Rezension

Mike Patton

Mondo Cane


Highlights: Ore D’ Amore // 20 KM Al Giorno // Urlo Negro // Scalinatella
Genre: Klassik // Filmmusik
Sounds Like: Mr. Bungle // Ennio Morricone // Fantomas

VÖ: 07.05.2010

Manchmal fragt man sich schon, wie so ein Tag im Leben des Mike Patton aussieht. Prinzipiell kein Geräusch der Welt ist davor sicher, von ihm aufgegriffen und neu interpretiert zu werden. Ob Zombies in Horrorfilmen und Computerspielen, vertonte Kochbücher, merkwürdige Geräusche in diversen Projekten mit John Zorn oder einfach nur die Alben seiner unzählbaren Bands – Faith No More, Mr. Bungle, Fantomas, Peeping Tom und so weiter –, Patton kann alles. Auch vor sprachlichen Barrieren macht er nicht halt – bereits mit Faith No More gab es einige Experimente auf Spanisch oder gar Deutsch. Nun ist Italien der Mittelpunkt seiner Welt. Auf „Mondo Cane“ interpretiert er italienische Filmmusik und Schlager aus den 50er und 60er Jahren des letzten Jahrhunderts zusammen mit einem Orchester. Und auch wenn man die Texte nichtmal im Ansatz versteht: „Mondo Cane“ ist trotzdem ein Fest.

Allein die Gesangsleistung dieses Mannes sorgt immer wieder für ein kopfschüttelndes „Wie macht er das nur?“. Mit maximal intonierter Schmalzigkeit beginnt „Il Cielo In Una Stanza“. Kitschige Streicher, weit ausladende musikalische Gestik, herrlich. Was dennoch für einen unangenehmen Nebeneffekt sorgt, ist der schlechte Sound der Aufnahme. Es knarzt und klingt sehr blechern, als wäre es eine schlechte Demoaufnahme. Der Effekt ist allerdings nur beim ersten Stück zu hören. Es folgt das verrückte, von schnellen Bläsern getragene „Che Notte“, das auch eine vertonte Jagd zwischen Tom und Jerry sein könnte. „Ore D’Amore“, in etwa „Zeit der Liebe“, sagt als Titel auch bereits alles und verrät, warum Patton die Damen reihenweise zu Füße liegen müssen. Jegliches Klischee, das man mit den Worten „Italien“ und „Liebesschnulze“ verbindet, wird hier übererfüllt. Wer mal wieder eine Frau für ein abendliches italienisches Essen zu sich einlädt, kommt um derartige Beschallung nicht herum.

Wo von italienischer Filmmusik die Rede ist, darf natürlich Ennio Morricone nicht fehlen. Morricone, das ist nicht nur „Spiel mir das Lied vom Tod“, das sind auch Stücke wie das hier gecoverte „Deep Down“, samt Frauenchor (ausnahmsweise mal nicht von Patton selbst eingesungen) und Glockenspieleinsatz. Thematisch genanntem Todeslied näher ist dafür „Quello Che Contra“, vor allem wegen seines langen Trompetenintros und der einsamen Violine, die Teile des sehr getragenen Stückes begleitet. Als weiteres Beispiel der Breite Mike Pattons stimmlicher Möglichkeiten existiert „Urlo Negro“. Fiese Schreie geben sich abwechselnd mir radiotauglichem Schlagergesang die Klinke in die Hand. Weitere Highlights das smoothe „20 KM Al Giorno“ oder die Ballade „Scalinatella“.

„Mondo Cane“ ist nicht nur etwas für Hardcore-Patton-Fans, die jedes Geräusch sammeln, das er irgendwie auf eine Scheibe presst. Wer ein Faible für Italien, herzzerreißende Schlager oder Filmtitel hat, macht mit diesem Album bestimmt nichts falsch. Bleibt nur noch abzuwarten, was Mike Patton als nächstes hervorzaubert.

Klaus Porst

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