Rezension

Phillip Boa & The Vodooclub

Faking To Blend In


Highlights: Queen Day // Collective Dandyism
Genre: Alternative
Sounds Like: The Fall // David Bowie // The Cure

VÖ: 03.08.2007

Eigentlich hoffte ich, Boa würde irgendwann seine Angst vor Raubkopien abbauen. Soll heißen, wer eine vollwertige Meinung zu „Faking To Blend In“ möchte, muss sich eine solche selber bilden, die Promo blendet nicht ein, sondern nach gut zwei Minuten aus. Was fehlt? Wer weiß.

Eine Meinung – wenn auch unvollständig – gibt es dennoch, denn die Fragmente lassen genug ahnen und wissen, um zu sagen, Boa und sein Club de Voodoo sind 2007 in Hochform. Wie schon auf „Decadence & Isolation“ 2005 findet sich alles, was an Boa liebens- und vor allem hörenswert ist. Dazu gibt es noch ein wenig mehr und leider ebenso ein wenig weniger.

Letzteres mag daran liegen, uns wird nicht einmal vertraut, den finalen Mix zu hören, die Promo-CD enthält nur einen Roh-Mix. Der Sound des sogenannten Rough-Masters lässt nur wenige Schlüsse zu, ob Klez.e und Delbos Tobias Siebert hier als Produzent einen guten, einen vernünftigen oder einen bescheidenen Job gemacht haben. Vieles klingt in negativer Weise rauh und ziemlich unausgegoren.

So bleibt nur die Qualität des Songwritings zu bewerten, bzw. die vorläufigen Eindrücke emotional zu erhöhen oder abzuwerten. Und vieles spricht dafür, zu erhöhen. Die klassische und geliebte Verbindung aus Nicht-Gesang, treibender Rhythmus-Sektion, darum herum gewobenen zauberhaften Melodien und Pia Lunds ebensolchem Gesang findet sich in der Mehrzahl der Songs und reicht schon für ein positives Urteil aus. Es gibt Künstler, denen lässt sich zu Recht mangelnde Weiterentwicklung vorwerfen. Anderen jedoch würde eine dauerhafte Fortentwicklung vom klassischen Sound schaden. So geht es Interpol - und so geht es Boa und dem Voodooclub.

Nachdem er schon in den mittleren 90ern eine gewisse Faszination an Tanzrhythmen elektronischer Natur entwickelt hatte, finden sich nun auch auf „Faking To Blend In“ Songs – vorneweg „Collective Dandyism“ und „Girl Is A Runner“ – die versuchen, mit tanzflächentauglichen Beats zu überzeugen. Wo das kollektive Dandytum eher die Chance hat, eine echte Hymne der „Indie“-Disse zu werden, orientiert sich „Girl Is A Runner“ doch stark an einem Synthesizer-Electronica-Sound, der in der alten Schublade zwischen Wave und Techno steckt.

Alles in allem überzeugen die schön geredeten Eindrücke. „Todays Parties“ und „How Much Can You Swallow“ könnten sogar in der rauhen, unausgereiften Version mehr überzeugen, als in einer durchproduzierten, bereinigten. Je nachdem ob die Endproduktion die guten Teile betont oder die Rauhigkeit verstärkt, kann das endgültige Produkt zu 80 Prozent überzeugen oder eben nur zu 60. Aber weniger ist unmöglich.

Oliver Bothe

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