten Klängen von „The Nightmare Goes On“ aus. Die Stimme kommt bekannt vor und tatsächlich konnte Johnson für zwei Songs Sänger Brendan Perry und Percussionist Peter Ulrich der legendären Dead Can Dance aus ihrem Grab holen. Typisch für Piano Magic und von den ersten Sekunden an präsent: die aufwändige Instrumentierung in Form von Streichern und/oder orientalischen Klängen. Gerade das nach dem Opener folgende „March Of The Atheists“ tut sich hierbei hervor und überzeugt durch eine großartige Komposition und Johnsons zynische Lyrics.

Eine Gefahr, die bei Alben gleichen oder ähnlichen Genres immer besteht, nämlich, dass sie auf Dauer zu eintönig werden, wird bei „Ovations“ geschickt vermieden. So folgt auf einen Song mit New Order´schen Stakkatobeats in „On Edge“ schon einfach mal ein beinahe meditatives Stück wie „A Fond Farewell“. Auch Bedenken, Piano Magic könnten zu altbacken klingen, werden durch Songs wie den großartigen „The Blue Hour“ oder der Doch-Noch-Tanznummer „Recovery Position“ beiseite gewischt. Ähnlich klangen schließlich zuletzt auch Kapellen wie Elefant oder Film School und die sind im Vergleich zu Piano Magic noch Grünschnäbel.

Nachdem nach dem atmosphärischen Instrumentalstück „La Cobardiá De Los Toreros“ noch zunächst ein wenig bei Nick Cave („You Never Loved This City“) und The Cure („The Faint Horizon“) zwar offensichtlich, aber gut abgekupfert wird, geht dem Album lediglich mit dem Schlusstrack ein wenig die Puste aus. Alles in allem ist Glen Johnson aber womöglich sein bestes Album gelungen und gerade jetzt, im 80er Revival, eine Pflichtpatte für jeden, der es ab und an auch ein wenig düsterer mag.

Benjamin Köhler

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