Rezension

Oracles

Bedroom Eyes


Highlights: Agharta // Chardonnay // Cries & Whispers
Genre: Psychedelic Indie Pop
Sounds Like: MGMT // Metronomy // Mac DeMarco

VÖ: 27.05.2016

Auf ihrem Debüt in Albumlänge schaffen Oracles ein opulentes, psychedelisches Klangwerk, dessen Inhalt man zwischen den zwölf Einzelkompositionen erst einmal suchen muss. Denn während die gefeierte EP „Stanford Torus“ noch von einer kindlichen Ausgeflipptheit geprägt war und Ohrwürmer an jeder Ecke um die Gunst der Hörer buhlten, schaltet „Bedroom Eyes“ merkbar einen Gang zurück. Man scheint sich selbst genug zu sein, doch das heißt in diesem Fall nichts Schlechtes: „Bedroom Eyes“ ist vertontes Wir-Gefühl, hörbares Kuscheln seiner fünf Bandmitglieder.

Schon der verträumte Jam „Lacerate Slowly“ verbreitet als Opener diese Grundstimmung des harmonischen Miteinander. In wechselnden Konstellationen, in denen jeder über den Verlauf der Platte mal singen darf, wird diese Harmonie nie gebrochen. Irgendwie passt es da, dass sich die in Köln und Berlin ansässigen Musiker für die Aufnahmen im Winter letzten Jahres auf einem Bauernhof in Schleswig-Holstein trafen. Eingerahmt von Kühen und Strohballen und wahrscheinlich in kuscheliger Wärme.

Ganz in Eigenregie produziert strahlt „Bedroom Eyes“ auf jeden Fall eine solche Wärme aus. Eine Party im Schlafanzug sozusagen, denn selbst eine tanzbare Nummer wie „Thoughts Of Love On The Verge Of Sleep“ kommt noch liebenswert verschlafen um die Ecke. Richtig gut wird es, wenn Oracles die Zügel locker lassen und Songs so Fahrt aufnehmen oder sich in treibenden Jams verlieren („Stunted“ oder „Cries & Whispers“). Oder andere Tracks sich auf Reise begeben, irgendwo beginnen und woanders enden, wie „Amoeba“ etwa, das aus der Disco in galaktische Höhen schießt und „Chardonnay“, welches schließlich am Strand im Teletubbie-Land aufschlägt.

Der Veröffentlichungstermin dürfte „Bedroom Eyes“ dabei helfen, eine der Platten zu werden, die man gerne an lauen Sommerabenden zu einem Glas Wein auflegt. Oracles halten ihre Klasse mit einem Album, das mehr ist als seine Lieder.

Jonatan Biskamp

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