Rezension

Moddi

Set The House On Fire


Highlights: Heim // House By The Sea // Let The Spider Run Alive // The Architect
Genre: Folk // Singer-Songwriter
Sounds Like: Einar Stray // Team Me // Björk // Monzano // Rökkurró // Jónsi // Sigur Rós // Efterklang

VÖ: 08.03.2013

Es ist eine Hürde, die wohl jeder Künstler kennt und früher oder später einmal erleben wird: der Blick auf das weiße Blatt Papier, die Blockade im Kopf, nicht einmal der Ansatz einer Idee, aus der sich irgendetwas machen ließe. Pål Moddi Knutsen kennt diese Schwierigkeit nur zu gut. Er hatte diesen Punkt erreicht, nachdem er mit „Floriography“ ein nahezu perfektes Debütalbum vorgelegt hatte, hunderte von Konzerten gegeben und sogar noch ein hochdotiertes Stipendium der norwegischen Pophelden A-ha eingeheimst hatte. Vielleicht war es auch die Erwartungshaltung an das Zweitwerk, die kaum höher hätte sein können. Es ging jedenfalls gar nichts mehr bei Moddi. Keine Kraft, keine Energie, keine Ideen. Doch natürlich konnte er nicht lange ohne Musik sein. In der norwegischen Provinz Telemark fand sie ihn schließlich wieder, irgendwo in der Einsamkeit, wo er die Chance bekam, Abstand zu nehmen von allem und einfach abzuwarten, was passieren würde.

Nach und nach füllte sich das Notizbuch des norwegischen Musikers, bis es schließlich wie von selbst vollgepackt war mit neuen Ideen und Songs wie das großartige „House By The Sea“, das ihm wenige Tage vor der Abreise einfach zuflog und in gerade einmal einer halben Stunde fertig war. Mit seinen Songs im Gepäck kehrte Pål Moddi Knutsen zurück in die Zivilisation, rief seine Freunde zusammen und machte sich im Studio daran, alles in Songform zusammenfügen und die Essenz dieser Zeit in Abgeschiedenheit auf einem Album festzuhalten. Diese ganz ungezwungene Herangehensweise ist es, die Moddis zweites Album „Set The House On Fire“ wesentlich von seinem Vorgänger unterscheidet. Auf „Floriography“ hatte Moddi einen genauen Plan, wann was wie zu klingen hatte, die Band war exakt unterwiesen worden, jeder kannte aus zahllosen Proben den Part, den er einzunehmen hatte. Auf seinem neuen Album hat man nun nicht mehr das Gefühl, dass ein großer Plan hinter dem Album stecken würde. Wie auch die Songs nach und nach ihren Weg zu Moddi gefunden haben, so setzen sich auch die einzelnen Teile des Albums nach und nach zu einem Gesamtwerk zusammen.

Wirft man nun einen Blick auf dieses Album in seiner Gesamtheit, muss man sagen, dass es zwar nicht an das präzise ausbalancierte und unheimlich ausgewogene Debütalbum Moddis herankommt, doch auch der Ansatz, den Moddi hier verfolgt, funktioniert auf seine ganz eigene, unglaublich faszinierende Weise. So sind es vor allem diverse unheimlich starke Einzelsongs, die „Set The House On Fire“ auszeichnen. Auch wenn das laute und zum Teil recht dissonante „Let The Spider Run Alive“, das elektronisch angehauchte „The Architect“ oder das meditative „For An Unborn“ sich nur schwer unter einen Hut bringen lassen, so ist dieses Album doch in jedem Moment bereichernd und dokumentiert auf beeindruckende Weise Moddis Weg aus der Krise. Wohin auch immer seine Reise in Zukunft führen mag, etwas mehr Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten sollte der junge Norweger wirklich zeigen, wenn ein solch gelungenes Album wie „Set The House On Fire“ der Weg aus der Sackgasse ist.

Kilian Braungart

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