Rezension

Panic! At The Disco

Too Weird To Live, Too Rare To Die!


Highlights: Far Too Young To Die // Collar Full
Genre: Radiopop
Sounds Like: Maroon 5 // Bruno Mars

VÖ: 04.10.2013

Panic! At The Disco kann man als musikalisches Chamäleon bezeichnen. Sorgten sie mit ihrem Debüt im Jahre 2006 als neue Emohelden für viel Aufsehen, war schon ihr Zweitling drei Jahre später musikalisch eine 180°-Drehung in Richtung Folk-Pop. Als wäre das nicht genug, entscheidet sich die nunmehr in anderer Besetzung auftretende Band drei Jahre später dazu, das alte Erfolgsrezept herauszuholen und es mit einer Prise Elektro zu verfeinern. Und jetzt, angekommen im Jahr 2013, legen sie eine glatte Pop-Elektro-Platte à la Maroon 5 hin. Sowas kann zwei Gründe haben: Erstens, dass die Bandmitglieder ihre überquellende Kreativität in den verschiedensten Musikbereichen darstellen und dabei der Experimentierfreude keine Grenze setzen wollen. Zweitens aber auch, dass man seine Fahne profitorientiert in den von aktuellen Charts geprägten Wind hängt. In diesem Fall scheint leider letzteres der Fall zu sein.

„Too Weird To Live, Too Rare To Die!“ hat keine Ecken und Kanten, ist ein aalglattes Radiopop-Album, das nur so vor Langeweile strotzt. So ist es vollkommen überproduziert und lädt zum Mitgröhlen ein, wie „This Is Gospel“ eindrucksvoll beweist. Über das ganze Album hinweg strecken sich „Wo-oo-oo-oo-oo“s und „Ee-ee-ee-ee-ee“s, die zwar im Kopf bleiben, jedoch nicht auf schöne Art und Weise, wie bei Coldplay und Konsorten, sondern eher auf eine unangenehme, Aggressivität schürende. Die meisten Lieder wirken, auch wegen der erschreckend eintönigen Instrumentierung, vollkommen vorhersehbar, sodass nur ganz vereinzelt Aspekte zu hören sind, die nicht schon nach kurzer Zeit zu Kopfschmerzen führen. Diese findet man am ehesten gegen Ende des Albums, wo Lieder wie „Far Too Young To Die“ oder „Collar Full“ ein wenig andeuten, was die Band wirklich kann.

Das ist aber auch die Tatsache, die dem ganzen die Krone aufsetzt: Es ist unglaublich schwer, überhaupt ein Highlight zu erkennen. Der insgesamt schlechte Eindruck kann deshalb nicht mal durch ein eingängiges, aber dennoch irgendwie schönes Radiolied auf eine andere Stufe gehoben werden. Und genau das ist das größtmögliche Manko, was man einer Band vorwerfen kann, die sich augenscheinlich dem leblosen Opportunismus-Pop verschrieben hat. Vielleicht sollten die vier Jungs mal Nachhilfe bei Miley Cyrus, Carly Rae Jepsen oder Taylor Swift nehmen, deren Musik man auf keinen Fall mögen muss, die es aber geschafft haben, ein ums andere Mal mit perfekt produzierten, glatten und eingängigen Hits aus dem Grau an Radiomusik herauszustechen. Vielleicht schaffen sie es dann noch, die Kurve zu kriegen, ansonsten rasen sie mit Vollgas in Richtung des musikalischen Super-Gaus.

Lewis Wellbrock

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