Rezension

Moby

Wait For Me


Highlights: Mistake // Pale Horses // JLTF
Genre: Pop // Triphop // Ambient
Sounds Like: God Is An Astronaut // Mogwai // Archive // Massive Attack // Sigur Rós

VÖ: 26.06.2009

Verhalten wirkt sie, schon das Cover deutlich reduziert, das traurige kleine Männchen mit den großen Augen gen Mond gerichtet. "Wait For Me", der Titel, suggeriert Stillstand, strahlt Ruhe aus. Ja, hierbei handelt es sich um die neue Platte von Moby, seine insgesamt neunte. Und wieder einmal ist alles anders. Moby präsentiert sich einmal mehr als wandelbares Element, nach Techno, Rave, Pop, New-Order-Huldigungen und "Last Night", der letztjährigen Zeitraffervertonung einer Diskonacht. Nun "Wait For Me" und alles soll anders sein. Durch eine Rede David Lynchs sei ihm ein Moment der Erleuchtung passiert, als zu Kreativität und Selbstverwirklichung gemahnt wurde – Moby hatte ein neues Ziel im Leben.

"Wait For Me" sei also das Ergebnis eines kreativen Prozesses, dessen einzige Vorgabe es sei, Moby zu gefallen und nicht dem Marketingschema der Plattenfirma. Umso erstaunlicher ist, wie Moby diesen scheinbar riesigen Motivationsschub musikalisch umsetzt: "Wait For Me" ist sein bislang ruhigstes Werk, weitgehend dominiert von ausufernden Keyboardflächen und verhaltenen Piano- und Streichermelodien. Nur gut die Hälfte der Stücke beinhalten überhaupt Gesang und auch hier nimmt sich Moby sehr zurück, überlässt das Feld vornehmlich Damen mit hellen, zarten Stimmen. Herausragend hierbei "Pale Horses" und "JLTF", lediglich in "Mistake" traut sich der Meister noch einmal selbst an das Mikrophon. Nicht nur das stellt diesen Song etwas über dem Rest des Album heraus, sondern auch der Umstand, dass in diesem Stück Gitarren und Referenzen an den Sound der späten Siebziger existieren.

Man könnte "Wait For Me" vorwerfen, es plätschere gediegen vor sich hin, (fast) ganz ohne Höhepunkte. Für Clubs und Tanzflächen ist es völlig ungeeignet. Dass Moby hier ein Album schafft, das wenig begeistern kann. Wohlmöglich stimmt das alles auch. Wenn man "Wait For Me" allerdings keine Erwartungen und keinen Kontext gegenüberstellt, ist das Album genau das, was bereits das Cover ausdrückt: Eine Ansammlung von Stücken, denen man im Angesicht des Mondes ohne Hast lauschen kann. In Momenten völliger Ruhe wissen diese Stücke sehr zu überzeugen, dann mag einen das, was vorher etwas langatmig klang, gefangen nehmen und 52 Minuten lang dem stressigen Alltag entfliegen lassen. Man muss ja nicht jeden Abend in der Disko verbringen.

Klaus Porst

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