Rezension

Ólafur Arnalds

...And They Have Escaped The Weight Of Darkness


Highlights: Kjurrt // Gleypa okkur // Hægt, kemur ljósið // Undan hulu
Genre: Klassik // Indiepop
Sounds Like: Sigur Rós // Peter Broderick // Nils Frahm // Hauschka

VÖ: 14.05.2010

Kaum zu glauben, dass Ólafur Arnalds mal Drummer in einer Metalcore-Band namens Fighting Shit war. Das passt ungefähr so gut, als wenn Beth Ditto früher bei Americas Next Topmodel mitgemacht hätte. Mit „Eulogy For Evolution“ bewies der Isländer nämlich schon vor zwei Jahren sein außerordentliches Talent als Komponist und Multiinstrumentalist, der klassische Musik mit einem Hauch Indiepop verband. Völlig andere Schiene also und diese wird mit „...And They Have Escaped The Weight Of Darkness“ konsequent weitergeführt.

Ólafur Arnalds verlangt dem Hörer auch dieses mal viel ab. Der Zweitling ist wie das Debüt kein Album, das man einfach mal so nebenbei hört und gleichzeitig die Wohnung durchsaugt. Man muss sich Zeit nehmen, eine gewisse innere Ruhe haben und sich vollkommen auf die Musik konzentrieren. „...And They Have Escaped...“ geht ein ganz langsames Tempo und wer das nicht mitgeht, überholt das Album früher oder später und verliert so die Bindung.

Wer Schritt hält, wird dafür allerdings auch belohnt, mit buchstäblich zum Weinen schönen Melodien. Es ist ein bisschen so wie bei den frühen Sigur Rós, nur ohne den Gesang, die Gitarre, den Bass und größtenteils auch die Drums. Obwohl letztere ab und an ganz zart und sachte eingestreut werden, liegt der Fokus eindeutig auf dem Piano und den Streichern. Sie bestimmen, ob es mal etwas lauter oder das Tempo ein wenig angezogen wird oder ob sie einfach nur alleine erklingen wollen.

Und immer, wenn dann ein Cello oder auch das Piano alleine zu hören ist, entstehen auch die intimsten Momente. Dann stehen die Töne eines einzigen Instruments im Raum und es wird schwierig, nicht zwangsläufig melancholisch zu werden. Aber manchmal will man vielleicht auch genau das und dann ist man dankbar über diese Passagen, die auf „...And They Have Escaped The Weight Of Darkness“ häufig zu finden sind. Und trotz der gewissen Traurigkeit, die allen Songs innewohnt, achtet Ólafur Arnalds darauf, dass sie nie in Kitsch und Pathos abdriften, sondern verbreitet stattdessen in vielen Fällen ein Gefühl von Hoffnung oder gar Euphorie. Ein Album wie ein guter Freund, der einen umarmt und nicht mehr loslässt. Kann man immer gebrauchen.

Benjamin Köhler

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