Sich noch für weiblichen Singer/Songwriter-Pop zu begeistern, kann heutzutage schon schwerfallen. Kaum eine andere Musikrichtung hat im Grunde schon alles gesagt, zu oft sind die Damen mit Liedern über die Liebe und die Welt zu verhaltenen Gitarrentönen einem schon begegnet. Auch deshalb ist es für EPs wie Nadine Khouris „A Song To The City“ schwer, nicht in der Masse unterzugehen. Hinzu kommt, dass es einige Durchläufe braucht, eh sich die fünf Stücke entfalten können. Wäre diese Platte ein ganzes Album, wäre dies vielleicht auch passiert. So aber lag dieser dunkelblaue Pappschuber eine Weile auf dem Schreibtisch herum und wurde ab und an Abends in unentschlossenen Momenten eingelegt. Aus ersten zufälligen Hördurchläufen wurden so absichtliche, staunende.

Der Opener „The Arms Of Love“ fällt auf den ersten Augenblick in die Kategorie: Noch eine Liebesballade. Kennen wir schon. Und doch, auch wenn das Thema schon ausgetreten ist, Khouris warmer, sanfter Stimme verzeiht man dies. Ein Achtungszeichen setzt „A Song To The City“, das Titelstück. Diese harmonischen Melodiebögen und aufbauende, dezent einsetzende Instrumente! Diese angenehme Leichtigkeit! Und natürlich: Die Streicherfalle. Im richtigen Moment die richtigen Saiten gezupft und schon ist man gefangen. „Rouge“ begleiten locker mitschnipsende Fingerbewegungen, Emiliana Torrini lässt grüßen.

Eine musikalische Großtat ist „Blue Of Princes“. Zunächst ist nur ein zupfen und eine Art Sprechgesang Khouris wahrzunehmen, bevor nach etwas mehr als einer Minute plötzlich aus dem Nichts eine Postrockwand Marke A Silver Mt. Zion den Song mit sich reißt. Wer schon immer einmal wissen wollte, wie letztere mit nicht kläglichem Gesang wohl klingen würden, wird hier fündig. Im letzten der Handvoll Stücke übt sich Khouri in „Invisible“ noch einmal in Schönheit und Zerbrechlichkeit. "A Song To The City" zeigt, dass Nadine Khouri das Zeug hat, mehr als nur musikalischer Geheimtipp zu sein.

Klaus Porst

Diskutieren

Weitersagen

Finden