Rezension

Milagres

Glowing Mouth


Highlights: Here To Stay // Glowing Mouth // Gentle Beast // Gone
Genre: Indie-Rock // Pop
Sounds Like: Local Natives // Grizzly Bear // Vampire Weekend // Ra Ra Riot

VÖ: 20.01.2012

Wieder einmal ist es Brooklyn. Es ist ja keineswegs so, dass die Musikszene des New Yorker Stadtteils in den letzten Jahren nicht schon genug abgefeiert worden wäre. Aber was soll man auch machen, wenn dort pausenlos neue spannende Bands aus dem Boden schießen, an denen eigentlich kein Weg vorbei führt. Während also Dirty Projectors, Local Natives und Konsorten vorerst auf neue Werke warten lassen, übernimmt ein Newcomer den Part, Brooklyn weiter im Gespräch zu halten.

Milagres ist der Name der Band, von der hier die Rede ist. Begonnen hat die Geschichte von Milagres vor drei Jahren, nachdem Sänger und Kopf der Band Kyle Wilson einen schweren Kletterunfall hatte. Ans Krankenbett gebunden und aufgerüttelt durch dieses Trauma, das ihn leicht das Leben hätte kosten können, macht sich Wilson, der zuvor eher sporadisch musikalisch tätig war, ans Schreiben neuer Songs. Warum er für sein neues Projekt das portugiesische Wort für „Wunder“ wählte, scheint auf der Hand zu liegen. Ziemlich rasch wurde aus Milagres dann eine fünfköpfige Band, deren Debütalbum „Glowing Mouth“ nun vielerorts für Aufsehen sorgt.

Warum das so ist, erscheint zunächst nicht unbedingt nachvollziehbar, denn wirklich neu an dem, was die junge Band hier von sich gibt, ist eigentlich nichts. Weder der Mix aus experimentellem Rock, Pop und Folk noch Wilsons Falsettgesang überraschen einen, doch irgendwie packt einen diese Musik, die in Songs wie „Here To Stay“ diesen leichtfüßigen Pop-Appeal besitzt, aber doch irgendwie tiefer geht. Zwielichtige Stücke wie „Lost In The Dark“ mit seinen dunklen Synthieklängen oder das von der Akustikgitarre getragene „Moon On The Sea's Gate“ schlagen da schon eine andere Richtung ein. Das hier ist keine kurzlebige Musik für den Moment, so viel steht fest. Wenn man Songs wie das grandiose „Gentle Beast“ gehört hat oder von dem unbeschreiblich schönen Refrain von „Gone“ überrascht wird, weiß man, dass einen dieses Album noch einige Zeit begleiten wird, weil es einem diese Momente bietet, die man auf der Suche nach neuer Musik immer zu finden hofft und die man wieder und wieder erleben möchte. „Glowing Mouth“ ist anspruchsvoll, vielseitig, aber auch eingängig und hat genug Herz, um einen mitzureißen. Auch wenn „Glowing Mouth“ in seiner Gesamtheit manchmal etwas zerfahren wirkt und nicht immer das ganze Können dieser jungen Band zeigt, so ist man doch froh, dass es diesen Stadtteil in New York gibt, auf den man immer zählen kann. Auf Brooklyn ist einfach Verlass.

Kilian Braungart

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Video zu "Here To Stay":

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