Rezension

Motorpsycho & Ståle Storløkken

The Death Defying Unicorn


Highlights: -
Genre: Progressive Rock // Psychedelic Rock
Sounds Like: Land of Kush // Ulver // Opeth // The Decemberists

VÖ: 10.02.2012

Wer Motorpsycho kennt, hat sich sicherlich nicht gewundert, als die Ankündigung kam, dass die Band mit „The Death Defying Unicorn“ ein Mammutwerk veröffentlicht, das irgendwo zwischen Jazzimprovisationen und Metaloper anzusiedeln ist. Hilfe holte man sich dafür von einem Streicheroktett, einem Jazzorchester und allen voran bei dem Jazzkeyboarder Ståle Storløkken. Das Resultat ist ein Doppelalbum, dessen beide Hälften unterschiedlicher kaum sein könnten.

Das erste Kapitel steht unter dem Motto „Kurios und Exotisch“. Dem Klezmer entlehnte Klarinettenmotive treffen auf orientalisch angehauchte Streichertakte. Ausladende Orchestervariationen schaffen ein Gesamtgefüge, das fast klassisch anzumuten scheint. Zwischendurch erinnern Gesangsstrophen an die Konzeptwerke der Decemberists. Hinzu gesellen sich Stücke wie „Through The Veil“ – viertelstündige, undurchdringliche Improvisationen, die vor allem eines ausstrahlen: Unruhe. Wild flackern Töne und Takte durch die Gegend, kaum billigen es Motorpsycho und Co. dem Hörer zu, an einer Stelle haften zu bleiben. Strophe – Refrain – Strophe? Fehlanzeige.

Im zweiten Akt des Werkes erwarten uns schwere Töne, aufgeladen mit tonnenweisem Ballast. Bis an den Doommetal heran schleppen sich die Stücke, die Konfusion der ersten Hälfte wird abgelegt, stattdessen dominieren sich langsam voranschiebende Basspassagen, Bläsersoli und aufgetürmte Streicherparts. Diese könnten, wie „La Lethe“, auch als Soundtrack zu Epen wie „Herr der Ringe“ durchgehen. So, wie „La Lethe“ wütet, stellt „Sharks“ das Gegenteil dar, quasi einen ruhigen Fußweg durchs Auenland. Treu dem Motto: „Man weiß nie, was einen hinter der nächsten Tür erwartet“ setzt „Mutiny!“ dem Stilmix die Krone auf, indem 70er-Disco-Sounds, Funk und Rockelemente zu einem wilden Mix verbunden werden. Wen wundert es da, dass „Into the Mystic“ mit hippieskem Progressive Rock die zweite Albumhälfte abrundet und den Hörer zunächst mit einem verstörten Gesichtsausdruck stehen lässt? Auch weitere Durchläufe helfen kaum dabei, "The Death Defying Unicorn" als Ganzes zu greifen – kaum scheint das Einhorn an einer Lichtung erblickt, versteckt es sich erneut in einem Wust aus Soundmustern und ungeahnten Überraschungen.

Klaus Porst

Finden


Bye-Bye



Am 5. Januar 2021 haben wir éclat eingestellt. Mehr Infos hierzu gibt es auf unserer Startseite!