Rezension

Meshuggah

The Violent Sleep Of Reason


Highlights: Clockworks // Into Dissonance
Genre: Extreme Metal // Progressive Metal
Sounds Like: Shining // Mastodon // Tool // Dillinger Escape Plan // Converge

VÖ: 07.10.2016

Die Verdienste, die Meshuggah sich im heimischen Schrank einrahmen lassen könnten, sind nahezu unvergleichbar. Was haben die Schweden im Laufe ihrer 30-jährigen Karriere nicht alles als Innovatoren beeinflusst! Gleichwohl ist der große kommerzielle Erfolg ausgeblieben. Zu nischenhaft, zu sperrig ist ihr Gesamtwerk. Stadien füllen andere, aber den eigenen Wikipedia-Artikel für einen speziellen Akkord („Djent“) bekommen Meshuggah.

„The Violent Sleep Of Reason” ist nun so ein neues Monstrum, durch das man sich als Hörer wühlen darf. Natürlich ist es wieder tonnenschwere Kost, die serviert wird, allein die vielschichtigen, schrägen, gegeneinander laufenden polyrhythmischen Bestandteile genügen einer ganzen Generation von Musiktheoretikern zur Ausgangsbasis für Doktorarbeiten. Dennoch zeigt sich ein Umstand recht schnell und offensichtlich: „The Violent Sleep Of Reason” ist der wohl erste Output der Schweden, der ihrem Werk im Grunde nichts Neues hinzufügt. Stetig auf der Suche nach neuen Fahrwassern waren Meshuggah beinahe schon überall unterwegs. Jazz, Deathmetal, Speedmetal, gar Folk. Diese Platte nun präsentiert sich aus einem Guss – immer am Limit und mit immer wiederkehrenden Mustern. Dies liegt auch an der geänderten Herangehensweise der Musiker: Statt die Stücke Teil um Teil und unter Zuhilfenahme von Computern puzzleartig zusammenzufügen, ging man auf dem achten Longplayer einen anderen Weg.

Man ging einfach zusammen ins Studio. Das Resultat laut Presseinfo: „Diesmal lief alles viel organischer, wir spielten die Songs gemeinsam ein – die Gitarristen hatten ihren eigenen kleinen Aufnahmeraum, Jens hatte einen, Dick saß direkt neben meinem Drumset und so zockten wir uns gemeinsam durch die Tracks, ähnlich wie die Metal-Bands damals in den 80ern und 90ern. Sie klingen vielleicht nicht mehr so hochgezüchtet, aber dafür liefern sie eine Energie, wie es sie bei Meshuggah lange nicht mehr gegeben hat. Die letzten Alben waren zu perfekt – dieses hier ist weniger perfekt, aber dafür lebendiger.“

An Meilensteinen der Metalgeschichte, wie „ObZen“ mit dem Übersong „Bleed“, reicht „The Violent Sleep Of Reason” dabei nicht heran und das ist auch gar nicht gewünscht. Auch die stetigen Stilwechsel, wie beispielsweise noch bei „Koloss“, bei dem der Opener „I Am Kolossus“ und „The Demons Name Is Surveillance“ nacheinander mehrere Metalgenres aufmischen, bleiben aus. Nach 30 Jahren Bandgeschichte setzen sich Meshuggah statt vor den PC nun also mal wieder gemeinsam ins Studio und zocken eine Runde. Das Ergebnis ist ein homogenes, eine Stunde dauerndes Geballer, welches die Elemente, mit denen Meshuggah die Metalgeschichte prägten, aufgreift und in organischer Urform in die Welt hinauslärmt.

Klaus Porst

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